Menschen starten im Jahr 2019 beim Bremer Marathon.

buten un binnen 7 Dinge, die Sie zum Bremen-Marathon wissen sollten

Stand: 03.10.2024 12:12 Uhr

Ob Sport-Fan oder Bewegungsmuffel: Beim 19. Bremen-Marathon kommt jeder auf seine Kosten. Wer nicht ganz so im Lauf-Thema drin ist, wird hier zum Insider.

Von Petra Philippsen

1. Und sie laufen, laufen und laufen...

Laufen hat Tradition in Bremen, bereits 1949 fand in der Hansestadt die Deutsche Marathonmeisterschaft statt. Damals gewann Willi Bürklein in 2:53:11 Stunden, die Älteren werden sich erinnern. Zwischen 1983 und 1991 wurde dann der "Bremen-Marathon durch Stadt und Land" ausgetragen.

Seit 2010 verläuft die Strecke nun tatsächlich mitten durchs Herz der Bremer Innenstadt. Anwohners Freud und Leid gleichermaßen, aber der Bremen-Marathon mit jährlich durchschnittlich 6.000 Läuferinnen und Läufern gehört zu den zehn größten Veranstaltungen in Deutschland. In diesem Jahr haben sich 8.400 Menschen angemeldet. Marathon, Halbmarathon oder zehn Kilometer – jeder Grad der persönlichen Schmerzgrenze ist im Angebot.

2. Falscher Hase

Ein Tempomacher beim Bremen-Marathon stellt seine Armbanduhr vor dem Start an und hat einen Ballon am Handgelenk mit der Aufschrift "3:45 Stunden".

Dieser falsche Hase wird nach genau 3:45 Stunden beim Marathon ins Ziel kommen.

Nein, hier ist nicht das Hackfleischgericht gemeint, sondern der so genannte Tempomacher oder Schrittmacher. In Bremen nennen sie sich auch Zug- und Bremsläufer, denn sie halten das Tempo konstant für ihre vorher festgelegte Zielzeit. 3:30 Stunden, 4:15 Stunden oder genau fünf Stunden – gut erkennbar ist die jeweilige Zeit aufgedruckt auf ihren neongelben T-Shirts und aufgemalt auf dem weißen Helium-Luftballon, den sie sich am Band ans Handgelenk binden.

So können sich die Läufer an ihre Fersen heften, die ihr eigenes Tempo über die komplette Marathon-Strecke nicht so gut einschätzen können. Die falschen Hasen aber könnten eigentlich schneller laufen als ihre vorgegebene Zeit – trotzdem kommen sie fast auf die Sekunde genau an. Hut ab also vor diesen Hasen!

3. Die Letzten nehmen den Bulli

Blick auf den Start- und Zielbereich des Bremen-Marathons auf dem Bremer Marktplatz bei untergehender Sonne.

Nachmittags um halb vier ist am Sonntag dann alles vorbei, die übrig gebliebenen Läuferinnen und Läufer werden dann ins Ziel gefahren.

Wem auch der Hase nicht mehr ins Ziel helfen kann, den kehrt spätestens um 15:30 Uhr der berühmte Besenwagen auf, irgendwann ist dann doch mal Schluss mit Laufen. Der Sieger ist meist schon seit drei Stunden beim Duschen und selbst das Motto: "Irgendwie ankommen ist alles" hat irgendwann auch seine Grenzen.

Aufgekehrt wird im wörtlichen Sinne natürlich keiner, der sich noch über die Strecke schleppt oder nach Luft röchelnd auf dem Bordstein darniederliegt – man wird ganz gemütlich im Bulli ins Ziel chauffiert. Das mag das ehrgeizige Sportler-Ego zwar etwas kränken, aber der innere Schweinehund wird vor Glück jaulen.

4. Sind wir schon da?

Diese drei kamen beim Bremen Marathon als erste ins Ziel: 1. Simon Bong (Mitte), 2. Sebastian Kohlwes (links), 3. Niklas Günther (rechts).

Diese drei kamen beim Bremen-Marathon 2023 als erste ins Ziel: 1. Simon Bong (Mitte), 2. Sebastian Kohlwes (links), 3. Niklas Günther (rechts).

Wenn wir ganz ehrlich sind, dann ist der Bremen-Marathon natürlich in erster Linie etwas für Hobbyläufer und Breitensportler. Selbst der schönen Aussicht in der Hansestadt wegen reist hier kein Top-Star extra aus Kenia an. Doch das macht auch nichts.

