Braunschweigs Spieler bejubeln einen Treffer

Heimsieg gegen Hannover 96 Eintracht Braunschweig triumphiert im Niedersachsenderby

Stand: 06.10.2024 17:58 Uhr

Eintracht Braunschweig hat das brisante Niedersachsenderby gegen Hannover 96 gewonnen. Am Sonntag setzten sich die "Löwen" mit 2:0 (1:0) gegen den Landesrivalen durch und landeten damit vor der Länderspielpause einen Befreiungsschlag im Tabellenkeller.

Von Johannes Freytag

Hannover, das als Vierter zum bis dato Vorletzten angereist war, enttäuschte auf ganzer Linie und blieb auch im vierten Auswärtsspiel der Saison ohne Sieg. Der BTSV war die bessere Mannschaft, musste sich lediglich Chancenwucher vorwerfen lassen. Es war deutlich mehr drin als die beiden Treffer von Fabio Kaufmann und Rayan Philippe.

"Wir waren heute sehr gut eingestellt, hätten schon viel früher das Spiel entscheiden können und haben völlig verdient gewonnen", sagte Kaufmann dem NDR. Hannovers Marcel Halstenberg sah das genauso: "Kämpferisch und läuferisch war das heute von uns nichts."

Dem schloss sich auch Coach Stefan Leitl an: "Wir müssen auswärts schleunigst ein anderes Gesicht zeigen, und zwar das, was wir zuhause zeigen. Dann werden wir auch punkten. Aber wenn du so auftrittst, dann kannst du auch nicht gewinnen."

Sina Braun, Sportschau, 01.01.1970 01:00 Uhr

"Wir haben noch in der Spielbesprechung heute Morgen ein paar Dinge definiert, die man braucht, um ein solches Derby zu gewinnen", sagte Braunschweigs Coach Daniel Scherning zur Sportschau, "und davon habe ich heute ganz viel gesehen."

Ungewöhnliche Derby-"Stimmung"

Nach dem von Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) verfügten Teilausschluss von Gäste-Fans war es im Eintracht-Stadion für ein Derby ungewöhnlich still. Unter den rund 19.000 Zuschauern waren lediglich 450 Anhänger von 96, die wie auch die BTSV-Fans gänzlich auf Banner und Choreografien verzichteten.

"Als Spieler blendet man das aus, man will das Spiel gewinnen", erklärte Hannovers Halstenberg nach der Partie. Braunschweigs Kaufmannn pflichtete bei, wenngleich er die klassische Derbystimmung vermisste: "Wenn man mal nicht so eine gute Phase hat, dann trägt dieser 'zwölfte Mann' einfach, der holt diese Prozente raus, die man sonst gar nicht aus sich rauskitzeln kann. Die kommen eben genau dann raus, wenn sich andere Menschen für einen einsetzen und lautstark sind. Das hat heute einfach gefehlt."

Kaufmann trifft zur BTSV-Führung

Zehn Minuten lang passierte auch auf dem Rasen wenig. Dann aber wirkte es so, als ob jemand den Schalter umgelegt hätte: Hannovers Jessic Ngankam überlupfte den unmotiviert aus seinem Tor gelaufenen Lennart Grill, der Ball flog knapp am Pfosten vorbei (12.). Auf der Gegenseite war 96-Keeper Ron-Robert Zieler gegen Philippe (13.), Johan Gomez (14.) und Leon Bell Bell (17.) gefordert.

Hannover konnte sich kaum vom Braunschweiger Dauerdruck befreien. Marcel Halstenberg köpfte einen Ball unglücklich direkt vor die Füße des am Strafraumrand heranrauschenden Kaufmann - gegen dessen strammen Vollspannschuss war Zieler chancenlos, 1:0 für den BTSV (20.).

Hannover 96 defensiv überfordert, offensiv ganz schwach

Die Gastgeber schnürten 96 weiter ein. Philippe scheiterte an Zieler (24.), auch Levente Szabo konnte den einstigen Nationalkeeper nicht überwinden (26.). Der Leitl-Elf hingegen gelang im ersten Spielabschnitt bis auf Ngankams Lupfer aus der Anfangsphase kein gefährlicher Torabschluss. Auf der Gegenseite ließ Philippe das 2:0 liegen, als er alleine auf Zieler zulief, sein Lupfversuch aber zu schwach geriet (45.+2).

Braunschweig hält den Druck hoch

96-Coach Stefan Leitl reagierte und brachte nach dem Seitenwechsel in Enzo Leopold und Nicolò Tresoldi zwei frische Offensivkräfte. Doch gelungene Angriffe zeigte zunächst weiterhin nur die Eintracht: Philippe (50.) und Gomez (52.) scheiterten an Zieler (50.), Kaufmanns Distanzschuss landete nur am Außennetz (56.).

Immerhin entwickelten auch die Hannoveraner nun etwas mehr Zug zum Tor: Thaddaeus Momuluh schoss knapp vorbei (51.), Leopolds Freistoß-Aufsetzer parierte BTSV-Keeper Grill (59.), Bartlomiej Wdowiks Versuch verfehlte das Tor (70.).

Vermeintliches 2:0 zählt nicht ...

Aber so richtig zwingend war das alles nicht, was 96 anbot, die Eintracht war deutlich mehr im Derby-Modus unterwegs und hätte längst den zweiten Treffer erzielen müssen. Nach einer schönen Kombination kam der eingewechselte Max Marie im Strafraum an den Ball, brachte aber nur ein Schüsschen zustande, Zieler parierte (78.).

Kurz darauf lag der Ball tatsächlich im Hannoveraner Netz, Gomez hatte aus dem Gewühl heraus getroffen. Das vermeintliche 2:0 wurde aber vom VAR einkassiert, dem Braunschweiger Angreifer war der Ball zuvor an die Hand gesprungen (81.).

... aber Philippe macht den Deckel drauf

Der zweite Eintracht-Treffer fiel dann aber doch: Philippe verwandelte in der Nachspielzeit einen Handelfmeter (90.+3) - Sei Muroya hatte im Zweikampf den Ball an die Hand bekommen. Damit war der Deckel drauf und die Braunschweiger durften den verdienten Dreier bejubeln. "Derbysieger, Derbysieger, hey, hey" schallte es von der Haupttribüne, so gab es dann doch ein wenig Feier-Stimmung im Eintracht-Stadion.

Nach der Länderspielpause müssen die "Löwen" am 18. Oktober (18.30 Uhr) bei Hertha BSC in Berlin antreten. Hannover hat einen Tag später (13 Uhr) Schalke 04 zu Gast.