Interview | Heidenheim-Profi Lennard Maloney Heidenheim-Profi Lennard Maloney im Interview: "Sollte ich gegen Union Berlin treffen, werde ich auf jeden Fall nicht jubeln"
Bundesliga-Spieler Lennard Maloney wurde in Berlin geboren, hat in der Jugend der Eisernen gespielt und ist Köpenicker durch und durch. Mit Heidenheim stieg er in die Bundesliga auf und trifft nun auf seine Liebe - Union Berlin.
rbb|24: Bis zum letzten Wochenende war Ihre Mannschaft acht Spiele ungeschlagen, dann mussten Sie sich trotz starker Leistung mit 1:2 geschlagen geben. Wie war das Spiel gegen die aktuelle Übermannschaft aus Leverkusen und wie ist die Gefühlslage, Herr Maloney?
Lennard Maloney: Wir waren uns der Serie bewusst und die hat uns natürlich auch beflügelt. Niederlagen, egal gegen welchen Gegner, sind immer blöd. Da muss man aber auch realistisch herangehen: Das ist aktuell eine der besten Mannschaften, die wir in Europa haben. Deswegen können wir mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, zufrieden sein. Da gibt es aktuell keinen Grund, Misstrauen zu haben oder traurig zu sein.
Schmerzen die Beine nach so einem Spiel besonders?
Ich glaube, laufen können wir ja. Klar, war es anstrengend, aber nicht anders als sonstige Spiele auch.
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Vor eineinhalb Jahren sind Sie von der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund zum damaligen Zweitligisten Heidenheim gewechselt. Hätten Sie gedacht, dass Sie sich direkt dort durchsetzen und so eine erfolgreiche Zeit hinlegen?
Man erhofft und wünscht sich das natürlich immer, aber oftmals ist es schwierig. Man braucht den richtigen Trainer, der auf einen setzt, man braucht auch in den richtigen Situationen das Quäntchen Glück. Da kann ich mich beim Wechsel nach Heidenheim absolut nicht beschweren und freue mich, dass ich das gerade alles so erleben darf.
Wie ist Ihre Beziehung zu Trainer Frank Schmidt?
Ach, das ist eine gute Beziehung. Er ist ein absolut sympathischer und korrekter Typ. Er weiß, wie er die Mannschaft, aber auch die einzelnen Spieler angehen muss, damit er sie an den richtigen Stellen kitzelt, um noch eine bessere Leistung herausholen zu können. Alles in allem ein unglaublich netter Mensch, aber vor allem ein super Trainer.
An welchen Stellen muss er Sie denn manchmal noch kitzeln?
Ich glaube, der Trainer weiß, was er an mir hat und ich weiß ja auch selbst, wo meine Stellschrauben sind. Er weiß einfach, wie er in manchen Situationen Dinge ansprechen muss, damit man sich noch ein Quäntchen mehr konzentriert. Bei der Ballannahme und -mitnahme beispielweise, dass man sich da immer weiterentwickelt und nicht stehen bleibt.
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Am Wochenende kehren Sie in Ihre Heimat, zu Ihrem Jugendklub Union Berlin, zurück. Welche Emotionen verbinden Sie noch mit dem Verein und haben Sie noch Kontakt?
Kontakte habe ich noch sehr, sehr viele. Die kann ich gar nicht alle aufzählen, das würde zu lange dauern. Nach dem Abpfiff in Leverkusen hatten wir einen Tag frei und dann bereitest du dich auf Union Berlin vor. Das ist einfach ein schönes Gefühl, weil du weißt, dass du wieder ins alte Wohnzimmer kommst. Ich freue mich auf Bundesliga in der Alten Försterei. Ich habe oft genug auf den Rängen gestanden und jetzt steht man da unten auf dem Rasen. Das ist schön und gibt einem immer wieder einen Hauch von Gänsehaut.
Also ist der Auftritt im "alten Wohnzimmer" immer wieder etwas Besonderes für Sie?
Letztes Jahr haben wir im Pokal dort gespielt, das war schon nochmal etwas anderes, weil wir da auch noch in der zweiten Liga waren. Ich glaube, diesmal wird es noch ein bisschen stärker sein und dass man sich dabei denkt: 'Wow, jetzt stehst du unten auf dem Platz.' Ich werde es einfach nur genießen, aber für 90 Minuten die Liebe ruhen lassen müssen, weil ich eben für den 1. FC Heidenheim spiele.
Sind Sie noch oft in Ihrer Heimat Berlin und falls ja, was machen Sie da?
Leider schaffe ich es aktuell selten nach Berlin zu kommen, weil ich ja jetzt auch noch einen kleinen Hund bei mir habe. Mit dem kannst du nicht mal eben fünf Stunden im Auto bleiben. Deswegen läuft alles mit der Familie erstmal über Telefonate. Ich bin zuversichtlich, dass wir es, wenn der Hund auch ein bisschen größer ist, ein bisschen regelmäßiger hinbekommen.
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Sie haben mal gesagt, dass Ihr Lieblingspodcast "Gemischtes Hack" ist. Mit Felix Lobrecht ist ein Host des Podcasts ja eher Hertha zugeneigt. Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zur "Alten Dame"?
Stadtklub bleibt Stadtklub. Aber ich komme halt aus Köpenick, deswegen will ich lieber dazu gar nicht viel mehr sagen. (lacht)
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, sich ab und an nicht mit Fußball zu beschäftigen? Was machen Sie am liebsten, um sich davon abzulenken?
Wir haben jetzt einen Hund und ich habe auch mit meiner Freundin einige Interessen, die wir teilen. Es ist einfach schön, auch mal nicht über Fußball nachzudenken. Dann sind wir meist unterwegs, gehen gemeinsam zum Sport oder Gassi mit dem Hund und nutzen einfach die gemeinsame Zeit. Entweder irgendwo hinfahren oder zusammen kochen, da fällt uns immer etwas ein.
Sie ernähren sich vegetarisch. Hat das auch sportliche Gründe?
Ich hatte das Gefühl, dass ich besser aus dem Bett komme und energiegeladener bin, wenn ich auf tierische Produkte verzichte und mehr aus meinem Körper herausholen kann. Aber wenn es einen besonderen Anlass gibt, esse ich auch mal Fleisch. Hauptsächlich versuche ich aber, mich pflanzlich zu ernähren.
Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Super Frage, aber es ist wirklich schwierig, sich auf ein Gericht festzulegen. Ich finde es einfach gut, dass man so viele verschiedene Dinge kombinieren kann. Ich koche sehr gern, aber habe durch meine Freundin auch eine wirklich sehr gute Köchin dazugewonnen. Da beschwere ich mich auch nicht, wenn ich des Öfteren mal bekocht werde. (lacht)
Letzte Frage: Falls Sie gegen Union treffen sollten, wird dann gejubelt?
Das ist schon eine Frage des Respekts. Sollte ich treffen, werde ich auf jeden Fall nicht jubeln.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Patrick Richter, rbb Sport.
Sendung: Der Tag, 22.02.2024, 18:00 Uhr