NDR-Sport HSV wieder mit Bénes, aber ohne Quintett zu Fortuna Düsseldorf
Der HSV trifft am Freitag erstmals nach dem Trainerwechsel von Tim Walter zu Steffen Baumgart auf ein Top-Team der 2. Liga. Die Partie bei Fortuna Düsseldorf ist nach dem mäßigen Auftritt gegen Elversberg (1:0) sowie der Blamage gegen den VfL Osnabrück (1:2) für die Hamburger auch ein Charaktertest.
Es bestand Redebedarf beim HSV am Tag nach der Pleite gegen Schlusslicht Osnabrück. Zu spüren bekamen das auch die wenigen Fans, die am Montagvormittag dem Training des Tabellendritten auf den Plätzen im Schatten des Volksparkstadions beiwohnen wollten.
Denn die eigentlich für elf Uhr angesetzte Übungseinheit begann mit einiger Verspätung. Bevor die Spieler sich auf dem Rasen den Frust aus den Beinen laufen durften, redete Baumgart eindringlich auf sie ein und führte ihnen die Fehler aus dem Duell mit den "Lila-Weißen" vor Augen.
Der 52-Jährige schaute dabei in Gesichter, die gezeichnet waren von einem Auftritt, der eines Aufstiegsanwärters unwürdig war und in einer Niederlage mündete, die offenbar im Vorfeld des Spiels bei seinem Personal außerhalb der Vorstellungskraft gelegen hatte. "Das geht den Jungs nah", sagte Baumgart über den Gemütszustand seiner Kicker. "Aber jetzt musst du den Kopf hochnehmen. Und das haben wir gemacht. Wir haben geguckt, dass wir hinsichtlich Freitag die richtigen Wege finden, um einiges besser zu machen", ergänzte der Coach mit Blick auf die Begegnung bei Fortuna Düsseldorf (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de).
Baumgart: "In der Mannschaft steckt viel Qualität"
Der Nachfolger von Tim Walter war auf der Pressekonferenz für das Topspiel am Rhein bemüht, Optimismus zu versprühen, versuchte, seine Mannschaft starkzureden. "Wer die Jungs im Training beobachtet, der sieht, dass wir große Möglichkeiten haben sollten, in Düsseldorf erfolgreich zu sein", sagte Baumgart. Hatte der Coach nach dem Osnabrück-Duell noch mangelnde Leidenschaft und zu wenig Herz bei seinem Team beklagt, versuchte er nun, die fraglos vorhandenen Stärken des Teams in den Vordergrund zu stellen.
"Ich glaube, dass viel Qualität in der Mannschaft steckt. Das hat sie mehr als einmal bewiesen. Wir müssen sie dann halt auch ergebnisorientiert auf den Platz bringen, erklärte der 52-Jährige.
HSV fremdelt noch mit veränderter Spielphilosophie
180 Minuten exklusive Nachspielzeiten unter dem neuen Trainer haben gezeigt, dass Baumgart bis zum Saisonende eine Operation am offenen Herzen durchführen muss. Dass er in der Kürze der Zeit seine Idee vom Fußball, die primär auf hohem und aggressivem Pressing basiert, wird implementieren können, erscheint zumindest fraglich.
Gegen Elversberg sowie Osnabrück fremdelten die Hamburger jedenfalls noch sichtbar mit dem taktischen Korsett, in das sie Baumgart gesteckt hatte. Das war allerdings nach zweieinhalb Jahren "Walter-Ball", der für Dominanz und viel Positionsrotation stand, nicht überraschend.
Allein die Aussage: "Wenn ich sehe, dass der Verteidiger die Flanke in den Strafraum schlägt, habe ich ein Problem damit", unterstreicht, dass Baumgart der Spielphilosophie seines Vorgängers nicht viel abgewinnen kann. Er fordert schnelle Ballgewinne, intelligentes Umschaltspiel und geordnetes Rückzugsverhalten. An erster Stelle stehe aber nun: "Wir müssen klarer werden, wenn wir nach vorne spielen."
Bénes nach Rotsperre wieder in Startelf
Ein großer Hoffnungsträger auf strukturiertere und kreativere Offensivaktionen ist gegen die Fortuna László Bénes. Der slowakische Nationalspieler kehrt nach seiner abgesessenen Rot-Sperre aus dem Duell mit Hannover 96 (3:4) sofort wieder in die Startelf zurück. "Er wird eine große Rolle spielen. Nicht nur aus dem Spiel heraus, sondern auch als Standardschütze", sagte Baumgart über den 26 Jahre alten Mittelfeldmann.
Während Bénes dem Coach wieder zur Verfügung steht, fallen die Verteidiger Stephan Ambrosius, William Mikelbrencis und Miro Muheim, Angreifer Jean-Luc Dompé sowie Ersatzkeeper Daniel Heuer Fernandes verletzt oder krank aus.
Baumgart ist personell also zum Improvisieren gezwungen. Ob er taktische Veränderungen im Vergleich zum Osnabrück-Spiel vornehmen wird, ließ der Trainer offen. Dafür bekräftigte er trotz seines holprigen Stars als HSV-Trainer, weiter überzeugt vom Aufstieg zu sein: "Es sind noch 30 Punkte zu vergeben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir eine gute Ausgangsposition haben und es aus eigener Kraft schaffen können. Aber du musst halt gucken, dass du Spiele gewinnst."
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Hamburg Journal | 06.03.2024 | 19:30 Uhr