Turnerin mit Hand und Griff am Stufenbarren. Symbolbild für Turnen

Schwere Vorwürfe im Turnen DTB hofft "in vier, fünf Monaten" auf Untersuchungsergebnisse

Stand: 25.01.2025 13:35 Uhr

Nach den schweren Vorwürfen zahlreicher Turnerinnen arbeitet der Deutsche Turner-Bund (DTB) an der Aufklärung. Vorstandsvorsitzender Kalle Zinnkann erläutert den Stand der Dinge.

Ende Dezember vorigen Jahres hatten zahlreiche Turnerinnen - mit den früheren Auswahl-Athletinnen Tabea Alt und Michelle Timm an der Spitze - Missstände am Stuttgarter Bundesstützpunkt öffentlich gemacht. Angeprangert wurden unter anderem "systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch" sowie "generell katastrophale Umstände". In der Folge hatte der Deutsche Turner-Bund (DTB) gemeinsam mit dem Schwäbischen Turnerbund (STB) Aufklärung angekündigt.

Der STB hatte am Turnstützpunkt Stuttgart auch "nachhaltige personelle Konsequenzen" gezogen, wie Matthias Ranke, Vize-Präsident Geschäftsführung des Schwäbischen Turnerbundes, gegenüber SWR Sport bestätigte. Eine Trainerin und ein Trainer mussten gehen. Die Kündigung an die beiden Trainer war nach SWR-Informationen mündlich ausgesprochen worden.

DTB-Vorstand Zinnkann zur Zukunft des entlassenen Trainer-Duos

DTV-Vorstandsvorsitzender Kalle Zinnkann äußerte am Freitag (24.01.2025) im Interview mit SWR Sport Verständnis für die personelle Entscheidung des STB. "Der STB hat uns informiert, wie sie verfahren sind. Wir können als DTB sagen: Die Vorkommnisse, die geschildert wurden, wollen wir nicht in der Halle haben. Von daher können wir nachvollziehen, dass diese Beschlüsse so erfolgt sind."

DTB-Vorstandsvorsitzender Zinnkann zur Zukunft des entlassenen Trainer-Duos

Auf die Frage, ob die beiden vom STB gekündigten Personen eine Zukunft im deutschen Turnsport haben, ging Zinnkann noch weiter. "Wir können das für uns am Ende ausschließen, wenn wir das Ergebnis [der Aufklärung; Anm. d. Redaktion] vorliegen haben. Wie andere Institutionen damit umgehen, das ist für uns schwer vorauszusagen. Wir sehen sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr in unserem Turn-System." Mit allen von der Kündigung des Trainer-Duos betroffenen Athletinnen und deren Familien stehe der DTB im Austausch. "Wir diskutieren auch mit denen, welche Trainer am Ende übernehmen sollen", sagte Zinnkann.

Kanzlei soll Vorwürfe am Stützpunkt Stuttgart untersuchen

Der DTB hatte des Weiteren aufgrund der im Raum stehenden Vorwürfe über Fehlverhalten am Bundesstützpunkt in Stuttgart beschlossen, eine Frankfurter Kanzlei mit der Untersuchung der Vorwürfe zu beauftragen. Für DTB-Vorstand Zinnkann hat sich die beauftragte Kanzlei "im Sport eine gewisse Expertise angeeignet". Daher sehe der DTB dort eine "unabhängige Untersuchung definitiv richtig aufgehoben".

Zinnkann spezifizierte den konkreten Auftrag an die Kanzlei, nämlich eine "Untersuchung der Vorwürfe am Bundesstützpunkt Stuttgart". Durch die Untersuchung erhofft sich der DTB Ergebnisse, "möglichst in den nächsten vier, fünf Monaten". Auch Baden-Württembergs Sportministerin Theresa Schopper hatte vor einigen Wochen eine externe Aufarbeitung der Missstände am Stuttgarter Kunst-Turn-Forum ins Gespräch gebracht. Zinnkann bestätigte die Bereitschaft des DTB, mit dem Ministerium über die Untersuchung in den Austausch zu gehen.

DTB-Vorstandsvorsitzender Zinnkann zur eingeleiteten Untersuchung der Vorwürfe

Auf Untersuchung soll eine Aufarbeitung erfolgen

An die Untersuchung anschließend soll laut Zinnkann eine Aufarbeitung stattfinden, die auch die hervorgebrachten Vorwürfe von anderen Athletinnen, beispielsweise von der Ulmerin Turnerin Janine Berger, einbeziehen soll. Von dieser Aufarbeitung "erwarten wir uns zwei Dinge", sagte der DTB-Vorstandsvorsitzende. Zum einen wolle man einen "klaren Blick auf die Vergangenheit" bekommen.

"Warum wurden gewisse Fehler damals gemacht und wie können wir sie für die Zukunft abstellen?", formulierte es Zinnkann. Zum anderen erhoffe man sich auch, dass die Aufarbeitung aufzeige, "dass Maßnahmen, die wir in den letzten drei, vier Jahren ergriffen haben, erfolgreich waren und erste Schritte in die richtige Richtung bedeutet haben".

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