
Neuer Vertrag für den Trainer Sebastian Hoeneß will den VfB Stuttgart wieder nach Europa führen
Die Abschieds-Spekulationen beim VfB Stuttgart sind beendet: Trainer Sebastian Hoeneß verlängert seinen Vertrag bis 2028. Damit sendet der VfB ein Signal an die Konkurrenz. Doch es gibt ein warnendes Beispiel.
Als Sebastian Hoeneß zu Beginn einer Videobotschaft seine Vertragsverlängerung beim VfB Stuttgart verkündete, ging der Rest seiner Ansprache im lauten Jubel unter. Die mehr als 1.500 Vereinsmitglieder in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle reagierten bei der Hauptversammlung des Fußball-Bundesligisten mit langem Beifall. Und sie jubelten erneut, als Vorstandschef Alexander Wehrle verkündete, dass der neue Kontrakt keine Ausstiegsklausel beinhaltet.

Cheftrainer Sebastian Hoeneß verkündet auf der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart per Videobotschaft seine vorzeitige Vertragsverlängerung
Nach den Spekulationen um ein angebliches Interesse von RB Leipzig, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen an Hoeneß bekennt sich der 42-Jährige also zum VfB. Die Gerüchte um einen möglichen Wechsel nach Leipzig hatte RB-Sportchef Marcel Schäfer ohnehin klar dementiert.
Statt Abschied: Hoeneß unterschreibt bis 2028
Hoeneß selbst hatte auf Nachfragen immer gelassen reagiert. Er habe sich nach seiner Ankunft in Stuttgart vor knapp zwei Jahren gleich "am richtigen Ort" gefühlt. Dieses Gefühl habe sich noch verstärkt. Und dass Wehrle die vorzeitige Verlängerung mit dem Fußball-Lehrer um ein Jahr bis zum 30. Juni 2028 regelrecht zelebrierte, zeigt, welche Bedeutung der Verein dem Verbleib des Erfolgstrainers beimisst.
Für Sportvorstand Fabian Wohlgemuth ist Hoeneß "der ideale Trainer für uns". Man habe immer das Gefühl gehabt, dass Hoeneß "mit dem Herzen da ist. Er ist bodenständig, sachlich und Inhalte stehen im Vordergrund", lobte Wohlgemuth am SWR-Mirkofon den 42-Jährigen. "Er hat die Gabe, mit einer Mannschaft zusammenzuarbeiten und alle auf Augenhöhe zu erwischen, aber auch mal die harten Töne zu treffen, wenn es erforderlich ist."
Hoeneß möchte Mannschaft weiterentwickeln
Es ist zugleich eine klare Botschaft: Der fünfmalige deutsche Meister hat die schlechten Zeiten mit sportlichen und finanziellen Krisen, etlichen Trainer-Wechseln sowie zwei Abstiegen hinter sich gelassen. Der VfB möchte ambitioniert angreifen und dauerhaft zu den Top 6 der Bundesliga gehören.
Oder wie es Hoeneß, dessen Vertrag zuvor bis 2027 gelaufen war, sagte: Die Mannschaft müsse weiterentwickelt und verstärkt werden. Denn: "Wir wollen dauerhaft den Anspruch erheben können, mit dem VfB im internationalen Wettbewerb vertreten zu sein." Die nach der Liga-Phase zu Ende gegangene Champions-League-Teilnahme soll keine Eintagsfliege gewesen sein. Mindestens die Europa League will der Verein in dieser Saison noch erreichen.
Holt uns diesen Cup zurück ins Schwabenland. Alexander Wehrle - Vorstandsvorsitzender VfB zum DFB-Pokal
VfB Stuttgart hofft auf einen "Schub"
Das alles drängte die Wahl eines neuen Präsidiums, um die es bei der Mitgliederversammlung laut Programm eigentlich ging, in den Hintergrund. Zum neuen Präsidenten wurde mit großer Mehrheit Dietmar Allgaier gewählt, der den Traditionsclub nach der Abwahl seines Vorgängers Claus Vogt im vergangenen Juli zunächst kommissarisch geführt hatte.
Auch der 58-jährige Allgaier und Wehrle hoffen, dass der Tabellen-Zehnte nach der jüngsten Ergebniskrise im Saisonendspurt der Bundesliga noch einmal zulegt und am 24. Mai in Berlin den DFB-Pokal gewinnt. Im Cup-Wettbewerb empfangen die Stuttgarter im Halbfinale am 2. April RB Leipzig (live im Audiostream der Sportschau). "Ich denke, dass das insgesamt noch einmal einen Schub gibt", sagte der Ludwigsburger Landrat zur Verlängerung mit Hoeneß. Wehrle stellte klar: "Holt uns diesen Cup zurück ins Schwabenland."
Das alles geschah allerdings vor dem Hintergrund, dass der VfB zuletzt aus acht Bundesliga-Spielen nur fünf Punkte holte und in der Tabelle auf Rang zehn abrutschte. Der Rückstand auf den sechsten Platz beträgt acht Spieltage vor dem Saisonende fünf Punkte. Der auf Rang vier, der die erneute Qualifikation für die Champions League bedeuten würde, sogar acht Zähler.
Hoeneß blieb in Hoffenheim ohne dauerhaften Erfolg
Das weckte bei dem einen oder anderen Beobachter Erinnerungen an Hoeneß' Zeit bei der TSG Hoffenheim. In der Saison 2021/22 gewannen die Kraichgauer keines der letzten neun Spiele und holten nur noch drei Punkte. Sie verschlechterten sich vom vierten auf den neunten Tabellenplatz. Für den Coach war danach Schluss bei der TSG.
Hoeneß muss nun also nachweisen, dass er langfristig für Erfolg sorgen kann. Nachdem er die Stuttgarter vor zwei Jahren als Tabellenletzter übernommen hatte, schaffte er mit dem Team noch den Klassenverbleib, machte viele Profis besser und führte sie in der folgenden Saison auf Rang zwei. Und jetzt?
Ruhe und finanzielle Stabilität beim VfB
Die Rahmenbedingungen für dauerhaften Erfolg sind beim VfB zumindest gegeben. Nach Jahren mit Streitereien auf der Führungsebene sowie sportlichen und finanziellen Krisen steht der Club wesentlich solider da. Unter AG-Chef Wehrle und Vereinspräsident Allgaier ist Ruhe eingekehrt, zudem wies der VfB im Geschäftsjahr 2024 einen Rekordumsatz von fast 299,8 Millionen Euro und einen Rekordgewinn von 15,4 Millionen Euro aus. Das Finanzergebnis bringe den VfB den "Konsolidierungszielen schneller näher als geplant", sagte Wehrle.
Sendung am Sa., 22.3.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW