Fußball-Bundesliga Fußball-Bundesliga: Svensson warnt vor neuer Gladbach-Achse
Fußball-Bundesligist Union Berlin will gegen Borussia Mönchengladbach die positive Serie ausbauen. Bo Svensson, der selbst für Gladbach als Spieler aktiv war, warnt aber vor allem vor zwei torgefährlichen Neuzugängen des Gegners.
Fünf Fakten zum Spiel
- Union Berlin ist in dieser Saison in Pflichtspielen noch ungeschlagen
- Gladbach gehört zu den Lieblingsgegnern der Berliner - in elf Pflichtspielen gab es bislang sechs Siege, bei fünf Unentschieden und nur einer Niederlage
- Union-Trainer Bo Svensson machte 2006/2007 33 Spiele für die Gladbacher
- Als Trainer hat Svensson in sechs direkten Duellen noch nie gegen die Borussia verloren (drei Siege, drei Remis)
- Bei den Gastgebern wird mit Moritz Nicolas ein Ex-Unioner das Tor hüten, bei der Bundesliga-Niederlage am 20.6.2020 in Hoffenheim (0:4) stand Nicolas im Tor der Berliner
Wenn Borussia Mönchengladbach und Union Berlin aufeinander treffen, heißt es oft, die Fans seien befreundet. Stimmt nicht. Eine besondere Verbindung zwischen beiden Klubs gibt es aber - auch wenn niemand genau weiß, warum. Von Ilja Behnischmehr
So läuft es bei Borussia Mönchengladbach
Drei Punkte aus vier Spielen wirken auf den ersten Blick wie ein Fehlstart von Borussia Mönchengladbach in die neue Spielzeit. Aber das Auftaktprogramm mit Leverkusen, Bochum, Stuttgart und Frankfurt war schwierig. Die Leistungen waren zwar nicht überragend, aber auch nicht unterirdisch. "Gegen Leverkusen wäre ein Punkt verdient gewesen, aber dann kam dieser unsägliche VAR-Eingriff", sagt Gladbach-Podcaster Kevin Schulte. Bayer bekam einen Elfmeter zugesprochen und die Borussia verlor nach großem Kampf mit 2:3.
In Stuttgart (1:3) sei es lange ein ausgeglichenes Spiel gewesen, in dem individuelle Fehler die Partie entschieden hätten - und bei der Eintracht (0:2) sei man von einem Punktgewinn auch nicht weit entfernt gewesen, sagt Schulte. "Im Prinzip haben wir gegen diese Gegner das absolute Minimum erreicht als Tabellen-14. der Vorsaison."
Aufgrund von drei schwächeren Spielzeiten hat die Erwartungshaltung bei den Fans abgenommen, entsprechend gedämpft sei die Stimmung vor dem Saisonstart gewesen, erklärt Schulte. "Im Prinzip ist allen klar, das sind Hundejahre, und gerade die letzte Rückrunde war so desaströs schlecht, dass man nicht mit großen Meriten reingegangen ist." Noch habe Trainer Gerardo Seoane also Kredit, wobei im Heimspiel gegen Union (Schulte: "einem Gegner auf Augenhöhe") schon etwas Zählbares herausspringen sollte. "Für mich ist es das absolute Schlüsselspiel in dieser Saison", sagt der Gladbach-Fan.
Das bewegt die Fans
Abseits der sportlichen Leistungen gibt es nach wie vor Kritik an der Vereinsführung. Im Zentrum steht dabei Sport-Geschäftsführer Roland Virkus. In Bezug auf die Kaderplanung hat er laut Kevin Schulte zuletzt nicht das "glücklichste Händchen" bewiesen. Beste Beispiele: Stürmer Thomas Cvancara und Rechtsaußen Nathan Ngoumou. Beide kamen für hohe Ablösesummen (10,5 und acht Millionen Euro) an den Niederrhein, sind aber momentan eher Ergänzungsspieler. "Es sind junge Spieler, die noch nicht nachgewiesen haben, dass sie ausreichend Qualität für die Bundesliga besitzen", sagt Schulte.
Maximal unglücklich sei auch die von Virkus vollzogene Vertragsverlängerung von Christoph Kramer gewesen, dessen Arbeitspapier mittlerweile aufgelöst wurde. Die Hauptprobleme von Virkus lägen aber in der Außendarstellung und der Kommunikation, sagt der Gladbach-Experte. Diese sei "unterirdisch". Zudem habe Virkus in den vergangenen Jahren viele Trainer verschlissen, unter anderem Adi Hütter und Daniel Farke, die jeweils nach nur einem Jahr den Verein verlassen mussten. Der aktuelle Trainer Gerardo Seoane habe trotz schwacher Platzierung in der Vorsaison nochmal ein zweites Jahr bekommen, auch weil Virkus aus dieser "Entlassungs-Spirale" heraus gemusst habe.
