Fußball-EM 2004 Als Otto Rehhagel mit Griechenland den EM-Titel gewann
Otto Rehhagel ist eine Trainer-Legende. Mit dem Gewinn der Fußball-EM 2004 heute vor 20 Jahren machten ihn die Griechen zu "Rehakles".
Es gibt in der griechischen Mythologie viele Götter: Zeus, Poseidon, Artemis, Aphrodite, um nur einige zu nennen. Und es gibt "Rehakles", der zwar nicht Teil des offiziellen Pantheons ist, aber in den Herzen der Griechen einen festen Platz hat. "Ich wusste in dem Moment des Sieges im Finale gegen Portugal, jetzt haben wir Fußball-Geschichte geschrieben. Noch heute, 20 Jahre danach, wenn ich nach Griechenland komme, wollen die Menschen mit mir darüber sprechen. Dieser Erfolg ist unvergesslich", schwärmt Otto Rehhagel noch heute.
Mit EM-Sieg Griechenlands Fußball-Geschichte geschrieben
Dabei zieht Rehhagel Parallelen zwischen dem deutschen WM-Erfolg von 1954, dem Wunder von Bern, und dem griechischen EM-Sieg von 2004, dem Wunder von Athen, wie er es nennt. In beiden Fällen war es eine außergewöhnliche Generation von Spielern, die Unmögliches möglich machte. Hier die von FCK-Spielern um Fritz Walter geprägte Elf von 1954 und dort die Griechen von 2004 mit dem "Koloss von Rhodos", Traianos Dellas, oder Stürmer Angelos Charisteas. "Wenn eine Generation von sehr talentierten Spielern zusammenkommt und die auch bereit sind, für die Mannschaft alles zu tun, dann geschehen solche Wunder", so die Erklärung von Rehhagel.
Einmalige Generation von Spielern
Dass Rehhagel sich überhaupt auf das Abenteuer als griechischer Nationaltrainer einließ, war ohne die Unterstützung seiner Ehefrau Beate nicht denkbar. Doch sie ging den Weg mit ihm, nicht ahnend, welches Fußball-Märchen sich daraus entwickeln würde. Nach ersten Erfolgen in Freundschaftsspielen, beispielsweise gegen Spanien, wuchs in Rehhagel die Erkenntnis, dass er da keine Chaostruppe, sondern durchaus eine Mannschaft mit Potenzial betreute.
"Eine meiner Stärken war immer, die richtigen Leute, zur richtigen Zeit auf die richtigen Positionen zu bringen. Ich habe jeden so eingesetzt, dass er seine beste Leistung bringen konnte", verrät Rehhagel sein Erfolgsrezept.
Otto Rehhagel und die Griechen als Außenseiter unterschätzt
Gleich im ersten Spiel der EM 2004 besiegten die Griechen Gastgeber Portugal, im Viertelfinale schaltete das Team von Rehhagel dann Weltmeister Frankreich aus. "Da hat jeder gesagt, nächstes Mal verlieren die wieder. Da habe ich mir den Scherz erlaubt und zu meinen Spielern gesagt, bevor die anderen merken, was los ist, müssen wir durch sein. Die haben immer geglaubt, dass wir die Leistung, die wir gezeigt haben, bis zum Schluss nicht durchhalten können", erzählt Rehhagel noch heute genüsslich über die Außenseiterrolle seiner Griechen. Er sollte Recht behalten. Nach dem 1:0 über Frankreich im Viertelfinale folgte ein 1:0 über Tschechien im Halbfinale
Euphorie steigerte sich mit jedem Sieg
Und so kam es zum unverhofften Endspiel gegen Gastgeber Portugal mit dem jungen Cristiano Ronaldo. Inzwischen hatte sich eine unglaubliche Begeisterung in Griechenland entwickelt und das Selbstbewusstsein der Spieler wurde immer größer. Otto Rehhagel hatte seinen Anteil daran, betonte immer wieder, dass der Gegner auch nur zwei Beine zum Spielen habe.
Eine Anekdote erzählt der 85-Jährige besonders gerne: "Ronaldo wurde von Journalisten gefragt, ob er sich denn mit der griechischen Mannschaft beschäftigt habe, was dieser verneinte. Daraufhin habe ich meinem Verteidiger gesagt, dass Ronaldo ihn gar nicht kenne, aber er dafür sorgen könne, dass sich das jetzt ändere. Und genau so ist es auch gekommen."
Party-Crasher im Finale gegen Gastgeber Portugal
Im Endspiel wurden die Griechen erneut zum Party-Crasher für Portugal. Griechenland gewann auch dieses Spiel mit 1:0, kein Fußball-Spektakel, sondern ergebnisorientierter Fußball à la Rehhagel, der damit das Wunder perfekt machte. "Ich hatte den Jungs gesagt, wir haben nichts zu verlieren, wir sind totaler Außenseiter. Ihr könnt befreit aufspielen, seid mutig und begeisterungsfähig. Und das haben sie dann auch perfekt umgesetzt", sagt Rehhagel über seine Motivationskünste im Finale. Griechenland im kollektiven Freudentaumel und König Otto auf dem Zenit seiner Karriere.
EM 2024 ohne Griechenland
Am 4. Juli jährt sich der EM-Sieg Griechenlands zum 20. Mal. Ein Tag mit großer Wehmut für die stolzen Griechen, denn bei der EM 2024 sind sie gar nicht dabei. Die Qualifikation wurde nach einer Niederlage im Elfmeterschießen in den Playoffs gegen Georgien verpasst. So bleibt nur die Erinnerung an die glanzvolle Zeit vor 20 Jahren.