![Der 1. FC Kaiserslautern ist im neuen Jahr die Mannschaft der Stunde in der 2. Liga | IMAGO, Jan Hübner Der 1. FC Kaiserslautern ist im neuen Jahr die Mannschaft der Stunde in der 2. Liga](https://images.sportschau.de/image/e503cd7e-30fa-475f-ae47-7a9d4724f6f7/AAABlPmxL4Y/AAABkZLrr6A/original/swr-der-1-fc-kaiserslautern-ist-im-neuen-jahr-die-mannschaft-der-stunde-in-der-2-liga-100.jpg?overlay=32ddf443-a54b-45ba-8424-e2a8000d64c0&overlayModificationDate=AAABjb01cZs)
Fußball | 2. Bundesliga Der Traum vom Aufstieg: Wäre der 1. FC Kaiserslautern überhaupt reif für die Bundesliga?
Vier Spiele, vier Siege: Der 1. FC Kaiserslautern ist im neuen Jahr die Mannschaft der Stunde in der 2. Bundesliga. Die Roten Teufel mischen als Tabellendritter im Aufstiegsrennen mit. Doch wäre der Kader reif für die Bundesliga?
38 Punkte aus 21 Spielen, Tabellenplatz drei und nach der Winterpause vier Erfolge in Serie. Beim 1. FC Kaiserslautern läuft es in 2025 - und die Fans träumen bereits vom Aufstieg in die Bundesliga. Die Euphorie unter den Anhängern sei schön, sagte jüngst Julian Krahl im Gespräch mit SWR Sport, doch die Spieler würden sich aktuell noch keine großen Gedanken darum machen, was am Saisonende ist. "Wir spüren die Euphorie unter den Fans, aber für uns heißt es: Wir genießen den Moment", meinte der FCK-Keeper. "Es macht aktuell einfach einen Riesenspaß, wir wollen den Flow beibehalten. In ein paar Monaten werden wir dann sehen, wo wir stehen."
Der 1. FC Kaiserslautern ist auf einem guten Weg. In der zurückliegenden Transferperiode wurde das Team noch einmal zielgerichtet verstärkt, nachdem zuvor Schwächen im Kader analysiert worden waren. Die Roten Teufel verfügen nun über ein breites Aufgebot - doch wäre es auch tauglich für die Bundesliga? SWR Sport analysiert die einzelnen Mannschaftsteile.
Tor: Julian Krahl ist einer der stärksten Keeper der 2. Bundesliga
Julian Krahl ist einer der stärksten Torhüter im Bundesliga-Unterhaus. Der 25-Jährige ist stark im Eins-gegen-Eins, hat eine für die 2. Liga weit überdurchschnittliche Reaktionsfähigkeit und verfügt über ein gutes Stellungsspiel. An der Konstanz muss Krahl noch arbeiten, neben seinen starken Leistungen hat er auch immer wieder mal einen Wackler drin.
Nummer zwei im Kader der Pfälzer ist Avdo Spahic, der diese Rolle so ausfüllt, wie es von ihm erwartet wird. Sprich: Er ist da, wenn er gebraucht wird. Spahic musste sich im November einem operativen Eingriff am Knie unterziehen und fiel einige Woche aus. Deshalb - und weil FCK-Trainer Markus Anfang sich auf der Torhüterposition "mehr Konkurrenzkampf" gewünscht hat - liehen die Roten Teufel in der Winterpause noch für anderthalb Jahre Simon Simoni von Eintracht Frankfurt aus. Der 20-Jährige gilt als Keeper-Talent, soll beim FCK die nächsten Schritte im Profifußball machen und Druck auf Spahic sowie Krahl ausüben.
Innenverteidigung: Maximilian Bauer direkt gesetzt
Maximilian Bauer wechselte erst unmittelbar vor Schließung der Transferliste zum 1. FC Kaiserslautern. Der Neuzugang, der auf Leihbasis vom FC Augsburg auf den Betzenberg kam, soll bei den Roten Teufeln den Winter-Abgang von Boris Tomiak (Hannover 96) kompensieren. Bauer war direkt in der Innenverteidigung gesetzt: Gegen Preußen Münster (2:1) und bei Hertha BSC (1:0) absolvierte der 25-Jährige die vollen 180 Minuten - und überzeugte. Zu Bauers Stärken gehören die Spieleröffnung sowie der Zweikampf.
Mit Jan Elvedi , Jannis Heuer , Luca Sirch und Almamy Touré stehen FCK-Coach Anfang vier weitere Kandidaten für die Innenverteidigung zur Verfügung. Da der Trainer gerne auf eine Dreier-Abwehrkette setzt, kommen sie alle zu ihren Spielanteilen. Vor allem Sirch, der Senkrechtstarter der Saison, überzeugt und wird von Woche zu Woche stärker. Auf Elvedi (19 Einsätze) ist ebenso Verlass wie auf Heuer (16). Touré (7) fällt trotz seines hohen Potentials (Europa-League-Sieger 2022 mit Eintracht Frankfurt) etwas ab.
Defensive Außenbahn: Die FCK-Schwachstelle
Die Außenverteidigung ist das Sorgenkind des 1. FC Kaiserslautern. Jean Zimmer, Frank Ronstadt. und Jan Gyamerah auf der rechten Seite bringen zwar jede Menge Kampfeswillen mit ein, sie sind in der Offensive aber limitiert und defensiv nicht immer auf der Höhe. Links ist Florian Kleinhansl ebenso Zweitliga-Durchschnitt wie Erik Wekesser Frank Ronstadt. Alle Außenverteidiger eint zudem, dass ihnen die Konstanz in ihren Leistungen fehlt.