Bei der letzten Ausgabe 2023 gewann der 26-jährige Simon Bong aus Nordrhein-Westfalen – und das bei seinem Marathon-Debüt – in einer Zeit von 2:25:22 Stunden. Das ist zwar etwa fünf Minuten schneller als der Sieger vom Vorjahr. Aber dennoch knapp eine halbe Stunde langsamer als der Fabel-Weltrekord des Kenianers Kelvin Kiptum (2:00:35 Stunden), den dieser 2023 beim Chicago-Marathon aufstellte. Aber der kommt ja nicht nach Bremen.

So wird also der schnellste Läufer am Sonntag nach dem Start um 9:30 Uhr etwa gegen 12 Uhr im Ziel vor dem Bremer Rathaus erwartet. Die Startzeiten der weiteren Läufe: 9:55 Uhr (zehn Kilometer) und 11:30 Uhr (Halbmarathon). Die Marathon-Strecke führt durch acht Bremer Stadteile (Innenstadt, Neustadt, Obervieland, Östliche Vorstadt, Schwachhausen, Horn, Findorff, Walle). Der Halbmarathon führt man Bürgerpark und der Schlachte entlang. Für viele ist zum Abschluss der Lauf durchs Weser-Stadion das Highlight.

5. Gazellen, Schleicher, Hüpfer

Ganz klar: Erlaubt ist, was gefällt – und was einen ins Ziel bringt. Aber alle Läufer haben ihren ganz eigenen Stil entwickelt und der ist auch für die Beobachter an der Strecke unverkennbar. So machen sich die Kiebitze am Rand jedes Jahr einen Spaß daraus, die Boxer, Schleicher und Flügelläufer herauszufiltern – und die wiederum hoffen, dass ihr Stil nicht nur originell, sondern vor allem schnell ist.

6. Laufen als Jungbrunnen

Läuferinnen und Läufer beim 15. Bremen-Marathon

Laufen verbindet jung und alt – auch beim Bremen-Marathon.

Spätestens seit Dieter Hallervordens Film "Sein letztes Rennen" wissen wir wieder, dass Laufen kein Verfallsdatum hat. Im Gegenteil, laufen hält offenbar sogar jung. Der älteste Teilnehmer war im vergangenen Jahr 78 Jahre alt (oder eher jung!). Kinder liefen schon vor der Pandemie auch regelmäßig die Strecke von 800 Metern mit. Der jüngste Teilnehmer war bisher drei Jahre alt. Ob der Hosenmatz am Ende doch ins Ziel getragen oder im Buggy geschoben werden musste, ist nicht überliefert.

7. Vorsicht, toter Punkt!

Blick an der Weser-Promenade auf das Schild "35 Kilometer" beim Bremen-Marathon.

Genau hier ist er, der Punkt, den alle Läuferinnen und Läufer fürchten: Also Augen zu und weiterlaufen!

Wir kennen ihn alle, den inneren Schweinehund. Jener fiese, dunkle Zwillingsbruder unserer guten Vorsätze, der uns regelmäßig sonntagsnachmittags an die Couch tackert – Marathonläufer haben den gut im Griff, sie laufen ja. Aber dafür haben sie einen anderen Intimfeind: den toten Punkt.

Bei Kilometer 35 kommt er überfallartig und lähmend. Da geht beim Läufer eigentlich nichts mehr. Man kann nicht mehr, will nicht mehr. Und fragt sich: Wo steht bloß der Bulli? Aber aufgeben kann ja jeder, und daher ist es die große Kunst des Marathonläufers, den toten Punkt zu überstehen. Weiterlaufen, auch wenn man die Beine vielleicht schon nicht mehr fühlt. Weiter, immer weiter.

Und während manche diesen Zustand als eine Art Tunnel beschreiben, berichten andere, dass sie in dieser Phase alle Eindrücke von Außen wahrnehmen. Obwohl sie nicht reagieren können. Also: Alle Motivationswilligen, bitte aufstellen bei Kilometer 35 an der Weserpromenade und die müden Kämpfer kräftig anfeuern! Hilft übrigens auch gegen Schweinehunde aller Art.

Wie diese beiden Bremerinnen ihren 1. Marathon erlebten

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Sportblitz, 4. Oktober 2024, 18:06 Uhr