Tennis Angelique Kerber und der schwere Weg zurück
Vor einem Monat kehrte Angelique Kerber nach ihrer Babypause auf die WTA-Tour zurück. Der Wiedereinstieg ins Profi-Tennis gestaltet sich schwierig, nun musste die einstige Nummer eins auch bei ihrem Europa-Comeback in Linz frühzeitig die Tasche packen. Doch die Kielerin steckt nicht auf.
Angelique Kerber redete nicht groß drumherum. Ihr erster Auftritt in Europa nach ihrer Babypause war einer zum Vergessen. Erste Runde, zwei klare Sätze - Kerber holte beim 1:6, 3:6 nur vier Spiele, ehe sie sich nach knapp über einer Stunde gegen die Italienerin Lucia Bronzetti schon wieder vom Turnier in Linz verabschieden musste.
"Viel Positives gibt es ehrlich gesagt nicht", gestand die 36-Jährige. Die Rückkehr ins Profi-Tennis nach eineinhalb Jahren Pause gestaltet sich überaus schwierig, die fehlende Matchpraxis zeigt sich deutlich.
Sie habe ja vorher gewusst, dass es nicht leicht werden würde, sagte Kerber, die seit dieser Saison als Mutter der nun elf Monate alten Liana auf der Tour unterwegs ist. Gegen Bronzetti habe sie zu viele Fehler gemacht und sei überhaupt nicht ins Match gekommen, räumte sie ein. "Solche Tage gibt es", bilanzierte die ehemalige Weltranglistenerste nach dem missratenen Auftritt gegen die Nummer 58 der Welt.
Erst ein Einzel-Sieg seit der Rückkehr
Einen Monat ist es her, dass die dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin rund um den Jahreswechsel in Australien wieder eingestiegen ist. Baby Liana ist immer mit dabei, das Leben in der Rolle als Profisportlerin und Mutter für Kerber noch Neuland. Einerseits möchte es die Kielerin entspannter angehen, andererseits sind ihre Ziele noch immer die wichtigsten Turniere und Titel.
Zu Beginn ihres Comebacks war ihr beim stark besetzten United Cup - dem Wettbewerb für gemischte Teams mit Damen und Herren - ein Sieg in fünf Einzeln gelungen. Bei den Australian Open war für die Melbourne-Siegerin von 2016 in der ersten Runde gegen die frühere Finalistin Danielle Collins aus den USA frühzeitig Schluss. "Sie wirkt auf mich total happy", berichtete die deutsche Damen-Chefin Barbara Rittner über ihren Eindruck von Kerber in Melbourne: "Nun muss Angie noch zurück zu alter Form finden, und das dauert halt ein bisschen."
Auch Kerber, die in ihrer Karriere schon häufig sportliche Tiefs überwinden musste, mahnt zur Geduld. "Es ist schwierig, nach so langer Pause wieder Matchpraxis zu finden", erklärte die Kielerin in Linz: "Ich glaube, man hat gesehen, dass es das Einzige ist, was mir noch fehlt." Körperlich sei sie so fit wie vor ihrer 18 Monate langen Babypause. Im Training habe sie ihren Rhythmus, spiele gut.
Abhaken und weitermachen
Kerber will sich nicht unterkriegen lassen. Für ein Zwischenfazit sei es noch zu früh, dafür wolle sie sich noch ein paar Monate und Turniere Zeit einräumen. Sie werde nun wohl Mitte Februar zum WTA-Turnier nach Dubai reisen. Fest eingeplant hat sie Indian Wells und Miami im März.
Linz war ihr erster Auftritt in Europa seit ihrem Drittrunden-Aus in Wimbledon im Sommer 2022. Das Turnier in Österreich, wo sie vor elf Jahren den Titel geholt hatte, soll diesmal noch nicht einmal eine Randnotiz bleiben. Abhaken und weitermachen lautet das Motto: "Ich versuche, das Match so schnell es geht zu vergessen", sagte Kerber nach ihrem Erstrunden-Aus.