
Playoffs in der DEL Adler gegen Eisbären - das "Duell der Giganten"
Im Halbfinale der Playoffs kommt es zum brisanten Duell zwischen den Adlern Mannheim und den Eisbären Berlin. Es ist eine Begegnung der beiden erfolgreichsten DEL-Teams voller Geschichten und Emotionen.
Es ist an der Zeit, dass mal wieder was geht für die Adler gegen die Eisbären. Seit 23 Jahren, seit dem Viertelfinale im März 2002, haben die Mannheimer keine Playoff-Serie mehr gegen die Berliner gewonnen. Lange her ist das, damals war der heutige Adler-Keeper und große Playoff-Rückhalt Arno Tiefensee noch gar nicht geboren. Er kam erst einen Monat später auf die Welt.
Adler-Keeper Arno Tiefensee auch gegen die Eisbären in Top-Form?
Jetzt treffen die beiden DEL-Giganten im Halbfinale aufeinander. Das erste Duell der Best-of-Seven-Serie steigt am Dienstagabend (19:30 Uhr) in Berlin. Und natürlich hoffen die Kurpfälzer, dass ihr 22-jähriger Nationalkeeper Tiefensee seine großartige Form konservieren kann: "Arno hat den Unterschied ausgemacht", lobte Mannheims Coach Dallas Eakins seinen jungen Schlussmann mit dem langen Haarschopf nach der erfolgreichen Viertelfinalserie gegen den vierfachen Meister EHC München. Es mache "Spaß, junge Spieler wachsen zu sehen", so der NHL-erfahrene Eakins.
Mannheim gegen Berlin, das ist inzwischen der Klassiker im deutschen Eishockey: "Wir haben noch eine Rechnung offen", sagt Adler-Verteidiger Leon Gawanke, ein gebürtiger Berliner, mit Blick auf das Viertelfinal-Aus im vergangenen Jahr. "Wir sind die Adler und brauchen uns vor keinem Gegner zu fürchten." Nach den Ergebnissen der Hauptrunde gehen die angriffsstarken Eisbären als Favorit in dieses brisante Duell: Alle vier bisherigen Saisonspiele verloren die Mannheimer. Im Januar gab es sogar eine 3:9-Rekordschlappe in der heimischen SAP-Arena. Aber: längst vergeben und vergessen.
Die beiden erfolgreichsten DEL-Teams im Halbfinal-Duell
Denn in den Playoffs werden die Eishockey-Uhren bekanntlich immer wieder neu und auf Null gestellt. Es herrscht in der Regel Ausnahme-Atmosphäre auf und neben dem Eis. Kleinere Provokationen, Tricks und Kniffe gehören zum emotionalen Geschäft, um den Gegner zu verunsichern.
Zumal es sich ab dem ersten Spiel am Dienstag um das ewig junge Duell zwischen den beiden bislang erfolgreichsten DEL-Teams handelt: Die Mannheimer, zuletzt 2019 Champion, sind mit sieben Meisterschaften, die Berliner als Rekordsieger und amtierender Champion mit zehn nationalen Titeln geschmückt. Das verspricht Klasse, Rasanz, Emotionalität und Spannung.
Es ist auch das Aufeinandertreffen zahlreicher Nationalspieler, das halbe DEB-Teams trifft sich beim Duell Mannheim-Berlin: Arno Tiefensee, Leon Gawanke, Tobias Fohrler, Lukas Kälble, Tom Kühnhackl, Stefan Loibl, Daniel Fischbuch und Marc Michaelis tragen bei den Mannheimern das deutsche Trikot. Bei den Berlinern zählen Kai Wissmann, Jonas Müller, Marcel Noebels, Leo Pföderl, Frederik Tiffels, Lean Bergmann und Manuel Wiederer zum Team von Bundestrainer Harold Kreis.
Die ewigen Rivalen Mannheim und Berlin
Man respektiert sich, aber man mag sich unter den Fans nicht besonders. "Scheißbären" spotten die Mannheimer Anhänger immer mal wieder wenig charmant, aber mit Augenzwinkern. Mit "Mädchenheim" kontern die Berliner. Die Adler gegen die Eisbären, das ist wie in der Fußball-Bundesliga Bayern München gegen Borussia Dortmund. Jahr für Jahr lautet das Ziel der beiden Erzrivalen: Meisterschaft! Darunter geht eigentlich nicht viel, weniger ist vor allem den Fans in beiden Lagern schwer zu vermitteln. Zumal beide Klubs neben München auch in Sachen Etat in der DEL ganz weit vorne liegen.
