Unions Neuzugang Leopold Querfeld Unions Neuzugang Leopold Querfeld: "Bei mir zu Hause gibt es sehr guten Kaffee"
Unions Neuzugang Leopold Querfeld hat sich privat schnell in seiner neuen Berliner Umgebung eingefunden. Sportlich ist jedoch Gelduld gefragt. Beim Durchstarten setzt Querfeld auf Wiener Kaffee, Glaube und Kreativität. Von Aljoscha Huber
Im "Café Landtmann" in Wien treffen sich "Wirtschaft und Politik. Student und Professorin. Geschäftsmann und Pensionistin. Wienerin und Reisender", wie es auf der Internetseite des Cafés heißt. Wer dabei vergessen wurde: Union-Spieler Leopold Querfeld. Der Innenverteidiger, der im Sommer aus der österreichischen Bundesliga von SK Rapid Wien nach Berlin-Köpenick kam, stammt aus einer Wiener Kaffeehaus-Dynastie. Seine Eltern betreiben das Café in der dritten Generation. Und in das "Café Landtmann" kommt Leopold Querfeld auch immer wieder gerne zurück. "Ich bin glücklich, wenn ich in Wien bin und mich dort mit meinen Brüdern oder anderen Leuten treffen kann", sagte er bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Berlin. Er sei "sehr stolz darauf", was seine Familie in Wien aufgebaut habe.
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Doch auch Querfeld selbst kann Erfolge für sich verbuchen. Im Sommer stand er noch im EM-Kader der österreichischen Nationalmannschaft und war bei seinem Einsatz im Spiel gegen die Niederlande mit 20 Jahren der jüngste österreichische Spieler bei einer Europameisterschaft. Dann wechselte einer der "begehrtesten Innenverteidiger seines Jahrgangs", wie ihn Oliver Ruhnert - damals noch Geschäftsführer Profifußball bei Union - bezeichnete, nach Köpenick.
Hier wirkt Querfeld entspannt und gut gelaunt: "Ich fühle mich wohl in Berlin", sagt er. Allerdings könnte der Wiener zuletzt mehr Zeit für Erholung und Kaffeetrinken gehabt haben, als ihm lieb ist: Denn für die jüngsten Nations-League-Spiele bekam Querfeld keine Einladung. Das auszusprechen fällt schwer: "Ich habe bisher bei Union noch nicht jedes ... noch nicht so viele ... noch fast gar kein Spiel über 90 Minuten gemacht", erklärte Querfeld am Mittwoch. Immerhin: Die Länderspielpause habe er nutzen können, "um endlich mal wieder am Sonntag in die Kirche zu gehen".
Querfeld tritt gegen "gute Jungs" an
In der Bundesliga stand Querfeld erst ein Mal in der Startelf: beim 0:3 gegen den FC Bayern, bei dem er seine Sache ordentlich machte. Ansonsten: 30 Minuten beim 2:1-Sieg gegen Dortmund, eine Halbzeit gegen Gladbach und ein paar Kurzeinsätze. Keine einfache Situation: "Das ist für mich sehr ungewohnt, weil ich bei Rapid gefühlt jede Minute gespielt habe."
Ein bisschen Beistand von ganz oben könnte Querfeld im Moment ganz gut gebrauchen: Die Konkurrenz in der Dreierkette mit Kevin Vogt, Diogo Leite und Danilho Doekhi macht ihm ein Vorbeikommen schwer. Die Statistik gibt Union-Trainer Bo Svensson wenig Anlass zum Rotieren: Union hat in der Bundesliga bisher acht Gegentore bekommen, weniger kassierten nur Bayern und Leipzig. "Die Jungs machen es sehr gut", räumt auch Querfeld ein.
Kreativ, aber "kein Goethe"
Während Union in den letzten Jahren nicht gerade dafür bekannt war, dass junge Spieler viel Spielzeit bekommen, drängen in dieser Saison mit Leopold Querfeld, Aljoscha Kemlein und Tom Rothe gleich drei ins Rampenlicht. Kemlein und Rothe habe er schon öfter zum "Champions League schauen" zu sich nach Hause eingeladen, berichtet Querfeld.
Fußballer schauen Fußball in ihrer Freizeit - das hat man schon gehört. Querfelds anderes Hobby, das er am Mittwoch schon fast schüchtern vorträgt, überrascht schon eher: "Ich mag es mich kreativ auszudrücken egal auf welchem Weg", sagt er. "Zeichnen, Bilder bearbeiten, mal einen Text oder ein Gedicht schreiben", zählt er auf und schiebt hastig nach, um Missverständnissen vorzubeugen: "Ich bin aber nicht Goethe oder so."
Die Kreativität helfe ihm für die "Balance", sei ein guter Ausgleich zu seinem Job auf dem Platz, sagt Querfeld.
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Mit Koffein und Kraft nach vorne?
Privat, das lässt Querfeld immer wieder durchblicken, hat er sich schon ziemlich gut aufgestellt in seinem neuen Umfeld. Kaffeehäuser wie das seiner Eltern sind in Wien eine Institution - nicht weniger wichtig als Prater, Schnitzel oder David Alaba. Und das "Cafe Landtmann" spielt in der Liga der Kaffeehäuser ganz oben mit, ist in Wien eine Institution. Das Kaffeehaus am Ring, gelegen bei Parlament und Burgtheater, begrüßt seit 150 Jahren Wienerinnen und Touristen. Da ist es naheliegend, worum sich Querfeld als erstes in seiner neuen Heimat kümmert: "Ich habe mir vorgenommen, in Berlin als kleine Wohlfühloase einen guten Kaffee bei mir zu haben. Bei mir zu Hause gibt es sehr guten Kaffee - sogar Wiener Kaffee", sagt Leopold Querfeld.
Für seine Berliner Wohnung hat sich Querfeld eine italienische Siebträgermaschine zugelegt und bekam von Besuchern Kaffee aus Österreich mitgebracht. Allerdings sei sein "Konsum ein bisschen überschätzt" worden, sagt er - er sei niemand, der jeden Morgen sofort eine Dosis Koffein brauche. "Es ist eher so ein Genussmittel, wenn ich mal einen Nachmittag Zeit habe." Aber für "mal einen Nachmittag Zeit haben" und "Ausgleich zum Job" braucht Querfeld auch: Spielzeit.
Kraft, Dankbarkeit und Geduld ziehe er aus seinem christlichen Glauben, sagt der 20-Jährige. Besonders letztere Eigenschaft kommt ihm im Warten auf einen Stammplatz bei Union im Moment zugute. Und trotz der schwierigen Situation in Verein und der Nationalmannschaft wirkt Querfeld zuversichtlich. "Es ist Abwarten angebracht", sagt er. "Bei einer Dreierkette kann es schnell passieren, dass man hineinrutscht."
Sendung: rbb24 Inforadio, 21.11.2024, 10:15 Uhr