Schonach, Weltcup nordische Kombination

Wintersport | Nordische Kombination So kämpft die Wintersport-Hochburg Schonach gegen den Klimawandel

Stand: 23.01.2025 08:21 Uhr

Der Weltcup der Nordischen Kombinierer in Schonach war ein Wintermärchen im Sonnenschein, das aber fast ausgefallen wäre. Schnee konnte erst in letzter Sekunde produziert werden.

Vor 20 bis 30 Jahren, erzählen einheimische Schonacher wehmütig, lag im Januar meterhoch Schnee im Schwarzwald. Aber die Zeiten sind vorbei. Oft gibt es keinen weißen Niederschlag und wenigstens kalt genug muss es sein, um Schnee technisch herzustellen. In diesem Jahr war das ein Rennen gegen die Zeit. Erst eine Woche vor dem Weltcup der Nordischen Kombination war es kalt genug, um Schnee zu produzieren.

Schonach freut sich übers Wetter und auf den Weltcup

Wir hatten nur zweieinhalb kalte Tage, um gerade noch rechtzeitig Schnee für die Loipe und die Schanze zu produzieren. Wir schneien nur dann, wenn es effizient ist, dadurch sparen wir Wasser und Energie. Christian Herr, Chef des Organisationskomitees in Schonach

Schneesicherheit wird es im Schwarzwald nicht mehr geben

Und so schlängelte sich ein weißes Band auf grüner Wiese durch das Wittenbachtal in Schonach. Und das mitten im Januar, wo früher selbstverständlich massig Schnee lag. Die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht zu leugnen und die Prognosen, was Schneesicherheit angeht im nur 881 Meter hoch gelegenen Schonach, verheißen nichts Gutes. Klimaforscher sagen voraus, dass es Schneesicherheit in Zukunft nur oberhalb von 1500 Meter geben wird. In Schonach will man aber so lange wie möglich auf Schnee Skispringen und Langlaufen.

Wir sind halt Wintersport, wie der Name schon sagt. Man sollte möglichst lange den Winter erhalten. Franz Steinle, Ehrenpräsident des Deutschen Ski Verbandes

Es ist also Kreativität gefragt, der Wintersport muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Zum Beispiel wird der Wettkampfkalender dem Winter angepasst. Im November und Dezember finden die Wettbewerbe im schneesicheren Skandinavien statt und erst im Januar und Februar in Mitteleuropa. Außerdem versucht man der Verantwortung gerecht zu werden und den CO2-Fußabdruck bei Weltcupveranstaltungen so klein wie möglich zu halten. In Schonach wird deshalb versucht, die Besucher zu motivieren, auf das eigene Auto zu verzichten. Die Eintrittskarte berechtigte zur kostenlosen Anreise aus ganz Baden-Württemberg. "Das bedeutet ca. zehn Tonnen weniger CO2-Ausstoß über die ganze Veranstaltung", so OK-Chef Christian Herr.

Kaiserwetter bei der Nordischen Kombination in Schonach

Fast 15.000 Menschen besuchten den Weltcup in Schonach

Außerdem produziert eine Solaranlage auf dem Holzhaus an der Langlaufstrecke Ökostrom und seit diesem Jahr werden Presse, VIP-, Wachs- und Festzelt klimaschonend mit einer mobilen Holzpelletsanlage beheizt. Selbst die Sportler gehen neue Wege. Statt zehn Wachscontainern für die verschiedenen Nationen gibt es nur noch ein Wachszelt und ein Einheitswachs für alle, auch das spart Ressourcen ein.

Das ist aber längst nicht alles, es wird an vielen kleinen Stellschrauben gedreht, wiederverwendbares Geschirr und Becher sind genauso selbstverständlich wie ein papierloses Pressezentrum und trotzdem sind noch nicht alle Energiefresser erfasst und identifiziert. Aber auch daran wird gearbeitet. Schonach will seinen CO2-Fußabdruck berechnen, um noch mehr tun zu können.

Mit einer Datenerhebung berechnet Schonach seinen CO2-Fußabdruck

Aber selbst, wenn man den CO2-Fußabdruck auf ein Minimum reduziert, ist man sich im Schwarzwald bewusst, dass die Tage an denen es weiß ist und man Profisport betreiben kann, immer weniger werden. Christian Herr will diese Herausforderung aber annehmen, solange es geht. Die Idee, mehr Flexibilität.

Wir wollen dann Wintersport betreiben, wenn das Wetter stimmt. Aber das ist leichter ausgesprochen als umgesetzt, damit müssen wir uns beschäftigen und eine flexible Logistik im Hintergrund aufbauen, um im Schwarzwald auch in Zukunft wunderschönen Wintersport präsentieren zu können." Christian Herr, OK-Chef Weltcup in Schonach

Wenn es das Wetter und die Schneeverhältnisse zulassen, finden am Wochenende (23.1.-26.1.2025) bereits die nächsten Wettkämpfe in Schonach statt, der FIS-Continental-Cup macht Station. Und die Planungen für den nächsten Weltcup laufen auch bereits: In Schonach zweifelt man nicht daran, dass es auch einen 60. Schwarzwaldpokal geben wird.