Instagram-Posting von Lara Hinsberger Saar-Turnerin schließt sich Vorwürfen gegen Turner-Bundesstützpunkt an
Der Deutsche Turnerbund wird von schweren Vorwürfen erschüttert. Immer mehr Turnerinnen melden sich zu Wort und berichten von systematischem körperlichen und mentalen Missbrauch am Bundesstützpunkt in Stuttgart. Nun hat sich auch die ehemalige saarländische Leistungsturnerin Lara Hinsberger geäußert.
Das deutsche Leistungsturnen wird erneut von schweren Missbrauchsvorwürfen erschüttert. Verschiedene Turnerinnen hatten sich in den letzten Tagen an die Öffentlichkeit gewandt und schwere Vorwürfe gegen den Umgang mit jungen Sportlerinnen am Bundesstützpunkt Stuttgart erhoben.
Lara Hinsberger schließt sich Vorwürfen an
Nachdem bereits die Turnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm ihre Vorwürfe öffentlich gemacht hatten, hat sich nun auch die saarländische Turnerin Lara Hinsberger geäußert. Hinsberger war in ihrer Jugend ebenfalls am Internat des Stützpunkts Stuttgart und Mitglied des Nationalkaders im Kunstturnen.
Auf Instagram berichtet sie von Essstörungen, Depressionen und einem extremen Druck, dem sie zu dieser Zeit ausgesetzt gewesen sei. In ihrem Posting schreibt die Athletin aus Illingen, dass ihr nach den deutschen Meisterschaften 2019 Magersucht und Depressionen diagnostiziert wurden.
Sie sei am Bundesstützpunkt "behandelt worden wie ein Gegenstand". Sie sei benutzt worden, bis sie körperlich und psychisch kaputt gewesen sei. "Ich habe bis heute tiefe Wunden, die nie wirklich geheilt sind. Seit meiner Zeit in Stuttgart bin ich in psychotherapeutischer Behandlung", schreibt die heute 20-Jährige.
Tabea Alt erhebt Missbrauchsvorwürfe
Zuvor hatte am 28. Dezember die frühere Stuttgarter Spitzenturnerin Tabea Alt dem Deutsche Turnerbund (DTB) und dem Schwäbischen Turnerbund (STB) "systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch" in ihrer Jugendzeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart vorgeworfen. Die Gesundheit junger Turnerinnen sei "gezielt und bewusst aufs Spiel gesetzt" worden, unter Missachtung ärztlicher Vorgaben, schrieb die 24-Jährige, die vor drei Jahren ihre Karriere beendet hatte.
Turnerbund will Missstände aufarbeiten
Der Deutsche Turnerbund (DTB) beteuerte, er habe bereits auf Missstände reagiert und wolle alles aufarbeiten: "Aufgrund der jüngsten Meldungen und Veröffentlichungen von Turnerinnen müssen insgesamt selbstkritisch die Sinnhaftigkeit und der Erfolg der bislang eingeleiteten Maßnahmen grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden", teilten der DTB und der Schwäbische Turnerbund (STB) in einer gemeinsamen Stellungnahme am Silvestertag mit.
Ähnliche Vorwürfe gab es 2020 in Chemnitz
Ende 2020 hatten Sportlerinnen des Bundesstützpunktes Chemnitz mit der ehemaligen Schwebebalken-Weltmeisterin und Saarländerin Pauline Schäfer-Betz an der Spitze ihrer damaligen Trainerin Gabriele Frehse schwere Vorwürfe gemacht.
Sie soll die Turnerinnen im Training schikaniert, Medikamente ohne ärztliche Verordnung verabreicht und keinen Widerspruch zugelassen haben. Frehse hatte die Vorwürfe stets bestritten.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 31.12.2024 berichtet.