Berliner Olympiastadion

Fußball-Zweitligist Hertha macht erneut Verluste, senkt aber Verbindlichkeiten

Stand: 01.11.2024 18:02 Uhr

Hertha BSC arbeitet seit Jahren an seiner wirtschaftlichen Konsolidierung. Die nun vorgelegten Zahlen zeigen, dass die wesentlichen Einsparungsziele im ersten Zweitliga-Jahr erreicht wurden. Dennoch fiel das Minus höher aus als gedacht.

Fußball-Zweitligist Hertha BSC hat in der Saison 2023/2024 erneut einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe gemacht. Am Ende des Geschäftsjahres, im Juni 2024 stand ein Minus von 33,3 Millionen Euro in den Büchern. Das geht aus dem am Freitag veröffentlichten Wirtschaftsbericht der Hertha BSC GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) hervor.

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Das Minus des Klubs ist damit höher ausgefallen als noch im Winter von den Verantwortlichen um Finanz-Geschäftsführer Thomas Herrich prognostiziert. Im damaligen Halbjahresbericht hatte es geheißen, man rechne mit einem Minus von etwa 22 Millionen Euro für die Spielzeit.
 
Dennoch zeigt der Sparkurs der Hertha Wirkung. Im Abstiegsjahr hatte der Klub noch fast drei Mal so hohe Verluste eingefahren.

Massiv gesenkte Personalausgaben federn Einnahmenverluste ab

Besonders die Personalausgaben konnte Hertha erheblich senken - dabei half wohl auch der Abstieg in die zweite Liga. Denn viele Spielergehälter verringerten sich dadurch über Klauseln in den Verträgen. Viele Topverdiener verließen zudem den Verein. Auch auf der Geschäftsstelle sparte der Klub Gehälter, der Betreuerstab wurde zudem weiter verkleinert. Die Personalkosten wurden so mehr als halbiert - auf nur noch 45,8 Millionen Euro (im Vergleich zu 97,6 Millionen Euro im letzten Erstligajahr).
 
Der sportliche Abstieg bedeutete aber auch einen finanziellen Abstieg: Hertha BSC erhielt in seinem ersten Zweitliga-Jahr deutlich weniger Geld aus der zentralen Vermarktung der Fernsehgelder (inzwischen weniger als 30 Millionen Euro statt fast 50 Millionen) und auch die Marketing-Einnahmen sind um rund neun Millionen gesunken. Herthas Strategie, die Ticketpreise trotz der geringeren sportlichen Attraktivität nicht zu senken, machte sich bezahlt: Die Spieltags-Einnahmen konnten im Vergleich zur ersten Liga sogar gesteigert werden.

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Gespräche zu fälliger Anleihe

Dank der geleisteten Zahlungen des inzwischen selbst angeschlagenen Investors 777 konnte Hertha seine Verbindlichkeiten im abgelaufenen Geschäftsjahr fast halbieren: von 102,3 auf 56,7 Millionen. Insgesamt 60 Millionen Euro hatte 777 in den Klub gegeben. Die Raten waren auf den Sanierungsplan des Klubs abgestimmt und sollten größtenteils zur Rückzahlung von fälligen Schulden verwendet werden.
 
Entsprechend ist das Eigenkapital von Hertha BSC inzwischen wieder negativ, rund 23 Millionen nicht gedeckten Fehlbetrag weist die Konzernbilanz aus.
 
Schon jetzt beschäftigt die Verantwortlichen deshalb vor allem ein Termin: Im November 2025 wird die Rückzahlung einer Anleihe in Höhe von 40 Millionen Euro fällig. Deren Rückzahlung hatte Hertha nach dem Abstieg um zwei Jahre verschoben und den Gläubigern dabei eine immense Zinserhöhung zugestanden. Ein solches Szenario soll nun offenbar vermieden werden. Im Bericht heißt es, die Geschäftsführung arbeite an der Refinanzierung.
 
Dazu liefen "vielversprechende Gespräche" mit fünf potenziellen Finanzierungspartnern, "um die notwendigen Mittel bereitzustellen und gleichzeitig die zukünftige Zinsbelastung zu reduzieren". Ziel sei es auch, "eine angepasste Tilgungsstruktur zu erreichen, die dem operativen Geschäft des Vereins gerecht wird", heißt es weiter in dem Papier.

Auch Verlust in laufender Spielzeit erwartet

Zum Bilanzstichtag verfügte die Hertha BSC-Gruppe immerhin noch über liquide Mittel in Höhe von 27,5 Millionen Euro (Vorjahr: 12,7 Millionen Euro). Für die aktuelle Saison rechnet der Hauptstadtklub dennoch erneut mit einem Verlust von 19,3 Millionen Euro. Das liegt vor allem daran, dass die Einnahmen aus Fernsehgeldern weiter sinken werden, da sie sich an den Platzierungen des Vorjahres orientieren.
 
Die Konsolidierung bleibt also eines der Hauptthemen im Westend. Das wird in zwei Wochen wohl auch Geschäftsführer Thomas Herrich den Mitgliedern bei der Mitgliederversammlung erklären. Immerhin kann er behaupten, seine Ziele im wesentlichen erreicht zu haben. Die nun vorgelegten Zahlen sind nahe an dem Ausblick, den Herrich vor etwa einem Jahr bei der letzten ordentlichen Mitgliederversammlung gegeben hatte.

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