Die deutschen Fußballerinnen feiern ein Tor von Giulia Gwinn (M.) im Wembley-Stadion gegen England.

Sieben Tore in Wembley Furiose Wück-Premiere - DFB-Frauen gewinnen gegen England

Stand: 25.10.2024 23:20 Uhr

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen hat beim Debüt des neuen Bundestrainers Christian Wück ein Spektakel abgeliefert. Die DFB-Auswahl gewann am Freitag gegen England im Londoner Wembley-Stadion mit 4:3 (3:2).

Von Tobias Knaack

Sieben Tore, davon drei Elfmeter, zudem drei Abseits-Treffer und noch je einmal Pfosten und Latte: Das Freundschaftsspiel zwischen dem Zweiten des FIFA-Rankings und dem Olympia-Dritten war ein furioses Fußball-Freuden-Fest, voll packender Zweikämpfe und schöner Spielzüge.

Mit dem Erfolg haben die DFB-Frauen ihrem neuen Coach einen Auftakt nach Maß beschert, ein wenig Revanche für das verlorene EM-Finale 2022 gegen die Engländerinnen an selber Stelle genommen - und eine "Tradition" fortgesetzt. Bislang haben alle deutschen Bundestrainerinnen und -trainer ihr jeweiliges Auftaktmatch gewonnen. Wück macht da seit Freitag keine Ausnahme.

Fünf "bayrische" Tore bei England gegen Deutschland

Die Partie in London war mit Blick auf die Torschützinnen im ersten Durchgang eine rein bayrische Angelegenheit: In Neu-Kapitänin Giulia Gwinn (4. und 11.) und Klara Bühl (29.) für Deutschland sowie Georgia Stanway (33. und 36.) für England trafen ausschließlich Münchner Bundesliga-Spielerinnen. Sara Däbritz (72.) und Lucy Bronze (81.) erzielten die Treffer nach der Pause. Kapitänin Gwinn sagte im ARD Interview nach der Partie, dass die Mannschaft "sehr viel Energie" auf den Platz gebracht habe: "Es hat noch nicht alles geklappt, aber da waren schon sehr viele gute Dinge dabei."

Die Deutschen boten eine offensiv starke Begegnung und erarbeiteten sich eine Vielzahl an Chancen, offenbarten in der neu formierten Defensive um die Frankfurterin Sara Doorsoun und die Wolfsburgerin Janina Minge gegen die spielstarken Engländerinnen aber auch die eine oder andere Unsicherheit. Das sah auch Neu-Bundestrainer Wück in der ARD so: "Wir sind in der Offensive sehr zufrieden. In der Defensive brauchen wir noch ein paar Trainingseinheiten." Nach der frühen 3:0-Führung Führung habe er sich gewünscht, "dass wir ein bisschen abgeklärter spielen".

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Das einzuüben, dazu haben der 51-Jährige und die Mannschaft nun ein paar Tage Zeit. Am Dienstag treffen die DFB-Frauen in Duisburg auf Australien (18.10 Uhr). Die Partie steht vor allem im Zeichen des Abschieds der langjährigen Anführerin und Kapitänin Alexandra Popp.

Gwinn trifft zweimal binnen sieben Minuten

Der Auftakt im Wembley-Stadion war spektakulär - und Deutschland umgehend mit 2:0 in Führung, weil sich die mutige Spielweise des Wück-Teams auszahlte. Zunächst spielte Englands Innenverteidigerin Leah Williamson einen schlimmen Fehlpass in der eigenen Hälfte, Deutschlands Debütantin Giovanna Hoffmann bediente Linda Dallmann, die alleine auf das Tor zulief, im Strafraum aber von Millie Bright gefoult wurde. Gwinn verwandelte den Strafstoß knallhart ins linke untere Eck (4.).

Und die Neu-Kapitänin legte nach einer Münchner Co-Produktion nur sieben Minuten später nach: Bühl spielte einen starken Diagonalball auf die rechte Seite, wo Gwinn nach nur einem Kontakt den Ball per Flachschuss über den linken Innenpfosten im Tor versenkte. Die Partie war in der Anfangsviertelstunde vollkommen atemlos: Kurz vor Gwinns zweitem Treffer hatte Englands Mittelstürmerin Alessia Russo das vermeintliche 1:1 erzielt, Vorlagengeberin Lauren Hemp hatte allerdings knapp im Abseits gestanden (10.). In der 13. Minute traf Russo den Innenpfosten.

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Stanway bringt England zurück in die Partie

Das Wück-Team verteidigte mutig nach vorne - teilweise im Eins-gegen-Eins - und kombinierte sich nach Ballgewinnen immer wieder stark nach vorne. Wie in der 29. Minute: Hoffmann spielte einen sensationellen Ball in die Schnittstelle der englischen Viererkette auf Bühl. Die 23-Jährige zog von links in die Mitte und schloss ab. Englands Torhüterin Hannah Hampton sah beim zwar harten, aber zentralen Schuss etwas unglücklich aus - 3:0 für die DFB-Frauen.

Die Gastgeberinnen aber steckten nicht auf und kamen binnen drei Minuten zum Anschluss. Erst verwandelte Stanway einen Handelfmeter (33.) - Gwinn hatte bei einer Flanke den Ball an die Hand bekommen -, dann traf sie nach einer schönen Kombination mit Beth Mead aus kurzer Distanz (36.).

Die Souveränität des deutschen Teams schwand nun merklich, Ella Toone verpasste nach einem Fehlpass von Abwehrchefin Doorsoun frei vor Torhüterin Ann-Kathrin Berger das 3:3 (39.). In der fünfminütigen Nachspielzeit traf Dallmann mit einem Distanzschuss die Latte, Hampton war gerade noch mit den Fingerspitzen dran (45.+4). Pause. Durchatmen bei den 22 Akteurinnen - und den mehr als 48.000 Fans im Wembley-Stadion.

Däbritz trifft, Berger patzt

Nach Wiederanpfiff blieb die Partie noch ein paar Minuten länger in der Pause und nahm erst in der 51. Minute wieder Fahrt auf: Jule Brands Treffer zählte aber nicht, weil die zur zweiten Hälfte eingewechselte Selina Cerci zuvor im Abseits gestanden hatte. Nach dem Spektakel im ersten Durchgang versuchte die deutsche Mannschaft nun etwas tiefer zu stehen. Gefährlich blieb das Team dennoch, weil das Umschaltspiel weiter funktionierte - Brand überlief die englische Abwehr, scheiterte mit ihrem zu zentralen Schuss allerdings an Hampton (58.). Zwei Minuten später jagte Bühl den Ball aus 14 Metern über das Tor.

So brauchte es einen weiteren Elfmeter, um die Führung wieder auf zwei Tore auszubauen. Hampton ließ den Ball nach einem Schuss fallen, im anschließenden Gewühl traf Russo erst leicht den Ball, dann Pia Sophie Wolter am Fuß. Eine harte Entscheidung, die ebenfalls eingewechselte Däbritz verwandelte den Strafstoß (72.).

Der Schlusspunkt? Mitnichten, weil nun Berger auf der anderen Seite patzte und einen Ball fallen ließ. Bronze hatte keine Mühe, ins verwaiste Tor einzuschießen (81.). Es gab noch sechs Minuten Nachspielzeit, dann konnten Wück und das Team den verdienten Sieg feiern.

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