buten un binnen Viel Wehmut bei Timo Bolls Bremer Abschiedsparty – auch bei Werder
Ein letztes Mal schlug die Tischtennis-Legende in Bremen auf – und die 700 Fans wurden nicht enttäuscht. Werder verlor den packenden Krimi allerdings ganz knapp mit 2:3.
Der Rausch war vorbei und Werders Klaus-Dieter-Fischer-Halle auf einmal ganz leer. Gerade noch hatten hier 700 Tischtennis-Fans dreieinhalb Stunden lang getost, gejubelt, gefiebert und geklatscht, bis in den späten Mittwochabend hinein. Nun war es schon nach 23 Uhr, die letzten Abbauarbeiten liefen und Timo Boll schaute sich noch einmal allein in der Halle um, mit wehmütigem Blick.
"Bremen war schon wie ein kleines Tischtennis-Zuhause für mich", erzählte Boll im Gespräch mit buten un binnen, "auch in der Stadthalle die WM, EM oder die German Open und die letzten Jahre dann hier gegen Werder, darauf habe ich mich immer gefreut." Und die Tischtennis-Fans in Bremen hatten sich auf ihn gefreut. Den wohl besten Spieler, den es hierzulande je gab und einen der wenigen deutschen Weltstars im Sport.
"Es geht nicht mehr so, wie man möchte"
Riesenandrang nach dem Spiel: Timo Boll (Mitte) schrieb geduldig mehr als eine halbe Stunde Autogramme für die Tischtennis-Fans.
Boll ist nach 27 Jahren als Profi auf Abschiedstour, jedes Auswärtsspiel in der Bundesliga ist ein letztes Mal für ihn. Das Abschiednehmen wühlt ihn sichtlich auf, auch in Bremen. In diesem stillen Moment in der leeren Halle ist beim inzwischen 43-Jährigen das Bedauern deutlich zu spüren, dass der eigene Körper leider vergänglich ist. "Es geht einfach nicht mehr so, wie man möchte", sagte Boll.
Sicherlich könnte er noch zwei, drei Jahre weiter auf gutem Niveau in der Liga mitspielen. Aber wenn man einmal Ausnahmespieler gewesen ist, dann will man nicht nur irgendwie noch mitspielen. "Das macht dann keinen Spaß, man verliert Spiele, die man sonst nicht verloren hätte und trainiert nicht mehr ordentlich", sagte Boll, "das macht keinen Sinn."
Krimi im Schlussdoppel – Werder mit Matchball
700 Zuschauer drängten sich zum letzten Auftritt von Tischtennis-Legende Timo Boll in Bremen in die Klaus-Dieter-Fischer-Halle.
Bedauern tut Boll mittlerweile auch, "dass wir das überhaupt angekündigt haben". Seine letzte Saison. Überall nun Verabschiedungen und "Gefühlschaos" für ihn: "Und jeder Gegner tritt jetzt mit dem absolut besten Team gegen uns an." So tat es auch Werder, alle waren heiß auf ein letztes Heimduell mit Boll und auf einen Sieg gegen Borussia Düsseldorf – den 33-maligen Deutschen Meister und 27-maligen Pokalsieger.
Und es sollte ein packender Tischtennis-Abend in der pickepacke vollen Halle werden, "eine tolle Kulisse, ein knappes Spiel und jeder ist auf seine Kosten gekommen – wir besonders", bilanzierte Boll mit einem Lächeln. Die Bremer waren am Ende genauso wehmütig wie Boll, denn sie trauerten ihrer großen Chance auf den Sieg hinterher. Im Schlussdoppel hatte Werder mit 6:2 geführt, gar einen Matchball gehabt, doch Düsseldorf schnappte sich den 3:2-Erfolg gegen Bremen.
Es war ein toller Tischtennisabend, beide Mannschaften haben gekämpft und sehr gut gespielt und für uns hat alles wunderbar funktioniert bis zum 10:9 im fünften Satz im Doppel. Das ist bitter.
(Werder-Trainer Cristian Tamas bei buten un binnen)
Falck kann Boll bezwingen
Tim Boll gewann sein Spiel gegen Werders Marcelo Aguirre, unterlag danach aber Mattias Falck.
Boll war vor dem Duell mit Werder krank gewesen, doch die Kraft reichte für zwei Einzelmatches, allerdings nur für einen Sieg. Gegen Marcelo Aguirre gewann er mit 3:0, an Mattias Falck biss er sich jedoch die Zähne aus. Beide zeigten im Topduell etliche spektakuläre Ballwechsel, die die Fans von ihren Sitzen rissen.
"Man merkt, dass jetzt alle nochmal gegen mich gewinnen wollen", meinte Boll. Falck war da keine Ausnahme. Werders Anführer hatte zwar einmal im Pokal mit Werder einen wichtigen Sieg gegen die Tischtennis-Legende eingefahren, war ihr ansonsten aber international und in der Liga oft unterlegen gewesen. "Es war schön, nochmal gegen Timo spielen zu können", freute sich Falck nach seinem 3:2-Sieg, "es war ein gutes Spiel von uns. Aber so gut Timo noch ist, in manchen Momenten merkt man doch, dass er 43 ist."
Der Abschied schmerzt die Fans, seine Gegner und Boll selbst, doch er ist unumgänglich. Wie immer nahbar und geduldig nahm sich Boll auch am späten Abend nach dem Spiel noch über eine halbe Stunde Zeit die unzähligen Autogramm- und Selfiewünsche der Bremer Fans zu erfüllen. Viele verließen die Halle ebenso glücklich wie wehmütig wie ihr Idol. Ein paar Abschiedsstationen liegen noch vor Boll. Eine besondere in Bremen hat er nun überstanden. "Es war schön", sagte Boll und ging.
SV Werder Bremen – Borussia Düsseldorf 2:3
Mattias Falck – Kay Stumper 3:1 (11:5, 11:8, 7:11, 11:7)
Marcelo Aguirre – Timo Boll 0:3 (8:11, 5:11, 12:14)
Kirill Gerassimenko – Anton Källberg 2:3 (6:11, 11:4, 12:10, 8:11, 7:11)
Mattias Falck – Timo Boll 3:1 (8:11, 11:9, 11:8, 11:7)
Andrei Putuntica/Kirill Gerassimenko – Anton Källberg/Borgar Haug 2:3 (8:11, 11:6, 4:11, 11:5, 10:12)
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Sportblitz, 28. November 2024, 18:06 Uhr