Unstimmigkeiten zwischen Berliner AK und Verband Corona-Chaos vor Spitzenspiel in der Regionalliga Nordost
Am Freitag soll es zum Gipfeltreffen in der Regionalliga Nordost kommen: Tabellenführer Berliner AK empfängt den Zweiten BFC Dynamo. Doch der Spitzenreiter aus Moabit versinkt im Corona-Chaos und vermisst die Unterstützung des Verbands. Von Uri Zahavi
Spielen oder nicht spielen, das ist hier die Frage. Das Spitzenduell in der Regionalliga Nordost zwischen dem Tabellenführer Berliner AK und dem Zweiten BFC Dynamo, geplant für Freitagabend im Moabiter Poststadion, wackelt gewaltig. "Das kann man gar nicht so richtig erklären, was hier momentan abgeht", fasst BAKs technischer Direktor Benjamin Borth die teils unübersichtliche Situation im Interview mit rbb|24 zusammen.
Es regiert das Corona-Chaos beim Tabellenführer aus Moabit. "Das Virus hat sich unkontrolliert bei uns in der Mannschaft ausgebreitet", führt Borth aus. Trainer André Meyer, der in der vergangenen Woche selbst positiv getestet wurde und sich seitdem in Quarantäne befindet, beschreibt die Infektions-Dynamik in der Kabine als "explosionsartig".
Viel Spieler positiv - viele Spieler fallen aus
Ein Rückblick: In der zurückliegenden Woche ereilten den Berliner AK fast täglich Corona-Hiobsbotschaften. Diverse Spieler beklagten Krankheitssymptome - die Folge: etliche positive Schnell- und im Anschluss dann PCR-Tests.
Am vergangenen Donnerstag standen nur noch acht Spieler zum Training bereit, der Rest war infiziert oder befand sich in Quarantäne. "Wir haben daraufhin den Trainingsbetrieb eingestellt", sagt Trainer Meyer, dem es nach anfänglichen Symptomen wieder den Umständen entsprechend gut geht. "Wir wollten die verbliebenen Spieler natürlich schützen und davor bewahren, dass sie sich unwissend gegenseitig anstecken."
Spitzenspiel unter diesen Umständen undenkbar, oder?
Am Montag nun standen dann erstmals wieder Spieler gemeinsam auf dem Trainingsplatz - sieben an der Zahl. Unmittelbar vor der Einheit gab es nach einer neuerlichen Testreihe einen weiteren positiven Fall im Team. "Wir wollten am Montag eigentlich in die Vorbereitung auf das Spiel gegen den BFC am Freitag einsteigen", beschreibt BAK-Trainer Meyer den ursprünglichen Plan. Dafür sollte der dramatisch ausgedünnte Kader aus nur noch sieben verbliebenen Spielern der ersten Mannschaft mit Kickern der U19 aufgestockt werden. "Aber wir haben die Rückmeldung vom Gesundheitsamt bekommen, dass wir den Trainingskader nicht durchmischen dürfen."
Nach menschlichem Ermessen deutete also vieles an diesem Montag daraufhin, dass die heiß erwartete Partie zwischen Spitzenreiter BAK und Verfolger BFC - beide trennen lediglich zwei Punkte - nicht stattfindet. Umso überraschender wirkte nach Betrachtung der Umstände die Aussage von Wilfried Riemer, Spielleiter des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes, am Nachmittag gegenüber rbb|24: "Stand jetzt findet das Spiel statt."
14+1
Tatsächlich ist die Situation zwischen dem Berliner AK und dem Nordostdeutschen Fußball-Verband verzwickt. "Die Aufgabe des NOFV ist es, Spiele durchführen zu lassen und nicht wegen irgendwelcher Gerüchte Partien abzusagen", sagt Spielleiter Wilfried Riemer und bezieht sich dabei auf die vielen Corona-Ausfälle beim Regionalligisten. "Wenn der BAK meint, er könne nicht spielen, dann soll der Verein einen Antrag stellen. Da muss dann alles bewiesen werden."
Mit "bewiesen" meint Riemer eine Auflistung von Spielern, die entweder infiziert oder in Quarantäne und damit nicht spielfähig sind. Die Krux: Diese Liste basiert auf Angaben des Gesundheitsamtes Berlin-Mitte. Dieses arbeitet in der heiklen pandemischen Lage, wenig überraschend, am Limit. "Da das Gesundheitsamt personell momentan extrem eingebunden ist, hängt das Amt mit dem Ausstellen der Quarantänebescheinigungen, auch mit denen für die bereits infizierten Spieler, sehr hinterher", so der technische Direktor des BAK Benjamin Borth. "Somit können wir dem NOFV nichts nachweisen."
Der springende Punkt in der Debatte um "spielen oder nicht spielen", liest sich wie eine Mathe-Aufgabe für Grundschüler: "14+1". Dahinter steckt Folgendes: Der BAK muss mindestens 14 spielfähige Feldspieler und einen Torwart im Kader haben, um am Freitag gegen den BFC antreten zu können. So steht es in der Spielordnung des NOFV. Auf die Frage, ob sie diese momentan zusammenbekämen, antwortet Benjamin Borth nur kurz und knapp: "Auf keinen Fall".
Der BAK bemängelt den Umgang mit der prekären Situation
Der Umgang mit der prekären Situation des Tabellenführers seitens des Verbandes stößt bei BAK-Trainer André Meyer auf Unverständnis: "Corona hat uns mit voller Breitseite erwischt, und wir haben das Gefühl, dass wir etwas Unrechtmäßiges getan hätten", beschreibt BAK-Coach Meyer das aus seiner Sicht fehlende Fingerspitzengefühl des NOFV. "Ich kenne den Druck des Verbands alle Spiele durchführen zu wollen und zu müssen, um nicht in dieselbe Problematik wie letztes Jahr zu kommen. Aber dass die Spieler das letztendlich ausbügeln müssen bei diesem Infektionsgeschehen? - Da weiß ich nicht, ob das das Richtige ist."
Fakt ist: Die Quarantänebescheinigungen des Gesundheitsamtes sind das fehlende Puzzleteil, um den Antrag auf Spielabsetzung des Berliner AK zu ermöglichen. Das Gesundheitsamt selbst war am Montagnachmittag nicht mehr für ein Statement zu erreichen. "Wenn nachgewiesen werden kann, dass der BAK nicht genügend Spieler hat, dann werden wir das Spiel auch absetzen", fasst Spielleiter Wilfried Riemer die Situation zusammen. "Das ist ein ganz normales Verfahren, da behandeln wir alle Vereine gleich."
Der Berliner AK hofft auch aus organisatorischen Gründen innerhalb der nächsten 24 Stunden auf eine Antwort auf die Frage: spielen oder nicht spielen. Der NOFV will "spätestens am Mittwoch oder Donnerstag darüber entscheiden, ob der BAK genügend Spieler hat."
Sendung: rbb24, 15.11.2021, 21:45 Uhr