Abschied von der Königsklasse Union Berlin verliert spektakulär gegen Real Madrid
Der 1. FC Union Berlin hat die Sensation verpasst. Gegen Real Madrid konnten die Köpenicker kurz träumen, verloren aber am Ende verdient mit 2:3 (1:0).
Kevin Volland brachte das Team von Trainer Nenad Bjelica mit 1:0 in Führung (45.+2), doch Joselu drehte nach der Pause die Partie für den Rekord-Europapokalsieger aus Spanien (61., 73.). Zwar konnte Alex Kral mit einem Distanzschuss nochmal ausgleichen (85.), aber Dani Ceballos entschied das Spiel für die Gäste.
Real Madrid zieht mit der Optimal-Ausbeute von 18 Punkten als Erster ins Achtelfinale ein. Der 1. FC Union ist hingegen ausgeschieden und verpasst als Letzter der Gruppe C auch ein Überwintern in der Europa League.
"Das ist schon ein bisschen ärgerlich", sagte Volland nach dem Spiel. "Am Ende hatte Real klar die besseren Chancen und war das ganze Spiel mehr am Drücker. Es ist nicht leicht gegen eine so ballstarke Mannschaft. Trotzdem waren wir mit 1:0 in Führung und hatten noch ein paar Nadelstiche, die wir nicht gut ausspielen", betonte der Torschütze. Nun heiße es den "vollen Fokus auf die Bundesliga" zu legen.
Komplizierte Ausgangslage für Union
Die Ausgangslage für die Köpenicker war vor der Partie ebenso klar wie kompliziert: Um doch noch in der Europa League überwintern zu können, musste ausgerechnet gegen Real Madrid der historische erste Champions-League-Dreier her. Der allein reichte aber noch nicht zur tabellarischen Glückseligkeit. Zeitgleich war ein Erfolg der SSC Neapel gegen Sporting Braga - vor dem Spiel mit zwei Punkten Vorsprung auf dem dritten Platz - Pflicht.
Bjelica hatte beim Ende des Köpenicker Sieglos-Marathons gegen Gladbach am Samstag vor allem die Offensive wiederbelebt. Auf ein entscheidendes Puzzlestück musste er nun aber verzichten: Außenbahn-Wirbler und Torschütze Benedict Hollerbach fehlte, da er nicht auf der Kaderliste der Köpenicker für die Königsklasse steht. Real rotierte derweil wie erwartet. Mit 15 Punkten und dem sicheren Weiterkommen im Rücken wechselte Trainer Carlo Ancelotti gleich auf fünf Positionen. Toni Kroos und Antonio Rüdiger landeten so unter anderem auf der Bank, Jude Bellingham startete hingegen.
Union mit Blitzstart, dann übernimmt Real
Dem 1. FC Union wäre gegen die neu zusammengewürfelten Königlichen fast der Traumstart geglückt: Es war nicht einmal eine Minute gespielt, da erzwangen die Gastgeber einen Ballverlust der Marke 'ganz gefährlich' und Rani Khedira spielte am Elfmeterpunkt Kevin Behrens frei. Der zielte jedoch - komplett freistehend - so zentral auf Real-Keeper Kepa, dass dieser den Ball über die Latte lenken konnte. Es war das Sinnbild eines mutigen Starts, der jedoch nur zwei Minuten und eine weitere gute Gelegenheit durch Jaeckel währte.
Danach hatte sich der spanische Rekordmeister sortiert und fortan fast ausschließlich den Ball. Die Entlastung für die Köpenicker nahm ab, die Gefahr der Gäste von Minute zu Minute zu. FCU-Keeper Frederik Rönnow rettete glänzend gegen Bellingham (10.), Dani Ceballos zielte aus der Distanz rechts am Tor vorbei (12.) und dann wurde es richtig knapp: Ein Kopfball von Ex-Bundesligaprofi Joselu landete auf der Latte (16.).