Etwas anders verhält es sich in dieser Saison bei den Adlern. Mit einem runderneuerten und verjüngten Team haben sich die Mannheimer unter dem Titel "Ein Klub im Wandel" eine mehrjährige Phase der Entwicklung verordnet, um mittelfristig wieder mit einem Team mit ausgeprägter Mannheimer Identifikation nach den nächsten (Meister-)Sternen zu greifen.
1998 die erste Finalrunde Mannheim gegen Berlin
Der Beginn der legendären Playoff-Duelle liegt inzwischen 27 Jahre zurück. 1998 trafen die beiden Teams erstmals in einer Endspielserie aufeinander. Die damals dominanten Kurpfälzer unter Meistertrainer Lance Nethery gewannen die Finalrunde mit 3:1-Siegen, feierten ein Jahr später sogar den Titel-Hattrick. Die ersten drei Playoff-Serien gegen Berlin gingen jeweils an die Adler.
Letztmals aber entschied Mannheim im Jahre 2002 eine Serie für sich, damals im Viertelfinale. Seither aber, seit immerhin 23 Jahren, konnten die Kurpfälzer kein Playoff-Duell mehr gegen Berlin gewinnen. Die Kurpfälzer zogen gegen die Hauptstädter sechsmal den Kürzeren. So auch in der vergangenen Saison im Viertelfinale.
Erste Eisbären-Meisterschaft 2005 gegen die Adler
Unvergessen für die Berliner: 2005 gewannen die Eisbären die Final-Serie gegen Mannheim und wurden erstmals Deutscher Meister. Drei Spiele, drei Siege. Es war gleichzeitig der erste DEL-Titel für die inzwischen deutlich erstarkten und von der amerikanischen Anschutz Entertainment Group unterstützten Berliner, die aus dem einstigen DDR-Klub SC Dynamo Berlin hervorgingen.
Spätestens dann entwickelte sich die emotionale Rivalität zwischen beiden Klubs und Fan-Lagern zum Dauerbrenner. Zumal die Eisbären in den Folgejahren einen Titel an den anderen reihten, was wiederum den erfolgsorientierten Mannheimern verständlicherweise nicht schmeckte.
Das Mannheimer Titel-Trauma 2012
Zu einer Art Mannheimer Titel-Trauma wurde das letzte Aufeinandertreffen in einer Finalserie im Jahr 2012. Im vierten Spiel der Best-of-Five-Serie lagen die Adler in der eigenen Arena 14 Minuten vor Spielende bereits mit 5:2 in Führung. Trainer Harold Kreis und seine Cracks hatten ihre Hände bereits am silbernen Meisterpokal, mussten den deutlichen Vorsprung vor den 13.000 Fans nur noch über die Zeit zu bringen. Berlin aber schlug unerwartet eiskalt zurück, glich bis zur Schlusssirene zum 5:5 aus und gewann in der Overtime mit einem Sudden-Death-Treffer noch mit 6:5.
Es folgte lähmendes Entsetzen bei den Hausherren, die wiederbelebten Berliner entschieden im nächsten Heimspiel die Endspielserie gegen demoralisierte Mannheimer für sich und krallten sich den Titel. Ein Eishockey-Drama, das bis heute in der Erinnerung bei vielen eingefleischten Adler-Fans in der Quadratestadt für Alpträume sorgt. Zumal die Eisbären vor 13 Jahren die Adler als DEL-Rekordmeister ablösten.
Adler müssen Eisbären-Torjäger Ronning stoppen
Sechsmal in Serie sahen die Mannheimer zuletzt in den Playoffs die Rücklichter der Berliner. Jetzt wollen die Adler mit ihrem Torhüter-Toptalent Arno Tiefensee den Eisbären die Krallen stutzen. Wobei auch die Hauptstädter mit Jonas Stettmer (23) einen starken jungen Torhüter im Kasten haben. Beide kommen in den Playoffs neben spektakulären Paraden auf eine Fangquote von weit über 90 Prozent.
Eine Klasse für sich ist bei den Berlinern vor allem der Angriff mit Torjäger Ty Ronning (81 Scorerpunkte). "Sie haben drei Sturmreihen, die dich killen können", sagt Dallas Eakins, der Mannheimer Coach vor dem ersten Duell, der den Titelverteidiger in diesem Jahr "noch stärker als im letzten" einschätzt. Eine große Aufgabe für die Adler und ihren Torhüter Tiefensee. Mit ihm im Gehäuse soll die inzwischen 23-jährige "schwarze Serie" der Mannheimer endlich zu Ende gehen.