Defensives Mittelfeld: Shootingstar Leon Robinson stopft viele Löcher
Leon Robinson hat sich jüngst in die Startelf und dort festgespielt. Ein weiterer Shootingstar, der mit Intensität in Zweikämpfen und großer Laufstärke überzeugt. Neben Robinson, der zudem viele Löcher stopft, lief zuletzt der starke Filip Kaloc auf, der eine etwas offensivere Rolle bekleidet. Der Tscheche, von seinem Naturell her eher ein Achter, könnte sogar noch weiter vorne spielen. Er ist ein absoluter Leistungsträger. Auch Tobias Raschl ist eher zentraler Mittelfeldspieler als Abräumer, aber aktuell außen vor. Nach der Winterpause stand er zwar in allen vier Spielen im Kader, kam aber nur eine Minute zum Einsatz.
Winter-Neuzugang Tim Breithaupt, Typ Stratege und wie Bauer vom FC Augsburg ausgeliehen, gilt als körperlicher Spieler, der gleichzeitig sehr passsicher ist. Beim FCK erhofft man sich einiges von dem beim Karlsruher SC ausgebildeten 22-Jährigen. Mehr erwartet man indes von Afeez Aremu, der aktuell im Hintertreffen ist. Dem Vernehmen nach hätten die Roten Teufel Aremu im Winter bei einem passenden Angebot ziehen lassen.
Offensives Mittelfeld: Daisuke Yokota - der "Mini-Robben"
Marlon Ritter befindet sich derzeit in Topform. Dem 30-Jährigen merkt man die Spielfreude an, er kreiert von halblinks immer wieder gefährliche Situationen. Zudem ist Ritter als Kapitän und Führungsspieler für die Mannschaft wichtig.
Sein Pendant auf halbrechts heißt Daisuke Yokota. Der Japaner könnte auch den Rechtsaußen geben, macht dies aber nur temporär, weil die Außenbahnen beim FCK von den defensiven Schienenspielern abgedeckt werden. Yokota spielt eine starke Saison, zieht immer wieder von rechts in Richtung Strafraum, schließt selbst ab oder leitet Chancen ein. Der von KAA Gent ausgeliehe Offensivspieler gilt als eine Art "Mini-Robben" und hat das Interesse zahlreicher Klubs geweckt. Wie groß die FCK-Chancen sind, ihn nach Leihende fest zu verpflichten, hängt auch davon ab, ob der Aufstieg gelingt. Bei einem weiteren Jahr 2. Bundesliga wäre Yokota wohl weg.
Winter-Neuzugang Faride Alidou und Kenny-Prince Redondo können die Positionen von Ritter und Yokota spielen, sie gelten in der Offensive als polyvalent. Sie sind vielseitig einsetzbar, können auch Außen oder in der Spitze spielen. Beide haben aktuell den Status "Kaderspieler", haben aber bereits bewiesen, dass auf sie Verlass ist, wenn sie gebraucht werden. Aaron Opoku ist nach seinem geplatzten Wechsel in die US-amerikanische Major League Soccer derzeit ohne Einsätze, seine Dienste scheinen nicht mehr gefragt.
Mit Philipp Klement gibt es noch einen klassischen Zehner im Kader. Der 32-Jährige weist ein starkes Passspiel auf und ist ein guter Standard-Schütze, allerdings fehlt ihm die Dynamik. Fußballerisch gehört Klement zu den Besten im Kader, aber nicht zu den Schnellsten - vom Tempo her muss er sich hinten ansiedeln. Deswegen kommt er auch nur auf vier Einsätze bislang in dieser Saison.
Angriff: Ragnar Ache bleibt bis zum Sommer - und dann?
Mit Ragnar Ache - elf Torbeteiligungen in bislang 17 Zweitligaspielen diese Saison - weist der Kader des FCK einen potentiellen Unterschiedsspieler auf. Der Wechsel des Stürmers nach Como war am "Deadline Day" geplatzt - mindestens bis Sommer bleibt Ache also in der Pfalz. Dann wäre der auch immer mal wieder von Verletzungen geplagte Angreifer wohl nur bei einem Aufstieg zu halten.
Daniel Hanslik spielt aktuell seine beste Saison, seit er 2021 zum 1. FC Kaiserslautern gewechselt war. 13 Torbeteiligungen weist der 28-Jährige bereits auf, dazu ackert er viel für die Mannschaft und bringt sich auch in die Defensivarbeit ein. Winter-Leihe Grant-Leon Ranos (von Borussia Mönchengladbach) ist eine Ergänzung für den Sturm und soll den wiederum vom FCK nach Fürth ausgeliehenen Jannik Mause ersetzen. Bislang hat es Ranos noch nicht auf Einsatzminuten für die Roten Teufel geschafft.
Fazit: In Teilen reif für den Aufstieg
Der 1. FC Kaiserslautern besitzt eine breiten und weitgehend ausgewogenen Kader. Im Tor, in der Innenverteidigung und in der Offensive wäre dem FCK zuzutrauen, mit Teams wie Heidenheim, St. Pauli, Kiel oder Bochum mitzuhalten. Gehen Ache und Yokota im Sommer von Bord, sähe das aber direkt anders aus - dann käme es auf adäquaten Ersatz an. Auf den Außenbahnen sind die Roten Teufel nicht reif für die Bundesliga und insbesondere defensiv zu schwach. Im defensiven Mittelfeld ist ebenfalls noch viel Luft nach oben.
Sendung am Sa., 15.2.2025 14:00 Uhr, Stadion, SWR1 Rheinland-Pfalz