Volland trifft aus dem Nichts
Ein Madrid in Spielfreude ließ Union nun laufen - und zwar meist hinterher. Gut 80 Prozent Ballbesitz waren der statistische Beweis der drückenden Dominanz der spanischen Pass-Maschine. Gefährlich wurde es jedoch erst wieder in der Schlussphase der ersten Hälfte: Zunächst schlenzte Joselu nach einem Katastrophen-Pass von Robin Gosens haarscharf am Winkel vorbei (42.), dann stoppte Union-Verteidiger Diogo Leite eine Flanke eindeutig mit dem Arm: Den unzweifelhaften Elfmeter schoss Luka Modric jedoch nicht nur in die Tormitte, sondern auch gegen die Beine von Rönnow (45.).
Während Madrid aus vielen Chancen nichts machte, nutzte der 1. FC Union im direkten Gegenzug seine zweite des Spiels eiskalt. Kevin Volland bejubelte das 1:0 für die Gastgeber - und das, weil David Alaba patzte. Statt eine Kopfball-Verlängerung von Behrens in Richtung seines Sturm-Partners zu klären, legte Alaba ideal für Volland auf, der Kepa aus rund zehn Metern keine Chance ließ. Union jubelte und stand in der Blitztabelle plötzlich auf dem Quali-Platz für die Europa League, weil Braga in Neapel bereits mit 0:2 zurücklag.
Rönnow brilliert, doch Joselu gleicht aus
Die zweite Hälfte begann wie die erste: Mit einer guten Möglichkeit für den 1. FC Union. Dieses Mal war es Gosens, der sie - nach Flanke von Josip Juranovic - nicht nutzen konnte, weil er am Lattenkreuz vorbeiköpfte (47.). Und auch was danach passierte, hatten die Zuschauer des Spiels schon einmal erlebt. Real übernahm die Kontrolle. Rönnow stand im FCU-Tor nun zusehends im Mittelpunkt: Erst klärte er einen Distanzschuss von Lucas Vazquez (50.), dann vereitelte er mit einer Weltklasse-Parade das 1:1 durch Rodrygo, der aus drei (!) Metern frei zum Kopfball gekommen war.
Unions Ausflüge nach vorne waren nun wieder selten. Genauer gesagt gab es noch einen: In der 56. Minute hätte Kepa Volland fast zu seinem zweiten Treffer eingeladen, konnte den Ball im Stolpern dann aber doch festhalten. Danach passierte dann doch das, was sich über weite Teile des Spiels angedeutet hatte: Joselu traf nach Flanke von Rodrygo per Kopf zum 1:1. Dass er sich dabei deutlich aufgestützt hatte, hinderte den Schiedsrichter - nach Check durch den VAR - trotz Protesten der Gastgeber nicht daran, den Treffer anzuerkennen (61.).
Union mit Last-Minute-K.o.
Die Gäste aus Spanien behielten danach die Kontrolle. Der 1. FC Union brauchte zwar einen Sieg für ein Überwintern in Europa, gefährlich vor das Tor von Real schafften sie es aber nicht mehr. Im Gegenteil. Es war der Rekordchampion, der nachlegen konnte. Statt Rodrygo von rechts flankte nun Fran Garcia von links, der Abnehmer in der Mitte war derselbe: Joselu köpfte zum 2:1 für die Madrilenen ein (73.).
Union war angeknockt - und kam doch noch einmal zurück: Alex Kral erzielte aus der Distanz das 2:2 (85.). Der Schlusspunkt einer wilden Schlussphase sollte das aber immer noch nicht sein. Das bessere Ende hatte Real Madrid für sich: Ceballos' abgefälschter Schuss schlug zum 3:2 für die Spanier ein (88.).
Real Madrid beendet die Gruppenphase so zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte mit der optimalen Ausbeute von 18 Punkten (gemeinsamer Rekord mit Bayern München). Für den Union Berlin ist die Reise durch Europa derweil beendet.