Bundesliga-Rückkehr des Traditionsteams Zwillingsbrüder verleihen Radball-Klub Großkoschen neuen Schwung
Radball gehört nach Großkoschen – und zur Familie Lehmann. Mit dem Start der neuen Bundesliga-Saison werden zwei außergewöhnliche Geschichten fortgeschrieben. Und das soll nicht das letzte Kapitel sein. Von Thomas Juschus
Radball liegt Tim und Eric Lehmann im Blut. Ihr Großvater Reinhard Lehmann jagte in den 1970er- und 1980er-Jahren in Großkoschen auf dem Fahrrad dem fast 600 Gramm schweren Ball hinterher. Damals noch im Saal des Dorfkrugs der 1.300 Einwohner zählenden Gemeinde, die heute ein Ortsteil der Kreisstadt Senftenberg (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) ist.
Ihr Vater Daniel schlüpfte in die Fußstapfen, belegte 2001 mit seinem Partner Norbert Noack den dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften. Und jetzt schicken sich Tim und Eric Lehmann an, die Familiengeschichte fortzuschreiben – und bringen den RSV Großkoschen 1921 zurück auf die Bundesliga-Landkarte.
2013 wurden die Brüder erstmals deutscher Meister
Wenn am Samstag in der Schulsporthalle Wettenberg/Krofdorf (Hessen) der erste Spieltag der Radball-Bundesliga 2023 steigt, ist Großkoschen erstmals seit 2017 wieder dabei. Jahrelang gehörte der Traditionsverein aus dem Lausitzer Seenland zuvor der Bundesliga an.
Tim und Eric Lehmann, die beide gerade 20 Jahre alt geworden sind, schafften Anfang Oktober 2022 in Mainz den Sprung zurück ins Oberhaus. Beide hatten sich zuvor als Staffelsieger der 2. Bundesliga Nord für das Aufstiegsturnier qualifiziert.
Seit ihrem fünften Lebensjahr spielen die Zwillinge Radball. 2013 wurden sie in der Klasse Schüler B erstmals deutsche Meister. Seitdem kamen fast jährlich weitere Titel in den verschiedenen Altersklassen hinzu, mittlerweile sind es sieben. "Unseren größten Erfolg hatten wir 2018 in der Schweiz", erinnert sich Torwart Eric. Bei den U19-Europameisterschaften sicherten sich beide die Goldmedaille.
Viermal die Woche trainieren die beiden jungen Männer für ihr großes Hobby. Tim ist Auszubildender im Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum, Eric bei der BASF Schwarzheide. Neben zwei Radball-Einheiten steht auch zweimal in der Woche Fußball auf dem Programm, beide kicken bei der Spielgemeinschaft Hosena/Großkoschen in der Kreisliga. "Mehr können wir aufgrund Ausbildung und der oft weiten Fahrten an den Wochenenden kaum machen", sagt Vater und Trainer Daniel Lehmann. Da die Seesporthalle in Großkoschen seit einiger Zeit privat betrieben wird, kommt es allerdings auch immer wieder zu Einschränkungen. "Wir müssen uns damit einfach arrangieren", sagt Daniel Lehmann.
Klassenerhalt als Saisonziel
Fest vorgemerkt im Kalender ist der 25. März. Dann findet der vorletzte Spieltag der Bundesliga vor eigenem Publikum statt. Bis zu 400 Zuschauer:innen werden erwartet. "Idealerweise wollen wir an diesem Tag den Klassenerhalt perfekt machen", sagt Tim Lehmann. Denn trotz der vielen Erfolge in der Vergangenheit sind die Ziele für das erste Jahr in der Bundesliga bescheiden gesteckt, schließlich warte eine neue große sportliche Herausforderung auf die beiden jungen Männer. "Der Schritt ist riesengroß. Sie sind die jüngste Mannschaft, ihnen fehlt natürlich noch etwas die Erfahrung und ein wenig die Durchschlagskraft. Das Ziel ist deshalb in der ersten Saison Platz neun", formuliert Vater Daniel die Aufgabe.
Zwölf Mannschaften spielen in der 1. Bundesliga, drei müssen am Saisonende Mitte Mai in die Zweitklassigkeit. "Wir müssen einfach weniger Fehler machen als die anderen und sollten jedes Spiel konzentriert angehen", beschreibt Tim Lehmann die Marschroute für das Abenteuer Bundesliga.
Künftig haben die Zwillinge, die auch dem AB-Kader des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) angehören, natürlich andere Ziele. "Das Ziel ist mittelfristig vorn anzugreifen und sich vielleicht in ein paar Jahren für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren – das wäre ein Traum", sagt Vater Daniel Lehmann. Damit würde die Familiengeschichte der Lehmanns und des Radballs in Großkoschen um ein weiteres ganz außergewöhnliches Kapitel fortgeschrieben.
Sendung: rbb24 Inforadio, 02.01.2022, 15:15 Uhr