
Fußball | Bundesliga Bundesliga-Abstiegskampf: Wird's für Hoffenheim "irgendwann brutal"?
Die TSG Hoffenheim kommt einfach nicht aus dem Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga heraus. Das Restprogramm für die Mannschaft von Christian Ilzer verheißt nichts Gutes.
Nationaltorwart Oliver Baumann rupfte sich nach dem Spiel die vielen Tapes von den Fingern. Die klebten fast so hartnäckig an seinen Händen, wie seine TSG Hoffenheim die Abstiegssorgen in der Bundesliga nicht los bekommt. Mit dem 1:1 gegen den FC Augsburg verpassten die Kraichgauer unter Trainer Christian Ilzer wieder einmal einen Heimsieg. Und wieder einmal einen Befreiungsschlag.
"Sehr unzufrieden" war Baumann. "Für den Ballbesitz, den wir haben, waren wir zu ungefährlich." Er wisse nicht, was man mit dem Punkt machen soll. Denn der TSG-Kapitän weiß natürlich: "Ein leichtes Restprogramm haben wir nicht." Der Abstand zum Relegationsplatz ist wieder geschrumpft, auf fünf Punkte. Und: In den vergangenen sieben Saisonpartien geht es für seine Mannschaft nur noch gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte. Am 34. Spieltag kommt dann auch noch der FC Bayern in den Kraichgau. "Irgendwann wird’s brutal - vielleicht", so Baumann.
Elfmetergeschenk sichert der TSG einen Punkt
Noch ist der Druck in Hoffenheim nicht übermächtig, doch das Selbstvertrauen ähnlich dünn wie das Punktepolster. Gegen die seit elf Spielen ungeschlagenen, aber lange harmlosen Augsburger profitierten die Gastgeber am Ende von einem Elfmetergeschenk, das Schiedsrichter Tobias Reichel verteilte: Bei einem Schussversuch von Haris Tabakovic blockte zunächst Chrislain Matsima den Ball, von seinem Fuß sprang er Kapitän Jeffrey Gouweleeuw aus kurzer Distanz an den Arm.
Ein Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes sagte später bei "Sky", dass es richtig gewesen wäre, "weiterspielen zu lassen. Eine Intervention des Video-Assistenten wäre angebracht gewesen." Dazu kam es aber nicht. Andrej Kramaric nutzte die Chance vom Punkt (71. Spielminute) und glich damit die Führung von Joker Samuel Essende Sekunden nach der Pause aus. Zudem beendete Hoffenheims kroatischer Star die Serie von FCA-Keeper Finn Dahmen, der nach 683 Minuten ohne Gegentor wieder hinter sich greifen musste.
TSG-Heimschwäche hält an
So gelang der TSG vor 21.427 Zuschauern in Sinsheim auch im achten Heimspiel in Serie kein Sieg - der bislang letzte stammt vom Amtsantritt Ilzers im November beim 4:3 gegen RB Leipzig, dem nächsten Gegner. Die Heimschwäche sei "grundsätzlich enttäuschend. Es ist auch enttäuschend, dass wir das Stadion nicht voll bekommen. Es hilft nichts, wir müssen gucken, dass wir die Runde irgendwie zu Ende kriegen", sagte Baumann und suchte nach Worten: "Ich sehe, dass die Mannschaft will, ich sehe schon sehr viele Spieler, die alles raushauen. Aber es bleibt eine komplizierte Saison."
Bülters Geburtstagslaune verhagelt
Auch Marius Bülter stand an seinem 32. Geburtstag mit langem Gesicht vor Kameras und Mikrofonen: "Allen war bewusst, dass das ein wahnsinnig wichtiges Spiel war", sagte der Flügelstürmer: "Die drei Punkte haben wir heute gebraucht, die hätten wir auch verdient gehabt."
Und der Trainer? "Man hat gesehen, dass wir in einer Situation stecken, in der immer das Abstiegsgespenst im Kopf mitschwirrt", sagte Ilzer am ARD-Mikrofon. Es habe in gewissen Situationen das Selbstverständnis gefehlt. Am Ende sei der Ausgleich aber verdient gewesen. Ilzers Zwischenbilanz steht nun bei 18 Punkten aus 17 Spielen. Die Mannschaft sei deutlich stabiler geworden und habe gezeigt, dass sie mit Druck umgehen könne. "Wir müssen diesen Punkt nehmen und sagen: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen", sagte der Österreicher, der aber auch forderte: "Wir müssen dahin kommen, dass wir mehr Tore machen."
Nationaltorwart Baumann will sich nicht verzetteln
Gegentore verhindert hat Baumann auch dieses Mal. Die neue Nummer 1 der DFB-Auswahl kann den Klassenerhalt für seinen Club aber auch nicht im Alleingang sichern und ist klug genug, sich nicht alles aufzuladen. "Am Ende geht’s erst mal darum, dass ich meinen Job mache und den gut mache und so der Mannschaft helfe", erklärte der 34-Jährige.
"Ich muss schon aufpassen, dass ich nicht versuche, auf zu vielen Hochzeiten zu tanzen und muss mich auf mich konzentrieren, um dadurch den Jungs zu helfen." Natürlich pushe er seine Mitspieler, treibe sie an, rede viel mit ihnen: "Aber das Wichtigste ist, dass ich meinen Job gut mache."
Sendung am Sa., 29.3.2025 14:00 Uhr, Stadion, SWR1 Baden-Württemberg