2. Bundesliga Hertha BSC im Teamcheck: "Alte Dame" will zurück nach oben
Mit einem Heimspiel gegen Paderborn beginnt für Hertha BSC die neue Zweitliga-Saison - und der zweite Anlauf, in die Bundesliga zurückzukehren. Die Marschroute von Trainer Fiél ist klar, die Neuzugänge vielversprechend.
Spätestens am Abend des 19. August 2023 dürfte allen Beteiligten klar gewesen sein, dass Jahr eins nach dem Bundesliga-Abstieg für Hertha BSC eher zäh werden würde. Die Berliner, trainiert von Pal Dardai, hatten einen glatten Fehlstart hingelegt, mit 0:3 beim Hamburger SV verloren, in den ersten drei Spielen weder ein Tor erzielt noch einen Punkt geholt. Und der Kader war, kurz vor dem Ende der Transferperiode, immer noch im Umbruch.
Der Rückblick auf die vergangene Saison
Zwar gelang es Dardai in der Folge, das Team zu stabilisieren. Für einen Angriff auf die Tabellenspitze reichte es aber nicht. Offensiv sorgte Hertha mit 69 erzielten Toren, den zweitmeisten der Liga, regelmäßig für Spektakel – defensiv war die Mannschaft allerdings viel zu anfällig. Teils grobe individuelle Fehler zogen immer wieder Gegentore nach sich. Insgesamt waren es 59. Die Balance im Teamgefüge fehlte – und eine klare Spielidee auch.
Die "Alte Dame" schielte zwar immer mal wieder nach oben, kletterte im gesamten Saisonverlauf aber nie höher als auf den 6. Tabellenplatz. Auch weil es dem Team nicht gelang, eine Serie zu starten und mehr als zwei Partien in Folge siegreich zu gestalten. Hertha BSC kam auf einem ernüchternden 9. Platz der 2. Fußball-Bundesliga ins Ziel – und die Verantwortlichen entschieden sich dazu, den nächsten Anlauf Richtung Aufstieg mit einem neuen Trainer zu starten.
Hertha BSC will sich im Trainingslager den nötigen Feinschliff für die neue Saison unter Trainer Cristian Fiél holen. In Österreich werden die Berliner ihr Spiel mit wie gegen den Ball weiter ausarbeiten müssen – und den Ernstfall ohne Fabian Reese proben. Von Marc Schwitzkymehr
Überschattet wurde die Saison 2023/24 von einem Schicksalsschlag, der den Verein in kollektive Schockstarre versetzte: der völlig überraschende Tod des Präsidenten Kay Bernstein am 16. Januar 2024. Unmittelbar vor dem Beginn der Rückrunde und dem Heimspiel im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Kaiserlautern.
Der neue Trainer
In der Sommerpause dauerte es nicht lange, ehe sich die Anzeichen erst verdichteten und der neue Coach im Juni dann auch offiziell vorgestellt wurde: Die Wahl der Verantwortlichen um Sportdirektor Benjamin Weber und Andreas "Zecke" Neuendorf, Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, fiel auf Cristian Fiél, der bis dahin den 1. FC Nürnberg trainiert hatte.
Vom Profil des 44-Jährigen war die sportliche Führung des Hauptstadtklubs derart überzeugt, dass die Verpflichtung Fiéls den notorisch klammen Berlinern eine Ablösesumme im mittleren sechsstelligen Bereich wert war.
In der Vorbereitung und den bisher absolvierten Testspielen konnte Fiél bereits andeuten, in welche Richtung es unter seiner Ägide gehen soll: Anders als sein Vorgänger Dardai setzt er auf eine aktive Spielanlage aus einer von ihm favorisierten 4-3-3-Grundordnung. Seine Mannschaft soll nach Ballverlusten konsequent ins Gegenpressing umschalten und möglichst hoch stehen.
Der DFB hat die Fußball-Nachwuchsligen der U17 und U19 grundlegend reformiert. Die Vereine zeigen sich offen, doch der abgeschaffte Abstieg für Teams mit Leistungszentrum und die veränderte Einbindung von Amateurklubs bringt Zweifel auf. Von Marc Schwitzkymehr
Die Neuverpflichtungen und Abgänge
Sportdirektor Weber handelte in der Sommer-Transferperiode frühzeitig und verpflichtete Spieler, die das Team unmittelbar aufwerten. Das zentrale Mittelfeld – in der Saison 2023/24 noch eine Großbaustelle – wird zu einem potenziellen Prunkstück des Berliner Kaders. Kevin Sessa (1. FC Heidenheim) und Diego Demme (SSC Neapel) wechselten ablösefrei an die Spree. Für Michael Cuisance (Venezia FC) wurde eine Ablösesumme im niedrigen sechsstelligen Bereich fällig.
Gerade der 24-jährige Franzose – einst in Diensten des FC Bayern München und mit den Titeln Deutscher Meister, Pokalsieger und Champions-League-Sieger auf der Visitenkarte – überzeugte mit seinen bisherigen Auftritten in der Vorbereitung und freut sich auf die neue Herausforderung: "Der Verein hat hohe Ziele - so wie ich auch. Ich möchte mich Schritt für Schritt wieder in Richtung Bundesliga bewegen. Da war Hertha die perfekte Entscheidung", sagte Cuisance im Rahmen einer Medienrunde während des Trainingslagers am österreichischen Walchsee. "Besser als jetzt geht es nicht. Ich bin wie zu Hause und habe eine neue Familie gefunden."
Foul mit Folgen: Filip Kusic (FC Energie Cottbus, li.) holt Herthas Fabian Reese unfair von den Beinen.
Außerdem stieß Angreifer Luca Schuler ablösefrei vom 1. FC Magdeburg zum Team, während ein Eigengewächs auf der Rechtsverteidigerposition, Julian Eitschberger, nach seiner Leih-Station beim Halleschen FC zurückkehrte.
Suat Serdar verließ Berlin endgültig und brachte den Blau-Weißen durch seinen festen Transfer zu Verona dringend benötigte Millionen ein. Flügelspieler Myziane Maolida steht, Medienberichten zufolge, unmittelbar vor einem Wechsel nach Saudi-Arabien. Für Stürmer Wilfried Kanga sucht Hertha nach wie vor einen Abnehmer.
Ein gravierender Unterschied zur Vorsaison: Der Kader scheint in seiner jetzigen Form nahezu vollendet zu sein. Klar ist aber auch, dass bis zum Ende der Transferperiode am 30. August noch Abgänge möglich sind. Top-Torjäger Haris Tabakovic und Unterschiedsspieler Fabian Reese werden dem Vernehmen nach von Erstligisten umworben. Ein Wechsel Reeses scheint – aufgrund einer folgenreichen Sprunggelenksverletzung, die er sich im Testspiel beim FC Energie Cottbus zuzog – allerdings unwahrscheinlicher denn je. Wohl der einzige Trost, den sein Ausfall für alle Hertha-Fans mit sich bringt.
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Das Saisonziel von Hertha BSC
Mal wird es offen ausgesprochen, mal weniger klar formuliert, doch feststeht: In der Saison 2024/25 will Hertha BSC die Aufstiegsränge angreifen. Der Kader ist darauf ausgelegt, zu den besten Teams der 2. Bundesliga zu gehören – und schon allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sollte die Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus forciert werden. So stellte Geschäftsführer Thomas E. Herrich bereits klar, dass ein Aufstieg alternativlos sei. Im Idealfall im Jahr 2025.
"Ich sagte ja schon auf meiner ersten Pressekonferenz, dass wir eine Mannschaft haben, die viel erreichen will und oben mitspielen kann – das hat sich in den Wochen, in denen ich dabei bin, nicht geändert", betonte auch Trainer Fiél im Interview mit dem rbb, wenn auch noch etwas zurückhaltender.
In einem Punkt dürften sich die Verantwortlichen ohnehin einig sein: Ein Fehlstart wie im Vorjahr ist dringend zu vermeiden. Immerhin: Wenn Hertha BSC am 3. August (13 Uhr) den SC Paderborn im Olympiastadion empfängt, starten die Berliner erstmals seit 2018 mit einem Heimspiel in eine neue Saison. Damals gewann die "Alte Dame" mit 1:0 – gegen den 1. FC Nürnberg, in der 1. Bundesliga.