
Gemeinderat zieht Bewerbung als Spielort und Host City zurück Frauen-Fußball-EM 2029: Stuttgart will nicht Gastgeber sein
Public Viewing auf dem Schlossplatz und gemeinsam feiern bei der Fußball-EM der Frauen 2029? Fehlanzeige. Der Stuttgarter Gemeinderat will die Bewerbung als Host City zurückziehen.
Der Stuttgarter Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstagabend dafür entschieden, die Bewerbung als Austragungsort und Host City für die Frauen-Fußball-Europameisterschaft 2029 zurückzuziehen. Nachdem im vergangenen Jahr ein Fußball-Fest für die Männer-EM ausgetragen wurde, waren nun mehrere Parteien gegen eine baldige Host City-Wiederholung.
Gemeinderat dagegen: Stuttgart wird keine Host City bei Frauen-EM
Stuttgart hatte sich als Gastgeber-Stadt für die Frauen-Fußball-EM in Deutschland beworben, die Frist dazu beim Deutschen Fußball-Bund endete Ende Januar. Der veranschlagte Kostenpunkt: mindestens 10 Millionen Euro als Spielort und Host City. Wegen der aktuellen Haushalts- und Finanzlage hatten aber mehrere Fraktionen im Gemeinderat Bedenken.
Er sehe ein Defizit auf die Stadt zukommen, sagte Stadtrat Markus Reiners (CDU). Außerdem befürchtet er, dass die MHP Arena zu groß sein könnte, da beim Frauen-Fußball in der Regel nicht so viele Zuschauerinnen und Zuschauer zu erwarten seien. Die finanzielle Lage sei nun anders als damals, als sich die Stadt für die Männer-EM beworben hatte, sagte Dejan Perc, Sprecher der Fraktion von SPD und Volt. Eine Ausgabe von 10 Millionen Euro passe nicht zum aktuellen Sparkurs.
EURO 2024 der Fußballer kostete Stuttgart drei Mal so viel
Am Ende müsse in anderen Bereichen gespart werden, etwa bei der Kultur oder im Sozialen, und diese Akteure seien das ganze Jahr über in Stuttgart, nicht nur für ein Großevent. Dabei wären die Kosten vermutlich viel geringer: Die EURO 2024 der Männer hatte ungefähr 30 Millionen Euro gekostet.
Nach dem Ende der Fußball-EM der Männer 2024 hatte die Stadt Stuttgart positive Bilanz gezogen:
OB Nopper für Stuttgart als Host City der Frauen-Fußball-EM
Rose von Stein (Freie Wähler) äußerte sich zuversichtlicher. Die Freien Wähler würden den Marketing-Vorteil für die Stadt sehen. Auch Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) hatte sich trotz der aktuellen Finanzlage für ein Weiterlaufen der Bewerbung ausgesprochen. Schließlich sei Stuttgart eine Sport- und Fußballstadt, die bereits viele Fußball-Märchen erlebt habe. 2024 sei ein voller Erfolg gewesen. "Und ich glaube, dass es bei den Frauen auch ein Erfolg wäre."
Nopper argumentierte mit der Stadion-Sanierung für 140 Millionen Euro genau andersherum: Gerade weil die MHP Arena frisch saniert sei, sollte sie doch für mehr internationale Austragungen genutzt werden. Er stimmte für die Bewerbung, die CDU-Fraktion dagegen. Auch Florian Pitschel (Grüne) sprach sich gegen den Rückzug der Bewerbung aus. Es gebe immer mehr Zuschauer und Zuschauerinnen bei den Fußballerinnen, so Pitschel. Außerdem hätten niedrigere Ticketpreise den Vorteil, dass sich auch Familien einen Stadionbesuch leisten könnten - anders als bei der EM der Männer im vergangenen Jahr.
Enttäuschung bei VfB und Staatsministerium BW
Die Befürworterinnen und Befürworter der Bewerbung wurden allerdings im Gemeinderat knapp überstimmt: mit 24 zu 28 Stimmen. Stuttgart wird die Bewerbung daher zurückziehen.
Für den Vorstandsvorsitzenden des VfB Stuttgart, Alexander Wehrle, sendet die Entscheidung ein falsches Signal. Es sei eine verpasste Chance, Stuttgart als bedeutende Sportstadt weiter zu positionieren, insbesondere im Sinne der Gleichberechtigung. Auch der Staatssekretär im baden-württembergischen Staatsministerium, Florian Hassler (Bündnis 90/Die Grünen), drückte sein Bedauern in einem Schreiben aus. Die Europameisterschaft sei weit mehr als ein sportliches Großereignis, sie stehe für europäischen Zusammenhalt. Die Fußballerinnen begeisterten inzwischen Millionen von Fans.
14 Städte bewerben sich als Spielort der EM 2029
Laut UEFA hatten sich mit Stuttgart 15 Städte für die Fußball-EM 2029 beworben. Darunter klassische Austragungsorte wie Berlin, München, Dortmund und Gelsenkirchen, aber auch kleinere Großstädte wie Essen oder Rostock. Auch Freiburg hatte im Herbst noch überlegt, dann aber keine Bewerbung eingereicht. Im Juni wird dann final entschieden, welche Städte Spielorte der EURO 2029 der Frauen werden.
Sendung am Fr., 7.2.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4