Jongmin Seo (Chemnitzer FC)

Fußball | Regionalliga Taumelnder Chemnitzer FC: Glücksbringer Seo sorgt für Erleichterung

Stand: 02.11.2024 10:31 Uhr

Die Bedingungen erstklassig, das Stadion perfekt, aber die Leistungen oft mager: Der Chemnitzer FC taumelt im Tabellenkeller der Regionalliga Nordost und musste bis zum 14. Spieltag auf den ersten Heimsieg warten.

Die Erleichterung stand Robert Zickert ins Gesicht geschrieben. Der Abwehrspieler (34), nach dem Verletzungs-Aus von Tobias Müller und Dejan Bozic, der mit Abstand der älteste und erfahrenste CFC-Spieler brachte es nach dem erlösenden 1:0-Sieg gegen die VSG Altglienicke auf den Punkt: "Wir haben den 14. Spieltag und stecken im Abstiegskampf, da fällt dir nach diesem Sieg schon ein Stein vom Herzen."

Zickert: "Da fällt ein Stein vom Herzen!"

Teamgeist, Leidenschaft und Einsatz waren am Freitagabend (1. November) im ungemütlichen Chemnitz der Schlüssel zum Erfolg. Vize-Kapitän Zickert ging voran – auch mit Worten. In hektischen Phasen versuchte der Routinier Ruhe auszustrahlen, ohne seine Mitspieler allerdings in Watte zu packen - und schon vor dem Anpfiff wurden die Sinne geschärft.

Jongmin Seo (Chemnitzer FC)

Zusammenhalt und der Torriecher von Seo waren gegen Altglienicke der Schlüssel zum Glück.

Seo - der Glücksgriff des Chemnitzer FC

Matchwinner Jong-min Seo – er erzielte in der siebten Minute das Tor des Tages – verriet im Interview mit SPORT IM OSTEN: "Die Stimmung im Training war nicht überragend, es gab in der Kabine auch Ansprachen von erfahrenen Spielern." Die deutlichen Worte fruchteten. Die Chemnitzer machten fehlende Leichtigkeit mit Biss wett. Rannten, grätschten und jubelten!

Es war kein Zufall, dass Seo das Spiel mit seinem Tor entschied. Der 22-Jährige ist erst seit vier Wochen in Chemnitz, kam aus der Arbeitslosigkeit und wurde prompt zum Unterschiedsspieler. Ein Glücksgriff für die Himmelblauen.

Seo: "In Chemnitz bekomme ich endlich Vertrauen!"

Torausbeute weiter das große Manko

Das Tor des Tages leitete der Südkoreaner, der auch schon bei der SG Dynamo Dresden unter Vertrag stand, selbst ein. Nach einem gewonnenen Ball spielte er auf Rechtsaußen und köpfte die anschließende blitzsaubere Flanke ins Tor. Ein eingespielter Spielzug! "Es war das, was der Trainer von uns erwartet", sagte Seo nach seinem zweiten Saisontreffer im fünften Spiel bescheiden. Er ist damit bester CFC-Schütze. Denn das Problem der Sachsen ist die Chancenverwertung. Sieben Tore in 13 Spielen sind Liga-Negativwert.

Duda - "Lohn für die letzten acht Wochen"

CFC-Trainer Benjamin Duda – kam vor einigen Wochen für Christian Tiffert – stimmte nach dem erlösenden Dreier keine Jubelarie an. "Fußball ist Tagesgeschäft. Das geht immer schnell. Wenn man gewonnen hat, wird man in den Himmel gejubelt. Wenn man nur Unentschieden gespielt oder verloren hat, ist es für Außenstehende immer ganz schnell peinlich und zu wenig."  Er sehe seit acht Wochen den ganzheitlichen Prozess und da seien viel "mehr gute und sehr gute Dinge dabei gewesen, als Dinge, die mich bedenklich stimmen und deswegen war der Sieg ein Lohn der letzten acht Wochen."

CFC-Trainer verpasst Knaller gegen Lok

Duda weiß, dass das Pendel ganz schnell wieder in eine andere Richtung ausschlagen kann und macht klar: "Wir wollen und müssen direkt nächsten Freitag weiter machen." Der CFC reist dann zum Klassiker nach Leipzig. Spitzenreiter Lok wartet.

Das sagt CFC-Trainer Duda zu seinem Platzverweis

Duda wird es sich auf der traditionsreichen Holztribüne bequem machen müssen. Der Chemnitzer Coach sah gegen die Berliner in der einer hitzigen Schlussphase glatt Rot, weil er aus Sicht von Schiedsrichter Johannes Drößler (FSV Wacker Gotha) das Spiel bewusst verzögerte und den Ball mit dem linken Arm wegspielte und nicht auffing. Kurios und bitter, denn seit dieser Saison wird "Ballwegschlagen" des Trainers mit Rot geahndet. Es war allerdings der einzige Wermutstropfen an einem Abend, an dem in Chemnitz viele Steine der Erleichterung purzelten.

Sanny Stephan