2. Fußball-Bundesliga Cristian Fiél wird neuer Cheftrainer bei Hertha BSC
Fußball-Zweitligist Hertha BSC hat einen neuen Cheftrainer. Cristian Fiél soll zur neuen Saison übernehmen. Zuvor war Fiél Trainer beim 1. FC Nürnberg.
Cristian Fiél wird neuer Cheftrainer von Hertha BSC. Das bestätigte der Verein am Donnerstagabend. "Wir haben nach einem Trainer gesucht, der mutigen und offensiven Fußball spielen lässt, der bereits Erfahrung in der 2. Bundesliga besitzt und für die Entwicklung junger Spieler steht", erklärte Sportdirektor Benjamin Weber die Wahl.
"Cristian passt mit seiner offensiven und dominanten Spielidee sowie mit seiner gradlinigen und offenen Art sehr gut zu unserem Weg und wir freuen uns, dass er ab der kommenden Saison unser Cheftrainer sein wird." Fiél wird von Jaime Monroy als Co-Trainer unterstützt, zusätzlich soll ein Trainer aus der Akademie integriert werden.
Der 44-Jährige kommt vom 1. FC Nürnberg. Dort hatte er in der vergangenen Spielzeit zum zweiten Mal in seiner Karriere eine Profi-Mannschaft übernommen. Fiél, dessen Vertrag in Nürnberg noch bis Juni 2025 datiert war, soll den Berliner Klub Sky zufolge eine Ablöse-Summe von rund 500.000 Euro kosten, die durch mögliche Boni erhöht werden könnte. Bei Hertha unterschreibt er einen Vertrag bis 2026.
"Ich war letztens erst mit Nürnberg im Olympiastadion: Abendspiel, volles Haus, ein Wahnsinnserlebnis. Die Größe und Strahlkraft dieses Clubs sind bekannt. Jetzt bin ich Cheftrainer dieses Vereins – ohne Worte", zeigte sich Fiél euphorisiert. "Ich bin sehr froh darüber. Die Gespräche mit den Verantwortlichen waren super und für mich war es jetzt der richtige Zeitpunkt, um diese Chance anzunehmen. Von mir aus könnten wir morgen das erste Spiel machen!"
Trainerstationen bisher: Dresden und Nürnberg
Der frühere Mittelfeldspieler Fiél, der zwischen 1999 und 2015 für die Stuttgarter Kickers, Union Berlin, den VfL Bochum, Alemannia Aachen und Dynamo Dresden aktiv war, erntete früh Vorschuss-Lorbeeren. So adelte ihn Dresdens Legende Ralf Minge in seiner damaligen Funktion als Sportdirektor als "eines der größten Trainertalente überhaupt". Laut Minge vereine Fiél zwei der wichtigsten Tugenden, die ein guter Trainer vorzuweisen habe: Fachwissen sowie eine Ansprache, auf die Profis gut reagieren.
Beim Traditionsklub aus Sachsens Landeshauptstadt übernahm Fiél, der spanische Wurzeln hat und mit vollem Namen Cristian Ramon Fiél Casanova heißt, 2019 seinen ersten Trainer-Posten im Profi-Bereich. Nach dem Klassenerhalt mit Dynamo wurde er in der Folgesaison jedoch nach 15 Spieltagen und auf einem Abstiegsplatz liegend entlassen.
2021 folgte der Wechsel zum 1. FC Nürnberg, wo er zunächst die zweite Mannschaft in der Regionalliga Bayern trainierte und aus dem unteren Tabellen-Mittelfeld bis auf Platz vier führte. Anschließend wurde er zunächst Co-Trainer der ersten Mannschaft und mit Beginn der Saison 2023/24 Chef-Trainer. Nun also der Wechsel zum Liga-Konkurrenten in die Hauptstadt.
Viel Licht und etwas Schatten
Ein alter Bekannter von Cristian Fiél ist Hertha-DJ Christian Fährmann: "Wir haben zusammen bei Union gespielt, da sind wir gerade aufgestiegen", sagt Fährmann im rbb-Podcast "Hauptstadtderby". Fährmann, der damals Zimmerkollege von Fiél war, hat eine hohe Meinung von ihm: "Ich glaube, dass er nicht auf den Kopf oder auf den Mund gefallen ist. Er hat eine Spielphilosophie und wird sich dahingehend durchsetzen." Menschlich hat er den neuen Hertha-Trainer als "Kämpfertyp" mit "einer guten Ansprache" kennengelernt.
Fiél steht für aktiven Fußball mit hohem Pressing. Zu Beginn seiner Nürnberger Zeit sagte er: "Ich bin jemand, der offensiv denkt, weiß aber auch genau, dass du ganz große Probleme kriegst, wenn du defensiv nicht gut arbeitest. Deshalb wollen wir nach Ballverlusten den Ball möglichst schnell wiederhaben, um den Gegner vom letzten Drittel fernzuhalten." Auch in Sachen Einstellung verfolgt er eine klare Linie: "Unser Job ist es, den Jungs immer wieder klarmachen, dass wir dafür da sind, unser Bestes zu geben. Und wenn wir unser Optimum auf den Platz bringen, werden die Leute zufrieden sein."
Allerdings wurde gerade die richtige Einstellung seiner Nürnberger Mannschaft zuletzt immer wieder infrage gestellt. Nach einer durchaus überzeugenden Hinserie 2023/24, die Nürnberg unter Fiel auf Platz zehn mit Anschluss nach oben beendete, stürzte die Mannschaft in der Rückrunde ab. Über die 17 Spiele der zweiten Halbserie gesehen, belegte der Club lediglich Platz 16 der zweiten Liga. Vor allem defensiv häuften sich die Unzulänglichkeiten. Zudem kritisierte Nürnbergs Kapitän Enrico Valentini öffentlich: "Wir müssen im Training jetzt ernsthaft arbeiten, das fehlt uns oft."
Positiv für den Berliner Weg der Hertha dürfte sein, dass Fiél in Nürnberg mit der viertjüngsten Mannschaft der zweiten Liga arbeitete und einige junge Spieler zu Stammspielern und Leistungsträgern formte.
Sendung: rbb24 Inforadio, 05.06.2024, 18:00 Uhr