Fußball | 2. Bundesliga Christian Eichner und der KSC - wie einst mit Winnie Schäfer?
Christian Eichner bleibt langfristig beim Karlsruher SC. Der Trainer hat seinen Vertrag in dieser Woche bis 2027 verlängert und sieht für sich und den KSC das Ziel Bundesliga.
Irgendwie werden in diesen Tagen Erinnerungen wach im Wildpark. Erinnerungen an die lange Ära Winfried Schäfer. Der Karlsruher Kulttrainer tobte von 1986 bis 1998 als KSC-Coach an der Außenlinie entlang. Also satte zwölf Jahre lang.
Nach Schäfer ist Eichner am längsten im Amt
Christian Eichner ist dem "wilden Winnie" auf den Fersen und bereits jetzt der Coach mit der zweitlängsten Amtszeit bei den Badenern. Der 41-Jährige betreut die Karlsruher seit Februar 2020 als Cheftrainer, demnächst also immerhin schon fünf Jahre. Und weitere kommen dazu, denn Eichner verlängerte in dieser Woche seinen Vertrag bis 2027. Ein erfolgreiches Ende nach einer langen Zeit der Verhandlungen, die letztlich rund ein halbes Jahr dauerte. "Es war eine Entscheidung für die Mannschaft und für den KSC, dass wir jetzt endlich zum Abschluss gekommen sind", so der gebürtige Sinsheimer, für den Karlsruhe "eine Herzensangelegenheit" ist.
Der gelernte Mathematik-Lehrer weiß, dass er gerade eine Ära prägt wie einige andere Fußballehrer vor ihm: "Namen wie Winnie Schäfer, Ede Becker oder auch Markus Kauczinski haben hier den Verein in der jeweiligen tollen Zeit erfolgreich geprägt", so Eichner am Donnerstag gegenüber SWR Sport voller Stolz über seinen langfristigen Verbleib im Wildpark, "aber wir kennen alle auch die Schnelllebigkeit des Geschäfts, da kommt es nicht mehr so oft vor, wie es mir und meinem Trainerteam gelungen ist. Das ist eine schöne Geschichte mit der Verbundenheit zum Verein."
Christian Eichner formte aus dem KSC ein Spitzenteam
Als Ex-KSC-Spieler Winnie Schäfer 1986 im Badischen als Trainer übernahm, dümpelte der Verein in der 2. Bundesliga herum. Aber nicht mehr lange, denn Schäfer schaffte mit dem Traditionsklub die Rückkehr in die Bundesliga, läutete damit zahlreiche glorreiche Fußballjahre ein. Mit Spielern wie Kahn, Scholl, Nowotny, Fink und Tarnat, später Häßler oder Dundee. Schäfers Jungs spielten sogar mehrfach im UEFA Cup und schufen das unvergessene "Wunder vom Wildpark", das 7:0 gegen Valencia.
Auch Christian Eichner spielte wie Schäfer viele Jahre für den KSC und hatte das Team als Cheftrainer vor knapp fünf Jahren im Abstiegskampf der 2. Liga übernommen. Danach etablierte er den Club in dieser Spielklasse und führte ihn in der vergangenen Saison sogar in die Spitzengruppe: Platz fünf am Ende.
Aktuell steht Karlsruhe auf Rang vier, in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen. Trotz des Weggangs der Top-Talente Paul Nebel und Igor Matanovic, dem Karriere-Ende von Lars Stindl und Jerome Gondorf im vergangenen Sommer hat sich die Mannschaft weiter stabilisiert. Die erneute, von vielen Fans so sehr ersehnte Rückkehr in die Bundesliga ist durchaus möglich. Die nächsten Wochen in der vielleicht stärksten 2. Bundesliga der Geschichte mit namhaften Konkurrenten wie dem HSV, Düsseldorf oder Köln werden es zeigen.
Stadion, Fans und Tradition - alles stimmt
Die sportlichen Perspektiven jedenfalls sind gut. Vor allem, was die Rahmenbedingungen angeht: Das neue Stadion im Wildpark ist ein echtes Schmuckstück, die begeisterungsfähige Fan-Basis ist mit einem Zuschauerschnitt von mehr als 30.000 breit angelegt und absolut bundesligareif. Zudem ist die Karlsruher Fußball-Tradition groß. Und auch die finanziellen Eckpunkte werden stetig besser. Bei der Mitgliederversammlung am Dienstag verkündete Geschäftsführer Michael Becker mit 45,2 Millionen Euro einen neuen Rekordumsatz. Die Schuldenlast konnte so um sechs Millionen auf rund 17,7 Millionen Euro gedrückt werden.
Bundesliga wäre "Fußballromantik pur"
Stellt sich die Frage nach der mittel- und langfristigen Zukunft des Karlsruher SC. Die kann eigentlich nur Bundesliga heißen. Einmal Spiele samstags um 15:30 Uhr als Trainer leiten zu dürfen, das, so Christian Eichner als gefühltes Karlsruher Urgestein, "wäre natürlich Fußballromantik pur." Allerdings: Wie und bis wann es soweit sein könnte, ist ungewiss. "Hier ist in allen Bereichen sehr viel Gutes auf den Weg gebracht worden", lobt der KSC-Coach, "aber es gibt auch noch sehr viel Luft in dem Faktor wo Wirtschaft auf Sport und Sport auf Wirtschaft trifft." Irgendwann aber, so Eichner voller Ehrgeiz, "wollen wir aus Platz fünf ein bisschen mehr machen."
In diesem Sinne will sich auch der Trainer "stetig weiterentwickeln, sich immer wieder neu zu erfinden", wenn möglich bloß keine Abnutzungserscheinungen zeigen nach einer so langen Zeit am selben Ort. "Es ist eine coole Zeit bisher gewesen und wir versuchen die Leute weiterhin glücklich zu machen", hofft Christian Eichner auf eine glorreiche gemeinsame Zukunft im Wildpark, "und wir wollen mit den Jungs zusammen so erfolgreich wie möglich sein."
KSC am Samstag bei Greuther Fürth
Am besten schon am Samstag (13:30 Uhr) bei Greuther Fürth mit dem neuen Trainer Jan Siewert. "Wir müssen uns in einigen Dingen individuell und mannschaftlich wieder verbessern", fordert KSC-Coach Eichner vor der Auswärtspartie eine Leistungssteigerung und das Ende aller Emotionen um seine Vertragsverlängerung: "In dieser Liga entscheiden Kleinigkeiten. Die nächsten vier, fünf Wochen werden richtungsweisend für uns sein."
Übrigens: Zum Vertragsende 2027 wird Christian Eichner siebeneinhalb Jahre als Cheftrainer im Wildpark sein. Dann fehlen - je nach Sichtweise - immer noch oder nur noch etwas mehr als vier Jahre zu Winnie Schäfers Rekord.
Sendung am Di., 19.11.2024 12:00 Uhr, SWR Aktuell am Mittag, SWR Aktuell