Union Trainer Nenad Bjelica. (Bild: imago/Contrast)

Union gegen Heidenheim in der Analyse Union gegen Heidenheim in der Analyse: Der Bjelica-Effekt

Stand: 24.02.2024 20:45 Uhr

Der 1. FC Union verpasst gegen den 1. FC Heidenheim zwar einen neuen Vereinsrekord, doch das 2:2 zeigt erneut: Die Mannschaft verfügt wieder über die alten Tugenden, die sie in der Vergangenheit so stark gemacht hat. Von Fabian Friedmann

Das 2:2 zwischen Union Berlin und Aufsteiger 1. FC Heidenheim hatte durchaus etwas von einem Berlinale-Wettbewerbsfilm: eine dramatische Geschichte, mit vielen Wendungen und teils schmerzhaften Bildern für so manchen Fan des 1. FC Union. Am Ende lag die Partie irgendwo zwischen Komödie und Tragödie. "Es war ein packendes Spiel, auch für die Zuschauer", meinte Union-Kapitän Rani Khedira nach Spielschluss in der ARD-Sportschau.

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Vogts schmerzhafter Lapsus

Schmerzhaft war der Start vor allem für den 1. FC Union. Kevin Vogt erlaubte sich in der 3. Minute einen folgenschweren Lapsus, als er entschied, von der Mittellinie zurück in die eigene Hälfte zu köpfen. Der völlig missratene Klärungsversuch war für Heidenheims Nikola Dovedan die willkommene Einladung zu seiner Torpremiere in der 1. Bundesliga. "Kevin wollte es souverän nach hinten auflösen", kommentierte Khedira die Szene. "Das war wahrscheinlich ein Missverständnis in der Kommunikation."
 
Unions Abwehrreihe war zuvor umgestellt worden. Für den gelbgesperrten Diogo Leite bekam Robin Knoche eine neue Chance in der Dreierkette. Und man merkte dem 31-Jährigen hier und da die fehlende Routine in den Zweikämpfen an, zumal auch die Spritzigkeit fehlte. Der Mangel an Kommunikation mit Nebenmann Vogt passte da ins Bild. "Positiv ist, wie die Mannschaft darauf reagiert hat", meinte Unions Trainer Nenad Bjelica. Denn, auch wenn sich im ersten Abschnitt seine Mannschaft lange Zeit schwer tat gegen eklige Heidenheimer, die resolut im Mittelfeld verteidigten, vor allem in Person des Ex-Unioners Lennard Maloney, so zeigten die Eisernen doch eine Reaktion.

Unions Slapstick-Doppelschlag

Angetrieben vom quirligen Andras Schäfer im offensiven Mittelfeld kämpften sich die Köpenicker zurück in die Partie und gingen kurz vor der Pause per Doppelschlag in Führung. Die Tore waren allerdings jeweils aus der Filmkategorie Slapstick-Komödie: Beim 1:1 spielten zwei Gäste-Verteidiger (Maloney und Mainka) zusammen Flipper und Robin Gosens vollendete abgezockt mit dem Außenrist ins lange Eck. Beim 2:1 schoss Andras Schäfer, Unions bester Spieler an diesem Tag, seinem in die Schussbahn laufenden Mitspieler Brenden Aaronson auf den Rücken, so dass der Ball unhaltbar für Gaste-Keeper Kevin Müller in die Maschen einschlug.
 
Union hatte sich zuvor dieses Glück erarbeitet, hätte sich in Gestalt von Danilo Doekhi nach einer Ecke bereits in der 34. Minute mit dem Ausgleich belohnen können. Aber warum erholt sich die Mannschaft im Gegensatz zur Hinrunde mittlerweile scheinbar problemlos von solchen Tiefschlägen wie beim 0:1? "Wir sind als Mannschaft enger zusammengerückt und wir agieren auch wieder mehr als Einheit", erklärte Rani Khedira die offensichtliche Trendwende in Köpenick.

Remis als kleine Tragödie

Gegen den forschen Aufsteiger entwickelte sich auch im zweiten Abschnitt ein körperbetontes, laufintensives Spiel, das sich aber immer im Rahmen des Regelwerkes bewegte. Union hatte das Spiel eigentlich im Griff, baute zunächst eine Abwehrwand auf, versäumte aber, das 3:1 nachzulegen. Und so fiel aus dem Nichts der Ausgleich. Ein weiter Ball von Heidenheims Kreativspieler Eren Dinkci genügte, um die komplette Union-Defensive zu überrumpeln, Jan-Niklas Beste erzielte dann per Heber das 2:2. "Wenn du zwei solche haarsträubenden Fehler machst und den Gegner so einlädst, dann hast du heute auch nur einen Punkt verdient", fasste Rani Khedira die Partie zusammen.
 
Dennoch, das Remis glich für die Gastgeber einer kleinen Tragödie. Der FCU hätte mit einem weiteren Heimdreier den fünften Sieg in Folge im Stadion an der Alten Försterei feiern können – gleichbedeutend mit einem neuen Vereinsrekord. Die verpasste Chance auf den großen Befreiungsschlag im Abstiegskampf merkte man nach Spielschluss auch Nenad Bjelica an: "Mit einem Sieg hätten wir heute einen größeren Schritt nach vorne gemacht", sagte Unions Trainer, wobei er auch betonte, dass der Abstand zum Relegationsplatz weiterhin respektable acht Punkte betrage.

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Der Bjelica-Effekt

Die Zwischenbilanz von Bjelica kann sich trotz des Unentschiedens durchaus sehen lassen. Seit seinem Amtsantritt ist er zu Hause ungeschlagen. Er hat die Mannschaft stabilisiert, ihr die alten Tugenden von kollektivem Defensivverhalten, intensiver Laufbereitschaft und torgefährlichen Standards eingeimpft, und sie so ins gesicherte Mittelfeld der Bundesliga geführt. Ein Umstand, der vor knapp vier Monaten noch in weiter Ferne gelegen hatte.
 
"Die Mannschaft ist intakt. Das sieht man", erklärte Verteidiger Robin Knoche das positive Grundrauschen beim 1. FC Union. Man könnte es auch als den "Bjelica-Effekt" bezeichnen. Wobei das in diesen Tagen mit Sicherheit einen guten Titel für eine Union-Doku abgeben würde.

Sendung: rbb24, 24.02.2024, 21:45 Uhr