So lief die Saison 2024/25 bisher Winterbilanz KSC: Die beeindruckende Entwicklung eines Teams
Der KSC hat die Hinrunde der 2. Fußball-Bundesliga auf Rang zwei abgeschlossen und überwintert auf einem Aufstiegsgsplatz. Von den vielen Abgängen vor der Saison profitieren einige Spieler, meint SWR-Sportredakteur Stefan Sander.
Vor Beginn der Saison 24/25 hatte der Karlsruher SC 13 Abgänge zu verschmerzen. Den Verein verließen unter anderem Leistungsträger wie Paul Nebel (Mainz 05) und Igor Matanovic (Eintracht Frankfurt). Kapitän Jerome Gondorf beendete seine Karriere und auch Routinier Lars Stindl hing seine Fußballschuhe an den Nagel. In der Defensive hatten die Karlsruher unter anderem Abgänge wie Stammtorhüter Patrick Drewes zu verkraften. Niemand wusste so richtig, ob es der KSC schafft, die vielen Wechsel zu kompensieren und welche Rolle die Mannschaft in der neuen Saison in der 2. Fußball-Bundesliga spielen würde.
Aus Karlsruher Sport-Club wurde Karlsruher Spektakel-Club
Die Saison begann mit einem furiosen Spiel im Wildpark gegen den 1. FC Nürnberg. Beim Debüt von Club-Trainer Miroslav Klose lag der KSC zwischenzeitlich mit 0:2 zurück und drehte das Spiel in einen 3:2-Sieg. Ein KSC-Profi überragte dabei besonders – Budu Zivzivadze. Der georgische Nationalspieler war mit wenig Einsatzzeit bei der Europameisterschaft enttäuscht zur Sommervorbereitung nach Karlsruhe zurückgekehrt und schoss seinen Frust mit drei Treffern im ersten Saisonspiel direkt weg. Mittlerweile führt er die Torschützenliste mit zwölf Treffern an. So viele Tore hatte Zivzivadze letzte Saison in der kompletten Spielzeit erzielt. Es wirkte, als ob der Stürmer nach dem Leih-Ende von Igor Matanovic aus dem Schatten seinen Sturmpartners heraustreten konnte und noch mehr Verantwortung übernahm.
Zivzivadze regt Konkurrenzkampf an
Der Georgier war allerdings nicht der Einzige, der beim KSC regelmäßig traf. Auch Marvin Wanitzek gehörte in der Hinrundel mit sechs Treffern und neun Vorlagen zu den Topscorern der 2. Bundesliga. Der zentrale Mittelfeldspieler übernahm vor der Saison das Amt des Mannschaftskapitäns von Jerome Gondorf und löste diesen mit Bravour ab. Wanitzek ging bereits zu Beginn der Spielzeit vorneweg.
Ein Beispiel dafür war das 4:4 beim 1. FC Köln, als der KSC nach 15 Spielminuten 0:3 hinten lag und am Ende einen Punkt holte. Wanitzek erzielte in diesem Spiel drei Treffer und entwickelte sich im Laufe der Spiele immer weiter zur Führungsfigur. Auf dem Fußballplatz oder in Interviews ist er kein Lautsprecher, aber was er sagt, ist bedacht und hat Hand und Fuß. Noch wichtiger ist es für den KSC, dass Wanitzek konstante Leistungen bringt und damit die Mannschaft mitzieht. Er gibt das Spieltempo der Karlsruher vor.
Nur einen Treffer weniger als Marvin Wanitzek erzielte in der aktuellen Spielzeit Fabian Schleusener. Vor der Saison wurde noch spekuliert, ob Schleusener in die Türkei wechseln würde. Der Offensivspieler blieb in Karlsruhe und drehte mit drei Treffern in den letzten fünf Spielen nochmal ordentlich auf. Der Stürmer wirkte besonders in den letzten Partien vor dem Jahreswechsel sehr befreit - immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Wechselgedanken schienen verpufft zu sein.
KSC-Trainer Christian Eichner: Das "K" steht für Konstanz
Den größten Anteil am Erfolg hat wohl Coach Christian Eichner, der seit Jahren einen klaren Plan beim KSC verfolgt. Er ist seit 2020 offiziell Cheftrainer und war davor als Spieler und Nachwuchstrainer im Verein. Eichner identifiziert sich mit dem KSC, seine Handschrift ist von der Spielweise her über Jahre zu erkennen. Hohes Pressing in bestimmten Spielphasen, schnelle Umschaltmomente, viele Flanken über außen und ein mutiges Auftreten im Spiel nach vorne. Der Trainer schaffte es nach vielen Abgängen eine Einheit auf den Platz zu bringen, die gut funktionierte.
Das Gerüst der aktuellen Startelf war bereits in der Saison davor schon beim KSC im Kader und die Spielabläufe waren bekannt. Eichner gab vielen Spielern allerdings neue Rollen und mehr Verantwortung - mit Erfolg. Mit seiner Vertragsverlängerung bis Sommer 2027 bekannte er sich zum KSC und sprach immer wieder vom Potenzial der Mannschaft, an das er glaube.
Defensive beim KSC ausbaufähig
Trotzdem gab es vor dem Jahreswechsel beim Karlsruher SC auch schlechtere Phasen. Nach dem guten Start in die Saison stand der KSC am 9. Spieltag auf Platz zwei der Liga. Danach holte die Mannschaft aus sechs Spielen aber nur vier Punkte. Es wirkte, als ob die Spieler in diesem Zeitraum müde waren und die Frische fehlte. Der KSC schaffte es in 17 Partien in der 2. Bundesliga nur zweimal, zu null zu spielen. Die Statistik ist ein Indiz dafür, dass sich die Defensive im neuen Jahr stabilisieren muss. Mit 31 Gegentreffern bekamen nur Regensburg, Braunschweig, Schalke und Fürth mehr Gegentore als die Karlsruher.
Was dem KSC Mut machen kann, ist die Rückrunde der vergangenen Saison. Da war man die zweitbeste Mannschaft der Liga und spielte davor eine deutlich schlechtere Hinrunde als in dieser Spielzeit. Es wird spannend, ob die Leistungsträger weiter in ihren neuen Rollen überzeugen können. Wenn Zivzivadze, Wanitzek und Schleusener verletzungsfrei bleiben und der KSC es schafft, die Anfälligkeit in der Defensive abzustellen, dann werden sie bis zum Ende der Saison oben mitspielen.