Fußball Mainz 05 - die ineffizienteste Mannschaft der Bundesliga
Der 1. FSV Mainz 05 hat in den vergangenen vier Spielen zehn Tore erzielt. Doch die Chancenverwertung bleibt auch auch unter Bo Henriksen ein Problem. Ein Blick auf die Statistik.
Die Ausgangslage beim FSV Mainz 05 (28 Punkte) ist klar und eindeutig. Vor dem 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga hat der Club im Spiel beim 1. FC Heidenheim am Sonntagabend (19:30 Uhr) den Sprung vom Relagtionsplatz 16 auf einen Nicht-Abstiegsrang in der eigenen Hand, weil sich in der Partie vier Stunden zuvor Union Berlin (14./30 Punkte) und der VfL Bochum (15./30 Punkte) gegenseitig die Punkte rauben.
Nach zuletzt zwei Remis könnte der FSV mit einem Sieg einen großen Schritt im Kampf um den Klassenerhalt gehen. Für die Mannschaft von Trainer Bo Henriksen wären drei Punkte gegen Heidenheim nach dem 1:1-Dämpfer gegen den Tabellen-17. aus Köln Gold wert und ein Befreiungsschlag, den die Mainzer auch schon viel früher hätten haben können - wären sie doch nur ein wenig effizienter.
Kein Bundesliga-Team ist so ineffizient wie Mainz 05
Denn tatsächlich ist in dieser Saison keine Mannschaft offensiv so ineffizient wie das Team vom Rhein. Ein Blick auf die Statistik und den x-Goal-Wert (expected goals = zu erwartende Tore) zeigt: Bo Henriksens Mannschaft hätte an den vergangenen 31 Spieltagen viel mehr Tore schießen können oder sogar müssen als die 32 Treffer, die sie tatsächlich in dem Zeitraum erzielten.
Der x-Goal-Wert gibt nach jedem Spiel an, wie viele Tore einer Mannschaft in dieser Partie erwartbar gewesen wären. Hat ein Team nach einem Spiel einen Wert von 2,0, sollte die Mannschaft bei normaler Chancenausbeute zwei Treffer erzielt haben. Der Wert setzt sich aus allen Torabschlüssen zusammen, bei denen jeweils errechnet wird, wie wahrscheinlich es war, bei dieser Gelegenheit ein Tor zu erzielen. Dabei spielen Schussposition und Schussentfernung ebenso eine Rolle wie die Position der Verteidiger und des Torwarts. Das beste Beispiel ist ein Elfmeter. Aus diesem entsteht in 77 Prozent der Fälle ein Treffer. Bekommt eine Mannschaft also einen Strafstoß zugesprochen, hat sie automatisch einen x-Goal-Wert von 0,77. Jeder Wert jeder Chance in der restlichen Partie wird zu diesem Wert hinzuaddiert.
Mainz 05 hätte viel mehr Tore erzielen können
Aus dem x-Goal-Wert und den tatsächlich geschossenen Toren ergibt sich ein Effizienzwert - und dieser ist bei den Mainzern unterirdisch. Über die komplette Saison hat der FSV einen addierten x-Goal-Wert von 45,2. Demnach hätten sie gut und gerne 45 Treffer erzielen und dadurch womöglich auch mehr Punkte sammeln können.
Tatsächlich aber erzielten die Mainzer gerade einmal 32 Tore. Das ergibt einen Effizienzwert (x-Goals minus Tore) von -13,2. So viele insgesamt realistische Tore ließen die Mainzer liegen. Es ist der schlechteste Wert der Liga.
Zum Vergleich: Gegner Heidenheim hat nicht nur drei Tore mehr kassiert als der FSV, sondern hätte nach seinem x-Goal-Wert (40,4) auch weniger schießen müssen als die Mainzer. Der Aufsteiger aber ist offensiv ein Überperformer. Mit 44 Toren traf der FCH häufiger, als es sein x-Goal-Wert vermuten ließ. Heidenheim ist damit deutlich effizienter im Umgang mit seinen Chancen als der FSV.
Der FSV lässt zu viele Großchancen liegen
Durch die schwache Chancenverwertung haben nur der feststehende Absteiger Darmstadt 98, der Tabellen-17. Köln und Union Berlin weniger Tore erzielt als die Mainzer. Defensiv ist man das siebtbeste Team der Liga, die Offensive ist das Problem. Das mag mit Blick auf die vergangenen vier Wochen, in denen man zweimal vierfach traf, verrückt klingen. Ist es aber nicht.
Insgesamt sind die 14 Torschüsse, die die Mainzer in dieser Saison brauchen, um zu treffen, einfach zu viele. Nur Köln ist in dieser Hinsicht noch schlechter.
Selbst in den zehn Spielen unter Coach Henriksen sind nur Darmstadt und Union noch ineffizienter als Mainz. Auch beim 1:1 gegen Köln hat man bei 16 Torschüssen und einem x-Goal-Wert von 2,3 nur einen einzigen Treffer erzielt. Der FSV lässt einfach zu viele Großchancen liegen (21) - die meisten aller Teams aus der unteren Tabellenhälfte.
Bo Henriksen versucht es mit positiver Energie
Trainer Bo Henriksen sieht derweil vor allem aber die positive Entwicklung der vergangenen Wochen. "Bevor ich hierher gekommen bin, hatte man das Gefühl, die Mannschaft kann keine Tore schießen. Das ist jetzt anders. Wir haben in den letzten sechs Spielen zwölfmal getroffen", sagt Henriksen.
"Natürlich redet man mit den Spielern über das Thema Chancen, aber nicht nur über die, die wir liegenlassen. Das ist einfach, da die Fehler zu finden. Ich arbeite mehr mit positiver Energie", sagt Henriksen. "Wir versuchen, dass die Spieler verstehen, wie gut sie sind. Denn wenn sie ein gutes Gefühl haben, treffen sie auch." Wenn man Stürmer Jonathan Burkhardt fragen würde, da ist sich Henriksen sicher, "würde er garantiert sagen, dass er am Sonntag treffen wird."
Mainz kämpft um den Klassenerhalt - Heidenheim um Europa
Trotz des zuletzt positiven Trends von sechs ungeschlagenen Spielen in Folge ist Mainz - auch wegen der über die Saison fehlenden Effizienz - am Sonntagabend aber das Team, das um wichtige Punkte im Abstiegskampf spielt. Aufsteiger Heidenheim dagegen kann sich mit einem Sieg sogar noch Chancen auf das internationale Geschäft ausmalen. Wer hätte das vor der Saison gedacht.
Sendung am So., 5.5.2024 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR