Yemisi Ogunleye beim ISTAF in Berlin.

Kugelstoßen Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye: "Ich möchte Träume entfachen"

Stand: 30.09.2024 16:02 Uhr

Die Mannheimer Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye sorgte für eine der überraschendsten deutschen Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Paris. Im Sporthilfe-Urlaub "Club der Besten" kann sie ihren Erfolg erstmals in Ruhe sacken lassen.

Wasserrutschen-Wettrennen, Boxtraining oder eine Runde Tennis: Yemisi Ogunleye genießt es, nach ihrem Olympiasieg abzuschalten. Im „Club der Besten“ werden von der deutschen Sporthilfe die erfolgreichsten Athletinnen und Athleten zu einem gemeinsamen Urlaub eingeladen. Neue Sportarten und neue Begegnungen sorgen für Entspannung und Begeisterung. Für die Mannheimer Kugelstoßerin ist es nach ihren sportlichen Höhepunkten auch eine Gelegenheit, sich zu sammeln und ihre Leistungen zu verarbeiten.

"Ich bin die gleiche Yemi, wie davor auch"

Yemisi Ogunleye hatte sich mit ihrer 20-Meter-Punktlandung in Paris nicht nur zur Olympiasiegerin gestoßen, sondern sich damit auch in eine neue Welt katapultiert. Sie selbst ist aber sicher, dass sie sich trotz medialer Aufmerksamkeit und sportlichem Erfolg nicht verändert hat: „Ich bin die gleiche Yemi, wie davor auch.“

Die gleiche Person in ganz neuen Umständen: Die Medienanfragen sind kaum noch zu bewältigen und in der Öffentlichkeit wird sie mittlerweile von vielen erkannt. "Wenn man über die Straße läuft, nehmen einen die Leute ganz anders wahr", stellt die 25-Jährige fest. Dass sich so viele Menschen bei ihr melden und Anteil an ihrem Erfolg nehmen, macht sie dankbar und glücklich.

Trotzdem ist der Trubel um ihre Person auch eine Herausforderung: "Wir sind Sportler und darauf getrimmt, Leistung zu bringen. Die mediale Verantwortung gehört mit dazu. Ich denke, ich bin dieser Herausforderung gewachsen", erklärt die Mannheimerin.

Vorbild für die Jugend: "Träume entfachen"

Eine Sache, die Yemisi Ogunleye nach ihrem Olympiasieg besonders am Herzen liegt, ist der Austausch mit jüngeren Athletinnen und Athleten: "Es ermutigt mich, wenn die Kinder aus meinem Verein bei der MTG Mannheim zu mir kommen und mit mir über diese Goldmedaille sprechen wollen."

Solche Momente bewegen den "Shooting Star" der deutschen Leichtathletik und motivieren sie, auch weiterhin in der Weltspitze mitzumischen. Denn Yemisi Ogunleyes Erfolge spornen nicht nur sie selbst, sondern auch die Jugendlichen an: "Solche Leistungen können die Kinder antreiben und Träume in ihnen entfachen."

Club der Besten: Austoben, Austauschen und Abtauchen

Im Aldiana Club in Antalya haben sich auf Einladung der Sporthilfe Deutschlands beste Athletinnen und Athleten zu einem Eventurlaub getroffen. Neben den Leichtathletik-Kollegen wie Zehnkampf-Silbermedaillengewinner Leo Neugebauer, Sprintstaffel-Bronzemedaillengewinnerin Gina Lückenkemper und Lisa Mayer, konnte sich Yemisi Ogunleye auch mit Sportlerinnen und Sportlern anderer Disziplinen austauschen. Eine besondere und bereichernde Erfahrung, für die im dicht getakteten Sportalltag meistens wenig Zeit bleibt.

YouTube-Video von SWR Sport: "Kugelstoßen & Gospel-Chor: Yemisi Ogunleye will zu Olympia"

Aber auch sportlich wird für die Teilnehmenden einiges geboten. Die Kugelstoß-Olympiasiegerin hatte sich beispielsweise im Boxen oder auch bei einem Wasserboard-Zirkeltraining ausprobiert: "Da steht man morgens auf einem wackeligen Wasserboard und macht Kraftübungen. Das war echt eine Herausforderung."

Auch wenn der Spaß und der Austausch im Vordergrund stehen, erklärt Yemisi mit einem Schmunzeln: "Wir sind ja trotzdem alle Leistungssportler und wollen gewinnen. Im Wasserrutschen bin ich mit meinem Team leider Letzter geworden."

Yemisi Ogunleye: "Ich bin noch nicht bei 100 Prozent"

Wer im Kugelstoßen der Frauen die 20 Meter knackt und Olympiasiegerin wird, der könnte mit Recht behaupten, alles erreicht zu haben. Doch Yemisi Ogunleye ist trotz ihrer Erfolge weit davon entfernt, ans Aufhören zu denken: "Ich habe erst vor vier Jahren meine Technik im Stoßen umgestellt, ich bin noch nicht bei 100 Prozent angekommen. Das treibt mich an, die Kugel auch jenseits der 20 Meter zu stoßen."

Neue Technik, neue Weiten

Yemisi Ogunleye stellt 2020 von der Angleit- auf die Drehstoßtechnik im Kugelstoßen um. Grund dafür sind zwei Kreuzbandrisse und ein Knorpelschaden im Knie. Kurzzeitig dachte sie, sie muss ihre Karriere beenden. Die Drehtechnik ist jedoch schonender für das Knie als das abrubte Abstoppen beim Angleiten. So konnte Yemisi Ogunleye weiterhin ihren Leistungssport ausüben. Vor der Umstellung lag ihre Bestweite bei 17,36 Metern. Nach der Technikänderung explodierten ihre Leistungen. Innerhalb von vier Jahren verbesserte sie sich um fast drei Meter. 2021: 18,13 Meter (5.6.21, Braunschweig) 2022: 18,14 Meter (13.7.22, Bad Liebenzell) 2023: 19,44 Meter (26.8.23, Budapest) 2024: 20,19 Meter (1.3.24, Glasgow)

Ausruhen ist für die Kugelstoßerin also nur im Club der Besten eine Option. Kugelstoßen ist und bleibt ihre Leidenschaft. Nach der Erholungspause wartet 2025 mit der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Tokio schon der nächste Höhepunkt auf die Mannheimerin: "Da schlummert noch was in mir, es kann also weitergehen und darauf freue ich mich."

Sendung am So., 29.9.2024 19:45 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP