Fußballspieler der SV Elversberg: Fisnik Asllani, Elias Baum, Muhammed Damar und Tom Zimmerschied

Spitzenreiter der 2. Bundesliga Asllani, Baum & Co: Der gute Transfer-Riecher der SV Elversberg

Stand: 16.12.2024 20:17 Uhr

Der Underdog ganz oben: Die SV Elversberg steht zum ersten Mal an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga. Gründe für den Erfolg gibt es einige. Einer davon ist der gute Riecher bei den Transfers und Leihen der letzten Jahre. Eine Analyse.

Kai Forst

Eine der vielen Fußballweisheiten besagt: Das zweite Jahr in einer neuen Spielklasse ist stets das schwierigere. Und auf unzählige Vereine traf das in der Vergangenheit auch tatsächlich zu. Nicht so jedoch für die SV Elversberg, die am gestrigen Sonntag nach dem überzeugenden 3:0 in Braunschweig das erste Mal in der Club-Geschichte die Tabellenspitze der 2. Bundesliga erklimmen konnte – und das in der vermeintlich verflixten zweiten Saison.

Elversberg erklimmt nach 3:0-Sieg die Tabellenspitze

Viele Fußball-Begeisterte aus ganz Deutschland blicken nun mit Verwunderung auf den Zweitliga-Zwerg aus dem knapp 13.000-Seelendorf Spiesen-Elversberg und fragen sich: Wieso ist dieser Verein so erfolgreich? Wie schafft man es mit einem der wohl geringsten Gesamt-Kader-Marktwerte der Liga – 17 Millionen Euro – so gut zu sein? Zum Vergleich: Hertha BSC Berlin – derzeit Elfter – verfügt mit geschätzten 51 Millionen über den dreifachen Kaderwert. Der Tabellenzweite Köln kommt sogar auf 63 Millionen Euro.

Top-Torjäger Fisnik Asllani

Eine Antwort auf die Frage nach dem Erfolg der SVE: Seit Jahren arbeiten die sportlich Verantwortlichen solide und ohne große Aufregung. In diesem Umfeld - und das zeigen zahlreiche Beispiele - entwickeln sich die Spieler ligaübergreifend. Kristof, Schnellbacher, Neubauer, Sahin - um nur einige zu nennen. Doch dazu später mehr.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Der gute Riecher für Transfers und Leihgeschäfte von Sportvorstand Ole Book, Cheftrainer Horst Steffen und der Scouting-Abteilung des Vereins. Diesem Riecher ist es mit zu verdanken, dass man seit einigen Jahren auf einer Erfolgswelle reitet.

Ein Beispiel: Fisnik Asllani. Erst Ende Juli verpflichtet, schlug der 1,91 große Mittelstürmer direkt ein. Mit zehn Toren ist der 22-Jährige derzeit der zweitgefährlichste Angreifer und der beste Scorer (Tore plus Assists) der Liga. Hatten ihn vor der Saison lediglich Experten auf dem Radar, ist Asllani derzeit in aller Munde. Großer Wermutstropfen: Der beidfüßige Vollblutstürmer ist eine Leihgabe der TSG Hoffenheim – sehr gut möglich, dass die Kraichgauer ihn nach Ablauf der Saison zurückholen.

Woltemade und Wanner gehen steil

Ohnehin hat die SV Elversberg mit Leihgaben in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. In der Saison 22/23 holte man Torjäger Nick Woltemade auf Leihbasis an die Kaiserlinde. Jener 1,98 Meter große Angreifer, der gerade in der Bundesliga beim VfB Stuttgart für Furore sorgt. Und auch Woltemade „funktionierte“ bestens in Elversberg. Mit seinen zehn Treffern und neun Vorlagen sorgte er mit dafür, dass man gleich in der ersten Drittliga-Saison der Vereinsgeschichte den direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte.

Einen weiteren Glücksgriff tätigten Book und Co. dann im vergangenen Jahr in der ersten Zweitliga-Saison, als man einen gewissen Paul Wanner als Leihgabe von Rekordmeister Bayern München nach Elversberg lotste. Sehr schnell wurde der Mittelfeld-Youngster zum Dreh- und Angelpunkt der Elversberger Offensive. Und auch, wenn es für seinen derzeitigen Club Heidenheim (erneute Leihe) nicht ganz rund läuft, so gilt Wanner als eines der größten Talente.

Derzeit buhlen übrigens die Fußball-Verbände von Deutschland und Österreich buhlen um die Gunst des Mittelfeld-Strategen. Denn der gebürtige Österreicher mit deutscher Staatsbürgerschaft könnte perspektivisch für Deutschland oder Österreich spielen. Ins Rampenlicht hat Wanner sich jedenfalls in Elversberg gespielt.

Damar: Flexibel in der Offensive

Und auch mit Blick auf den aktuellen Kader und die Leistungen der vergangenen Wochen und Monate wird klar: In Elversberg greifen die Rädchen ineinander. Neben Asllani holte man – ebenso als Hoffenheim-Leihgabe – Offensivmann Muhammed Damar. In 14 Spielen für die SVE stand der 20-Jährige 13 Mal in der Anfangsformation und ist dabei flexibel einsetzbar – entweder auf der linken Außenbahn oder im zentralen offensiven Mittelfeld. Fünf Treffer konnte Damar bereits erzielen.

Rekord-Transfer Tom Zimmerschied

Ein weiteres Beispiel, wie zielgerichtet und perspektivisch die sportlich Verantwortlichen bei Elversberg arbeiten, zeigt auch die Verpflichtung von Tom Zimmerschied. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung laborierte der Linksaußen noch an einer langwierigen Rückenverletzung. Dennoch zögerten die Elversberger im Sommer nicht mit der Verpflichtung - und griffen sogar tief in die Tasche. Medienberichten zufolge soll die Ablöse bei 400.000 Euro gelegen haben. Anfang November hatte Zimmerschied dann seinen ersten Einsatz und ist in den vergangenen fünf Spielen unter Horst Steffen links außen gesetzt.

Abwehr-Talent Elias Baum

Allerdings schlagen nicht nur die Offensiv-Neuverpflichtungen ein. Auch in der Defensive tätigte Elversberg wichtige Transfer-Entscheidungen. Elias Baum etwa: Auch das 19-jährige Abwehrtalent auf der rechten Außenbahn kam im Sommer als Leihgabe ins Saarland – von Bundesligist Eintracht Frankfurt. Wie hoch man den Youngster dort schätzt, zeigt auch die vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2028 in Frankfurt. Und auch SVE-Cheftrainer Horst Steffen weiß um seine Qualitäten. In 16 Spielen stand Baum 16 Mal von Beginn an auf dem Platz und spielte davon 14 Mal über die volle Distanz.

Rohr bringt Stabilität ins Zentrum

Ebenso nicht mehr wegzudenken aus der SVE-Defensive ist Maximilian Rohr. Anders als Baum ist der routinierte Innenverteidiger (29) aber keine Leihgabe. Rohr kam im Sommer von Liga-Konkurrenz Paderborn und verleiht dem Abwehrzentrum die nötige Stabiltität. Mit einer Quote von fast 70 Prozent gewonnener Zweikämpfe gehört Rohr zu den besten der Liga.

Stammkräfte mit viel Potenzial

Neben all den starken Neuzugängen darf man natürlich nicht die verdienten Stammkräfte vergessen, die zum Teil seit Jahren bei der SVE wirken und sich stets weiter entwickeln. Maurice Neubauer etwa: Bereits seit 2020 im Regionalliga-Team, gehört der 28-jährige Linksverteidiger noch immer zu den Leistungsträgern. Oder Torhüter Nicolas Kristof, der seit einigen Jahren die unumstrittene Nummer 1 ist.

Auch Mittelfeld-Motor Semih Sahin spielt seit 2021 – damals noch in der Regionalliga – an der Kaiserlinde und gehört trotz seiner derzeit langwierigen Verletzung zu den Top-Leuten des SVE-Kaders. Wie wertvoll Sahin ist, zeigt nicht nur sein geschätzter Marktwert von 1,8 Millionen Euro, sondern zeigt sich auch daran, dass Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel an dem 24-Jährigen dran war. Im Sommer konnte ihn Elversberg aber bis 2027 langfristig binden. Sollte Sahin nach dieser Saison dennoch Wechselgedanken hegen, winkt der SVE eine stattliche Ablöse.

Und nicht zu vergessen Torjäger Luca Schnellbacher, der bereits seit 2020 im Dress der SVE spielt und von der Regionalliga zur Zweiten Liga eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt hat.

Jahresabschluss gegen Schalke

Zum Abschluss der Hinrunde und im letzten Spiel in diesem Jahr trifft der frisch gebackene Zweitliga-Spitzenreiter am Freitagabend auf den FC Schalke 04 - derzeit 14. der Tabelle. Anstoß ist um 18.30 Uhr an der Kaiserlinde in Elversberg.

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