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Auf diese Spieler sollte Union besonders achten
Die neue Angriffsachse Kevin Stöger und Tim Kleindienst strahlte in den ersten Saisonspielen durchaus Torgefahr aus. Stöger, Neuzugang vom VfL Bochum, ist der Spieler der Gladbacher, der bislang auf die meisten Torschussvorlagen kommt. Tim Kleindienst kam aus Heidenheim und konnte bereits zwei Treffer in dieser Spielzeit erzielen.
"Beide sind riesige Verstärkungen. Nicht nur was die Qualität betrifft, sondern auch in puncto Mentalität", sagt Schulte. Kleindienst hatte zuletzt mit deutlichen Aussagen zur Einstellung der Mannschaft aufhorchen lassen. Von diesen beiden Spielern hänge laut Schulte viel ab in dieser Saison: "Wenn die beiden durchspielen können, sehe ich nicht die Gefahr, dass es weiter nach unten geht."
Ein weiterer Spieler, der Schulte eine Erwähnung wert ist, ist mit Philipp Sander auch ein Neuzugang. Der 26-jährige Ex-Kieler feierte für die Borussia sein Bundesliga-Debüt, hat eine gesunde Entwicklung genommen und sich gut eingefügt. Mit Rocco Reitz betreibt er gerade auf der Sechserposition eine Art Job-Sharing neben dem gesetzten Julian Weigl.
Interessant sei aktuell auch die Torwartposition. Durch die Verletzung von Stammkeeper Jonas Omlin, wird wohl Moritz Nicolas zwischen den Pfosten stehen, der in seiner Vita auch ein Bundesliga-Spiel für Union Berlin stehen hat. Bei der Bundesliga-Niederlage am 20. Juni 2020 in Hoffenheim (0:4) stand Nicolas das erste und einzige Mal im Tor der Berliner.
Das sagen die Trainer
Bo Svensson (Union Berlin): "Gladbach hatte ein schweres Auftaktprogramm, aber in allen Spielen gut ausgesehen. Deshalb wird es für uns keine leichte Aufgabe. Mit Tim Kleindienst haben sie einen großen Strafraumspieler, der gut die Bälle festmacht, der bei Heidenheim eine super Saison gespielt. Dazu kommt Kevin Stöger, der bei Bochum ein Schlüsselspieler war. Es sind zwei Spielertypen, die das Spiel der Gladbacher neu definieren und verändern, zwei absolute Qualitätsspieler."
Gerardo Seoane (Borussia Mönchengladbach): "Union ist noch unbesiegt, eine sehr intensive, kompakte und robuste Mannschaft. Das ist eine große Aufgabe, die auf uns wartet, aber wir stellen an uns selbst den Anspruch, Heimspiele erfolgreich zu gestalten. Ich gehe von einem sehr intensiven Spiel aus, wo jedes Detail enorme Wichtigkeit besitzt."
So könnte Union spielen
Für Unions Trainer Bo Svensson gibt es eigentlich keine Veranlassung, an seiner Startelf viel zu verändern. Bis auf die Langzeitverletzten Josip Juranovic, Yannic Stein, Kevin Volland und dazu Ivan Prtajin, der sich im Training leicht das Knie verdreht hatte, sind alle Leistungsträger einsatzbereit. Der leicht angeschlagene Tom Rothe steht laut Svensson "voll zur Verfügung."
Im Vergleich zum Heimsieg gegen Hoffenheim (2:1) könnte Kapitän Christopher Trimmel für den nicht ganz überzeugenden Janik Haberer ins rechte Union-Mittelfeld reinrotieren. Yorbe Vertessen wäre darüber hinaus in der Offensive eine physisch starke Option zum quirligen Woo-Yeong Jeong. Benedict Hollerbach und der Ex-Gladbacher Jordan sollten aufgrund ihrer guten Leistungen gesetzt sein.
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Doekhi, Vogt, Diogo Leite - Trimmel, Schäfer, R. Khedira, Rothe - Jeong, Hollerbach - Jordan.
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: Da die Abwehr der Borussia zuletzt sehr anfällig wirkte, werde es wohl kein Spiel "zu null" geben, sagt Kevin Schulte. Doch der erste Heimsieg der Saison werde trotzdem eingefahren, so der Gladbach-Fan. Er tippt daher einen 2:1-Arbeitssieg.
Der Redaktionstipp: Union Berlin wirkte in den letzten Wochen sehr gefestigt. Das Defensiv-Konstrukt von Bo Svensson funktioniert, weshalb die Mannschaft zuletzt kaum Gegentore zuließ. Die Wechsel zwischen Pressing und Kompaktheit stellte viele Gegner zuletzt vor Probleme. In der Offensive blitzte mitunter die alt-bekannte Effizienz auf. Die Ungeschlagen-Serie hält auch gegen Gladbach durch ein 1:1.
Sendung: DerTag, 26.09.2024, 18 Uhr