SV Grün-Weiss Ahrensfelde  feiert die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in die NOFV Oberliga Nord, 04.05. 2024

Interview | Teammanager Grün-Weiß Ahrensfelde Interview | Teammanager Grün-Weiß Ahrensfelde: Warum die Brandenburger Oberliga-Klubs nicht ohne Berliner Spieler auskommen

Stand: 06.08.2024 14:06 Uhr

Seit Freitag rollt in der Fußball-Oberliga Nord wieder der Ball. Von den 16 Teams sind neun aus Berlin und fünf aus dem Norden. Brandenburger Vereine haben es schwer, ohne Berliner Spieler ihre Kader zu besetzen, erklärt der Manager von Ahrensfelde.

Die 1. Fußball-Bundesliga der Männer lässt zwar noch bis Ende August auf sich warten. Die Ligen darunter sind aber bereits am vergangenen Wochenende in die neue Saison gestartet. Während sich Energie Cottbus in dieser Spielzeit wieder einen Platz in der 3. Liga erkämpft hat, sind in der Regionalliga mit Luckenwalde und Babelsberg immerhin zwei Vereine aus Brandenburg vertreten. Mit dem SV Grün-Weiß Ahrensfelde aus dem Barnim findet sich die erste und einzige Mannschaft aus der Region Ostbrandenburg in der Oberliga Nord, also der fünften Spielklasse, wieder. Ansonsten sind dort mehrheitlich Vereine aus Berlin oder von der Küste bestimmend. Darüber hat rbb|24 mit Stephan Sakawitsch, Teammanager der Ahrensfelder, gesprochen.

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rbb|24: Herr Sakawitsch, neben Optik Rathenow ist ihr Team das einzige aus Brandenburg in der Oberliga Nord. Wie sehen Sie das?
 
Stephan Sakawitsch: Man sieht schon an der Zusammenstellung der Liga, dass Berlin dominiert. Der Berliner Fußball hat ein größeres Einzugsgebiet, ist technisch etwas versierter und das merkt man dann natürlich auch an den Mannschaften in der Liga. Die Brandenburger waren in den letzten Jahren oftmals "Fahrstuhl-Mannschaften".
 
Die einzigen, die sich eigentlich richtig nachhaltig halten konnten, waren der RSV Eintracht in Teltow-Stansdorf (Oberliga Süd, Anmerk. d. Red.). Die sind aber eben auch ein sehr großer und gut geführter Verein. Klar, Optik Rathenow ist jetzt aus der Regionalliga runtergekommen. Fürstenwalde hat es dann jetzt nicht mehr gepackt. Die sind abgestiegen. Im Jahr davor Frankfurt und Neuruppin.
 
Also man merkt schon, dass die Brandenburger dort Probleme haben. Deswegen können wir jetzt einfach noch nicht genau einschätzen, wo wir uns dann dort wiederfinden.

Man könnte also sagen, dass der Ost-Brandenburger Fußball so seine Probleme hat. Woran liegt das?
 
Sicherlich am Einzugsgebiet. Wenn man sich ehemalige Oberliga-Standorte wie Seelow, Strausberg oder Fürstenwalde anschaut, dann ist die Strecke einfach wesentlich weiter. Oftmals wurde an diesen Standorten trotzdem mit Berliner Spielern agiert, und die überlegen sich natürlich zwei Mal, ob sie eine Stunde Fahrtweg auf sich nehmen oder halt vor der Haustür für einen Berliner Oberligisten spielen. Dann muss man auch ganz klar sagen, dass die Wirtschaftlichkeit natürlich eine ganz andere ist. Also ein Brandenburg-Liga-Etat, wo man sich im oberen Tabellen-Drittel wiederfindet, reicht bei weitem nicht für die Oberliga. Und selbst wenn man den Etat dann verdoppelt, wird es immer noch schwierig bleiben.

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Die Probleme sind also erkannt. Aber wie können die gelöst werden?
 
Mehr Einwohner in Brandenburg (lacht). Am Ende ist es relativ einfach und ist für mich Statistik. Wir haben im Berliner Metropolraum wahrscheinlich jetzt round about vier Millionen Menschen. Ich weiß gar nicht, wie viele Einwohner Brandenburg hat, die sich auf das ganze Flächenbundesland verteilen.
 
Und man hört es immer wieder aus Standorten wie Zehdenick oder so, die weit draußen liegen, dass man halt diesen Fußball dann nicht mehr durch regionale Spieler darstellt. Selbst wenn mal einer dabei ist, brauche ich einen Kader von 25. Und das kriege ich nur durch den Stadt-nahen Raum abgedeckt. Wir werden also in Brandenburg niemals mit Brandenburger Fußballern einzig und allein die Oberliga darstellen können. Das wird nicht funktionieren. Ein guter Oberliga-Spieler muss NLZ-ausgebildet (Nachwuchsleistungszentrum, Anmerk. d. Red.) sein und hat dann im Junioren-Bereich Bundesliga gespielt. Da können wir ganzen Vereine noch so gut sein und in die Verbandsligen und mal in Regionalligen aufsteigen. Aber das Niveau reicht dann nicht mal, um im Oberliga-Bereich Männer zu spielen.

Aber Ihr Verein ist doch in Sachen Nachwuchs gut aufgestellt, oder?
 
Unser Verein gerade hier in der Region am Stadtrand ist unfassbar am wachsen. Wir haben jetzt mehr als 1.000 Mitglieder. Um das einzuordnen: vor zehn Jahren waren wir gut 400. Hier werden halt viele Baufelder erschlossen, Ein- und Mehrfamilienhäuser gebaut und meistens ziehen dann Familien raus, mit kleinen Kindern, die dann irgendwo auch eine sportliche Heimat suchen. Das merken wir extrem. Gerade im Jugendbereich ist der Zulauf so hoch, dass wir teilweise die Spieler gar nicht mehr aufnehmen können, weil es einfach an Kapazitäten mangelt.

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Welches Ziel haben Sie und ihr Team sich denn für die jetzt gestartete Oberliga-Saison gestellt?
 
Für uns geht es einzig und allein um den Klassenerhalt – gerne sportlich und nicht durch irgendwelche Rückzüge oder Abmeldungen. Das war oftmals dann in den letzten Jahren der Fall war, wo man gegen Saison-Ende gemerkt hat, dass sich einige Vereine zurückziehen wollen und man dann phasenweise auch als Tabellen-Letzter die Liga halten konnte. Wir wollen gucken, dass wir uns sportlich beweisen können und dann im nächsten Jahr auch noch Oberliga spielen.
 
Vielen Dank für das Gespräch!

Info: Das erste Spiel von Grün-Weiß Ahrensfelde gegen Eintracht Mahlsdorf in der Oberliga Nord endete am vergangenen Samstag 1:1 unentschieden.
 
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung. Das Interview führte Tony Schönberg für Antenne Brandenburg.
 
Sendung: Antenne Brandenburg, 06.08.2024, 14:10 Uhr