Turnerin Kim Bui

Turnen Ex-Turnerin Kim Bui: Machtgefälle zwischen Sportlerinnen und Trainern muss aufgebrochen werden

Stand: 26.01.2025 10:12 Uhr

Seit Wochen beschäftigen massive Vorwürfe das deutsche Turnen. Die frühere Spitzenturnerin Kim Bui schildert erneut Einzelheiten - und fordert Konsequenzen.

Die Stuttgarterin fordert angesichts der Missbrauchsvorwürfe im deutschen Turnen einschneidende Veränderungen im Verhältnis zwischen Sportlerinnen und Trainern. In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" verlangte die 36-Jährige: "Das krasse Machtgefälle zwischen Trainern und Athletinnen muss aufgebrochen werden."

Bui schilderte erneut eigene Erfahrungen aus ihrer aktiven Zeit. Sie habe es lange für normal gehalten, mit Schmerzen und Verletzungen bei Wettkämpfen anzutreten. "Dass man immerzu mit dem eigenen Gewicht ringt und sich ständig nach dem Essen übergibt. Dass Trainer dieses Verhalten mit ihren Kommentaren noch befeuern und sich sogar ins Intimleben von Sportlerinnen einmischen" blickte Bui zurück .

Kim Bui: "Straftraining und mehr"

Sie sprach von einem System der Angst, in dem man verinnerliche, dass man als Sportlerin den Mund zu halten und zu funktionieren habe. "Wenn man sich später in der Pubertät dann doch mal auflehnt, wird man abgestempelt: Störenfried, Querkopf, Sensibelchen, ungeeignet für den Leistungssport. Dann droht Straftraining und mehr."

Nach Platz drei mit der Mannschaft bei den Heim-Europameisterschaften 2022 hatte Kim Bui ihre Karriere beendet. In ihrem anschließend veröffentlichten Buch "45 Sekunden" thematisierte sie unter anderem ihre Essstörungen.

Simone Biles als positives Beispiel

Als positives Beispiel nannte Bui US-Star Simone Biles. "Sie hat sich aus dem System herausgekämpft und deutlich gezeigt, dass es auch in einem Umfeld auf Augenhöhe funktionieren kann. Sie hat die Zügel selbst in die Hand genommen, sich um ihre mentale Gesundheit gekümmert und ein Umfeld nach eigenen Vorstellungen und Wünschen geschaffen", erklärte Bui.

Neues zu den Missständen im Turnen

Angeführt von den früheren Auswahlturnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm hatten in den letzten Wochen mehrere Athletinnen Missstände am Stützpunkt in Stuttgart öffentlich gemacht. Ein zunächst vorläufig freigestelltes Trainer-Duo soll nicht in den Trainingsbetrieb im dortigen Kunstturn-Forum zurückkehren. Die weitere Aufarbeitung der Vorwürfe läuft.

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