Zweite Liga Hertha erwartet Kampf in Kaiserslautern
Die Pokaleuphorie trägt Hertha nach dem Sieg gegen Hamburg bis nach Kaiserslautern. Pal Dardai warnt aber vor Erschöpfung und will rotieren. Auch der 1. FCK kommt mit Rückenwind aus der letzten Pokalrunde.
Fakten zum Spiel
- Am Samstag (13:00 Uhr) treffen in der Zweiten Liga zwei Pokal-Viertelfinalisten aufeinander: Hertha siegte spektakulär im Elfmeterschießen gegen den HSV. Kaiserslautern schlug Nürnberg mit 2:0.
- In der ewigen Tabelle der ersten Bundesliga sind beide Vereine Nachbarn: Kaiserslautern ist Elfter, Hertha BSC Zwölfter. Der Vorsprung der Pfälzer beträgt aber schlappe 323 Punkte.
- Kaiserslautern-Stürmer Terrence Boyd stand von 2009 bis 2011 bei Hertha unter Vertrag: Insgesamt spielte er 61-mal für Herthas U-19 und die zweite Mannschaft. Trotz 15 Regionalligatoren reichte es nicht für einen Profieinsatz.
- Das Spiel am Samstag ist die erste Begegnung seit über zehn Jahren: Im September 2013 siegte Lautern als Zweitligist im DFB-Pokal gegen die damals erstklassige Hertha auf dem Betzenberg mit 3:1.
Hertha BSC und der Hamburger SV haben sich am Mittwochabend einen unglaublichen Schlagabtausch im Pokal geliefert. Dass die Berliner trotz mehrmaligen Rückstands als Sieger vom Platz gingen, lag an Herz, Mentalität, aber auch gutem Fußball. Von Marc Schwitzkymehr
So läuft es sportlich bei Kaiserslautern
In der Liga hat Kaiserlslautern seit über zwei Monaten nicht gewonnen, zuletzt setzte es in diesem Wettbewerb drei Niederlagen in Serie. Deshalb wurde der beliebte Trainer Dirk Schuster entlassen und es übernahm Dimitrios Grammozis.
Der gewann sein erstes Spiel: 2:0 im Pokal gegen den 1. FC Nürnberg. Sebastian Moritz ist FCK-Fan und spricht im Podcast "Unzerstörbar" regelmäßig über seine große Liebe. Er fand die vergangenen Wochen eher unschön, aber sagt jetzt: "Der Trainerwechsel hat das gute Gefühl etwas zurückgebracht."
Nachdem Kaiserslautern durch eine guten Saisonstart sich in den ersten Wochen rund um die Aufstiegsplätze bewegte, ist das Team mittlerweile auf dem 13. Tabellenplatz durchgereicht worden und nur noch zwei Punkte von Schalke 04 auf dem Relegationsplatz entfernt. Trotzdem sei die Stimmung im Verein gut, der Aufstieg nach der langen Drittligazeit wirke auch nach anderthalb Jahren noch nach, beschreibt Moritz.
Damit das so bleibt, muss Grammozis Insbesondere die Abwehr von Kaiserslautern in den Griff bekommen. Diese genügte zuletzt nicht mehr den Ansprüchen: 32 Gegentore sind der drittschlechteste Wert der Liga. Kein Wunder, dass Moritz ein Herthaner besonders große Sorgen bereitet: "Reese auf der linken Seite in den Griff zu bekommen, ist unmöglich", sagt der FCK-Experte.
Auf diese Spieler muss Hertha besonders achten
Bezüglich Reese macht Moritz nur ein Kaiserslauterner Spieler Mut: Almany Toure wird auf der rechten Seite verteidigen. Der ehemalige Europa League-Sieger war seit Sommer vertragslos und schloss sich dem 1. FCK erst vor wenigen Wochen an. Seitdem zeigte er, dass er in der Lage ist, einer Abwehr Sicherheit zu geben. Beim 2:0 gegen Nürnberg trug er dazu bei, dass seine Mannschaft endlich mal wieder ohne Gegentor auskam.
Im Mittelfeld zieht Marlon Ritter die Strippen: "Er ist immer für Aktionen gut und kann Freistoße und Ecken schießen", warnt Moritz, der im Angriff ganz besonders auf den Matchwinner des Spiels gegen Nürnberg setzt. Zwar wisse er nicht, ob Ragnar Ache nach seiner Verletzung fit genug sei, um von Beginn an zu spielen, sagt Moritz. Aber der Stürmer wurde gegen die Franken ebenfalls eingewechselt und brauchte nur wenige Minuten, um das Spiel zu entscheiden.
Das bewegt die Fans
Natürlich war der Trainerwechsel von Schuster zu Grammozis in der letzten Zeit das größte Thema auf dem Betzenberg. Moritz wird besonders Schusters Art vermissen, sagt er: "Den musste man charakterlich einfach liebhaben". Zum Beispiel wegen seiner Pressekonferenzen: Da habe sich Schuster immer besonders viel Zeit genommen. Grammozis sei dagegen eher zurückhaltend, so Moritz. Gerade weil der neue Trainer aber bereits als Spieler für den FCK aufgelaufen sei, sei der Empfang wohlwollend gewesen.
Das sagt Hertha-Trainer Pal Dardai
"Ich erwarte Einsatz, Einsatz, Einsatz. Wir müssen die letzten Kräfte mobilisieren. In diesem Stadion musst du bis zur Nachspielzeit aufmerksam sein."
So könnte Hertha spielen
Hertha-Trainer Pal Dardai hat es auf der Pressekonferenz angekündigt: "Es wird nicht nach Form, sondern nach Frische aufgestellt. Wir werden rotieren." Konkret bezog er sich dabei beispielsweise auf Marc-Oliver Kempf und Toni Leistner, die in der Innenverteidigung starten sollen. Im defensiven Mittelfeld kehrt Andreas Bouchalakis zurück in die Mannschaft.
Seine Partner werden Pascal Klemens und Dardais Sohn Marton: Beide Defensivspieler hätten gegen Hamburg ein gutes Spiel gemacht, aber seien auch sehr viel gelaufen und könnten deshalb nicht 90 Minuten spielen: "Sie werden sich das Spiel teilen – Hälfte, Hälfte wie im Freundschaftsspiel", verspricht Dardai. Sogar Pokal-Matchwinner Fabian Reese könnte den Anpfiff auf der Bank erleben. "Das waren gestern (Anm. d. Red.: am Mittwoch) nicht 90, sondern 120 Minuten und genau das ist mein Problem", klagt Dardai.
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Kenny, Leistner, Kempf, Karbownik - Dardai, Bouchalakis - Christensen, Reese - Niederlechner – Prevljak
Die Prognose: Hertha hat die letzten fünf Ligaspiele nicht verloren, Lautern die letzten fünf Spiele nicht gewonnen. Wer deshalb von einer klaren Sache für die Berliner ausgeht, wird am Samstag aber voraussichtlich enttäuscht werden. Schließlich bewies der FCK im Pokal gegen Nürnberg, dass die Defensive dichthalten kann und die Pfälzer haben einen Tag mehr Zeit, um sich zu regenerieren.
Redaktionstipp: Am Samstag wird auf dem Betzenberg vor allem Kampfgeist gefragt sein. Für spielerische Glanzmomente fehlt beiden Mannschaften nach den Pokalspielen unter der Woche die Kraft. Das wirkt sich auch auf die Konzentration der Defensivreihen aus. Endergebnis: 2:2, beide Mannschaften kommen nicht von der Stelle.
Sendung: rbb24 Inforadio, 07.12.2023, 17:15 Uhr