Wissen-News Verletzungszahlen spürbar senken: SC DHfK und Uniklinikum Leipzig testen Handball-Nachwuchs
Seit Jahren wird im Sport immer mehr über Belastungssteuerung gesprochen. Während viele Akteure eine Entschlackung der Spielpläne fordern, geht der SC DHfK Leipzig einen anderen Weg.
Am heutigen Abend (5. September) startet die Handball-Bundesliga in die neue Saison. Und wie so oft ist schon vor dem Beginn das Thema Verletzungen in aller Munde. Der Meister und Titelverteidiger SC Magdeburg muss auf einige Leistungsträger verzichten, die keine Sommerpause hatten, sondern bei Olympia auf die Platte mussten. Um Ausfälle von Spielern zukünftig zu minimieren oder ganz zu verhindern, bestreitet ein Ligakonkurrent aus Sachsen neue Wege: Der SC DHfK ist eine Kollaboration mit der Uniklinik Leipzig (UKL) eingegangen und will im Nachwuchsbereich ein Testverfahren zur Prävention von belastungsbedingten Verletzungen implementieren. Die Ergebnisse der Tests sollen physiologische Schwachstellen der jungen Handballer aufdecken, die mittels speziellem Training ausgeglichen werden sollen.
Vermeidbare Verletzungen im Nachwuchsbereich von vornherein verhindern
"Unser Ziel ist es, Verletzungen nicht nur zu heilen, sondern diesen auch vorzubeugen", erläutert Pierre Hepp, Unfallchirurg und Sprecher des Zentrums für Sport- und Bewegungsmedizin am UKL. Hepp, der nebenbei seit Jahren als Mannschaftsarzt die Bundesliga-Handballer betreut und viele professionelle Sportler operiert, unterstreicht die Schwierigkeit seiner Arbeit: "Eine Verletzung so wieder auszugleichen, dass die Betroffenen wieder voll einsatzfähig sind, ist schwierig, langwierig und nicht immer zu 100 Prozent erfolgreich." Prävention sei daher wichtig, so Hepp. "Besser wäre es, wir verhindern vermeidbare Verletzungen von vornherein, vor allem bei den jungen Nachwuchssportlern."
Dreimal über die Saisons sollen die Spieler die Tests durchlaufen: Nach der Saison, wenn die Belastung am höchsten ist, vor der Saison, und in der Winterpause. Aktuell ist das Verfahren erstmals im Einsatz, die Nachwuchshandballer von der U15 bis zur U23 durchlaufen gerade die Tests vor Saisonstart direkt in der Trainingsumgebung. "Kern der Checks ist eine qualitative und quantitative Analyse des Bewegungsapparates mit Fokus auf Arme und Beine, um noch präziser und genauer als bisher festzustellen, ob es an bestimmten Stellen Unterschiede in der Belastbarkeit gibt", erklärt Ralf Henkelmann, der die Junioren des SC DHfK betreut. Werden solche Unterschiede festgestellt, soll individuell mit Athletiktrainern und Physiotherapeuten geübt werden. Im Bedarfsfall muss das Mannschaftstraining entfallen. Matthias Albrecht, Jugendkoordinator beim Bundesligisten, erhofft sich viel von dem Projekt: "Vor allem das neue Verfahren ist für uns eine wichtige Maßnahme, um im Vorfeld zu klären, ob und wo ein Defizit bei einem Spieler besteht, und rechtzeitig reagieren zu können", so Albrecht. "Im besten Fall sorgen wir so dafür, dass die Verletzungszahl spürbar sinkt."
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