Die Berliner Radsportlerin Ariane Richter beim Training im Wald (Bild: rbb)

Ultra Cycling Ultra Cycling: Berlinerin bezwingt über 1.000 Kilometer auf dem Rad

Stand: 12.10.2024 13:03 Uhr

Mal eben mit dem Fahrrad quer durch Deutschland? Für Berlinerin Ariane Richter kein Problem. Die 50-Jährige betreibt Ultra-Cycling und braucht von Flensburg bis nach Garmisch-Partenkirchen nicht mal drei Tage auf dem Rad.

Ariane Richters Hobby fängt bei 200 Kilometern an. Die Berlinerin ist begeisterte Radsportlerin über lange Distanzen, in Fachkreisen auch "Ultra Cycling" genannt. Mal geht es vom Norden Deutschlands bis ganz in den Süden, mal für ein Rundrennen durch ganz Ruanda. Dabei ist die 50-Jährige immer auf sich gestellt: "Man darf nicht mal Windschatten voneinander nehmen."

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Richter fährt "nonsupported" Rennen, also ohne jegliche Unterstützung. Ihr folgt kein Verpflegungsfahrzeug und wenn sie Hilfe braucht, darf sie sich nur an Geschäfte wenden, die für die anderen Teilnehmerinnen auch zugänglich wären. Mal eben bei Freunden halten, die in der Nähe der Strecke wohnen, oder sich von Zufallsbegegnungen die rausgesprungene Kette einhängen lassen? Verboten. Und währenddessen läuft die Stoppuhr gnadenlos weiter: "Alles, was man mittendrin macht – schlafen, essen, einkaufen – das sind Sachen, die mit auf die Zeit zählen." Fürs Ultra Cycling ist gutes Zeitmanagement gefragt.
 
Ende Juni nahm Ariane Richter am "Race across Germany" teil: 1.135 Kilometer von Flensburg bis in den Süden nach Garmisch-Partenkirchen. Das Zeitlimit: 60 Stunden. Zuvor hatte dieses Rennen erst eine Frau ohne Unterstützung geschafft. "Als ich die Strecke gesehen habe, war mir klar: Das musst du machen, ohne groß zu übernachten. Wir starten am Freitagmorgen um 8 Uhr und das Ziel ist Sonntagabend um 8 Uhr", so Richter. Sie habe insgesamt etwas mehr als eine Stunde geschlafen, verteilt auf vier Blöcke. Die Strategie ging auf. In 59 Stunden und 15 Minuten schaffte es die Berlinerin als eine von fünf Frauen ins Ziel. Für die Altersklasse der über 50-Jährigen darf sich Richter jetzt deutsche Meisterin nennen.

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Gut vorbereitet ins nächste Abenteuer

Ariane Richters Rennen sind meist wenig glamourös, aber immer ein Abenteuer. "Wenn ich 100 Kilometer fahren will, setze ich mich aufs Rad und es geht los. Aber beim Ultra Cycling muss man sich vorher auch ein bisschen mit der Strecke beschäftigen. Wo gibt es vielleicht Verpflegungspunkte, die man nutzen kann? Wann ist was offen?" Wenn sie zwischendurch schlafen will, geht es nicht ins Hotel, "sondern auch mal an eine Bushaltestelle oder in eine Sparkasse für eine halbe Stunde."
 
Ihr treuer Begleiter ist ein mattschwarzes Stahlrad. Es hat einen breiteren Lenker als ein klassisches Rennrad und breitere Reifen mit mehr Profil. Dazu kommt eine elektronische Schaltung. Die sei "bei langen Rennen Gold wert", um etwas Kraft zu sparen. Um beim Ultra Cycling erfolgreich zu sein, kommt es, laut Ariane Richter, nicht nur auf die sportliche Fitness und die richtige Vorbereitung, sondern auch auf eine gute Mentalität an. "Wenn ich 1.000 Kilometer fahre, darf ich nach 50 Kilometern nicht daran denken, dass es noch 950 Kilometer sind. Das muss man sich in Scheiben einteilen." Sie würde beispielsweise an den nächsten geplanten Verpflegungspunkt denken, der auf der Strecke warte.

Auf dem Rad durch Ruanda

Ihr bisher größtes Rennen absolvierte die Berlinerin im Februar. Sie nahm am "Race around Ruanda" teil. Für 1.000 Kilometer und 17.000 Höhenmeter brauchte Ariane Richter etwas mehr als vier Tage. Vor allem der Untergrund sei herausfordernd gewesen: "Die eine Hälfte des Rennens war auf Straße, die andere Offroad. Das war mehr oder weniger Gravel. Manchmal auch steinig im Vulkangebiet." Die Natur und Landschaft Ruandas seien dafür umso spannender gewesen.

"Auf dem Fahrrad erfährt man einen Ort ganz anders, weil man mehr Zeit auf der Strecke verbringt. Gefühlt komme ich viel dichter ran", sagt Ariane Richter. In vielen Dörfern sei sie schnell von Kindergruppen umringt gewesen, die mitliefen und wissen wollten, was sie da eigentlich mache.

Vorbereitung aufs nächste große Rennen

Trotz Vollzeitjob schwingt sich Ariane Richter sechs Mal pro Woche aufs Rad. Fürs Training zieht es die Berlinerin oft in den Grunewald. Der sei ein ideales Trainingsgebiet: "Ich mag es gerne, in der Natur unterwegs zu sein. Hier gibt es richtig viele Wege und Abwechslung." Aktuell trainiert sie für ihr nächstes großes Rennen. 2025 soll es nach Kirgisistan gehen.

Sendung: DER TAG, 07.10.2024, 18 Uhr