buten un binnen "Macher" und "Menschenfischer": So nahm Bremen Abschied von Lemke
Am Freitag fand im Bremer Dom eine große Trauerfeier für Willi Lemke statt. Fußball-Größen wie Otto Rehhagel und Rudi Völler sowie der Ex-Außenminister Sigmar Gabriel erwiesen ihm die letzte Ehre.
Mit einem Trauer-Gottesdienst im voll besetzten Bremer Dom haben sich am Freitag Angehörige, Wegbegleiter, Freunde sowie Vertreter aus Sport und Politik von Willi Lemke verabschiedet. Der langjährige Manager, Aufsichtsrat und Aufsichtsratschef von Werder Bremen und SPD-Politiker habe sich "im Großen wie im Kleinen" unermüdlich für Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt, sagte Pastorin Esther Joas von der St. Remberti-Gemeinde in ihrer Predigt. Lemke ist am 12. August an den Folgen einer Hirnblutung verstorben.
Mehr als 1.000 Gäste kamen zur Trauerfeier in den Dom. Viele von ihnen nahmen dafür auch eine weite Anreise auf sich, um Lemke die letzte Ehre zu erweisen. Neben Joas sprachen Oliver Rau als Freund der Familie, Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald und der ehemalige SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel.
Rau dankt seinem "lebenslangen Ratgeber"
Sie allesamt erinnerten an Lemkes enormen Tatendrang. "Es ist die größte Ehre und gleichzeitig die schwerste Aufgabe meines Lebens, hier oben zu stehen und für die Familie zu sprechen", sagte Rau. Der Geschäftsführer der Bremer Wirtschaftsförderung bezeichnete die Trauerfeier, in Analogie zum Fußball, als Lemkes "persönliches Abschiedsspiel", nachdem dieser, so scherzte er, im Anschluss im Gespräch mit ihm sicherlich über die dürftigen Vermarktungserlöse gemeckert hätte.
Rau blickte dabei zurück auf ihr Kennenlernen im Jahr 1994, als er zu Werder kam und Lemke sein Chef war. In seinen Worten drückte er viel Dankbarkeit gegenüber Lemke aus.
Er war mein Chef, wurde aber auch mein Mentor. Er hat sich meiner angenommen und war dabei mein lebenslanger Ratgeber. Dabei ist unsere tiefe Freundschaft gewachsen. Er hat viel gefordert, und er hat mich gefördert.
(Oliver Rau bei der Trauerfeier für Willi Lemke)
Lemke wurde 77 Jahre alt, hat laut Rau allerdings ein intensives Leben gelebt, "für das man normalerweise 112 werden muss". Wie Rau berichte, konnte er sich am 12. August noch telefonisch von Lemke verabschieden, ehe dieser verstarb. Besonders rührend waren auch die Worte von Joas. Wie die Pastorin erzählte, flüsterte Lemke im Krankenhaus seinem Sohn Lars noch die Worte "Ich bin immer bei euch. Mein Körper ist nur eine Hülle" ins Ohr.
Hess-Grunewald: "Willi hat Werder zu einer starken Marke entwickelt"
Werder-Präsident Hess-Grunewald erinnerte an Lemkes nicht ganz so leichten Start, den dieser 1981 bei Werder besaß. Schließlich schlug Lemke, bis dato Landesgeschäftsführer der SPD in Bremen, viel Skepsis entgegen, als dieser aus der Politik in den Fußball wechselte und neuer Manager von Werder wurde.
In dieser Funktion war Lemke jedoch ein Visionär, dessen Pläne oftmals aufgingen. Hess-Grunewald bezeichnete Lemke als "schlitzohrig, gewieft und hanseatisch". Attribute, mit denen er zu einem der erfolgreichsten Manager in der Geschichte der Bundesliga wurde.
Hess-Grunewald verwies darauf, dass Werder unter Lemke als erster Klub in der Bundesliga Logen in seinem Stadion errichtete. Dies sei damals als "Champagner-Fußball" belächelt worden – ist mittlerweile im Profifußball aber überall etabliert. "Werder wurde mit ihm sportlich und wirtschaftlich sehr erfolgreich", sagte Hess-Grunewald. Dass Werder auch weit über Bremen hinaus ein beliebter Klub ist, sei auch ein Verdienst Lemkes.
So war Willi Lemke. Ein Macher. Er hat angepackt, ist vorangegangen, hat gestaltet. Willi hat Werder zu einer starken Marke im europäischen Fußball entwickelt. Wenn dem SV Werder heute auf der ganzen Welt Sympathien entgegengebracht werden, dann liegt das auch an der damaligen Arbeit von Willi.
(Hubertus Hess-Grunewald)
Werders Präsident machte dabei auch keinen Hehl daraus, dass es ab und an mit Lemke auch mal gekracht hat. Dieser habe damit, dass seine Zeit im Aufsichtsrat des Klubs im Jahr 2016 geendet ist, gehadert. Nach dem Abstieg in die 2. Liga übte Lemke 2021 zudem deutliche Kritik an den Verantwortlichen des Klubs. Die Meinungsverschiedenheiten habe man aber in einem Vier-Augen-Gespräch ausräumen können.
Gabriel skizzierte Lemkes Definition der Aufgabe von Politik
Sigmar Gabriel kannte Willi Lemke seit mehr als 40 Jahren.
Gabriel bezeichnete Lemke als "echten Menschenfischer, großen Netzwerker und Organisator" und sprach über dessen Verdienste für die SPD. In Bremen agierte Lemke als Landesgeschäftsführer der Partei und später als Senator für Bildung und Wissenschaft sowie als Senator für Inneres und Sport.
Beide, so berichtete Gabriel, hätten sich schon zu Beginn der 1980er-Jahre kennengelernt. "Ein gelungenes Leben muss jeder selbst führen. Nichts, auch kein Sozialstaat, ersetzt die eigene Anstrengung und Leistung dafür.
Aber Bedingungen dafür zu schaffen, dass jedes Leben gelingen kann und Herkunft kein Schicksal ist, genau das war für Willi Aufgabe von Politik", beschrieb der frühere Außenminister und Vizekanzler Lemkes Credo. Rund anderthalb Stunden dauerte die Trauerfeier, ehe diese mit dem Fußball-Klassiker "You'll never walk alone" endete.
Nach der Trauerfeier trug ein Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens die Urne aus der Kirche.
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Sportblitz, 23. August 2024, 18:06 Uhr