Bennet Wiegert (Magdeburg, Trainer) mit Nikola Portner (Magdeburg, 80)

Handball | Bundesliga SC Magdeburg: So geht es nach dem Portner-Freispruch weiter

Stand: 27.06.2024 15:32 Uhr

Nach dem Freispruch der Handball-Bundesliga für den unter Dopingverdacht stehenden Keeper Nikola Portner kann der SC Magdeburg zunächst aufatmen. Allerdings könnte der Beschluss in den kommenden Wochen noch gekippt werden.

Die Nationale Doping Agentur (NADA) hatte am Mittwoch (26. Juni 2024) nach der Urteilsverkündung der Handball-Bundesliga (HBL) umgehend angekündigt, die Entscheidung sorgfältig zu prüfen und dann zu entscheiden, ob sie ein Rechtsmittel einlegt. Den Sanktionsbescheid der Liga hat Portner bereits erhalten und diesen auch akzeptiert, wie HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann am Donnerstag (27. Juni) auf Anfrage von SPORT IM OSTEN mitteilte.

NADA prüft HBL-Urteil

Der Fall liegt nun bei der NADA, in deren Prüfung neben der Begründung der HBL auch die 80 Seiten umfassende Stellungnahme Portners einfließt. Sollte die NADA entscheiden, dass der Fall vor den internationalen Sportgerichtshof (CAS) kommt, wird innerhalb von 21 Tagen ein Urteil gefällt, teilte die NADA mit. Eine Bewertung der Entscheidung der HBL könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeben.

Die HBL hatte die Suspendierung für den 30-jährigen Schweizer Nationalkeeper unter anderem mit geringen Werten und einer befundlosen Hausdurchsuchung begründet. Auch die im weiteren Verfahren laut HBL eingeholten Gutachten "unabhängiger und renommierter Doping-Experten" bestätigten die geringe Dosierung, die "eine aktive Einnahme und eine leistungssteigernde Wirkung" durch Metamphetamine ausschließen.

SCM-Torwart von Dopingverdacht freigesprochen

Auch die WADA kann den Beschluss kippen

Sollte die NADA zu einer anderen Auffassung kommen, kann der HBL-Beschluss gekippt und der Fall neu aufgerollt werden. Doch selbst wenn die NADA zum gleichen Schluss wie die HBL kommt, ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Denn auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hätte theoretisch das Recht, die Entscheidung anzufechten.

SCM plant mit Portner und Hernandez

Beim SC Magdeburg blickt man trotz des nach wie vor noch nicht abgeschlossenen Verfahrens positiv in die Zukunft. Mit der Entscheidung der HBL sehe man "unsere Einschätzung zum Sachverhalt Nikola Portner bestätigt", hatte SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt am Mittwoch verkündet. Durch die Aufhebung der Suspendierung ist Portner vorerst wieder spielberechtigt, was auch die Personalplanungen erleichtert.

So kann der Deutsche Meister mit Portner und Sergey Hernandez weiter auf ein Weltklasse-Duo im Tor bauen. Vor allem die Verpflichtung von Hernandez vor einem Jahr erwies sich als Glücksgriff. Der Spanier vertrat Portner während dessen Suspendierung glänzend und trug maßgeblich zum Gewinn der Meisterschaft und des DHB-Pokals bei. Die andauernden Gerüchte um einen Wechsel von DHB-Nationaltorwart Andreas Wolff dürften ebenfalls endgültig der Vergangenheit angehören.

Sergey Hernandez Ferrer (Magdeburg, 1) und Nikola Portner (Magdeburg, 80)

Weltklasse unter sich - Magdeburgs Torhüter Nikola Portner (l.) und Sergey Hernandez.

Olympia erschwert Saisonvorbereitung

Dennoch wartet auf Bennet Wiegert, Trainer und Sportdirektor in Personalunion, ein arbeitsreicher Sommer. Mitte Juli geht die Saisonvorbereitung los, einige Leistungsträger werden aufgrund der Olympischen Spiele aber fehlen. Je nach Abschneiden der Nationalteams in Paris könnte es bis Mitte August dauern, ehe der komplette Kader wieder beisammen ist. Das erste Pflichtspiel steht mit dem Supercup gegen die Füchse Berlin bereits am 31. August an, ehe Anfang September der Start in die neue Bundesligasaison folgt.

Bisher erst ein Neuzugang

Nicht ausgeschlossen, dass der SCM - unabhängig vom Fall Portner - noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv wird. Mit Tim Zechel steht bis dato erst ein Neuzugang fest. Der 27-Jährige vom HC Erlangen soll künftig Magnus Saugstrup und Oscar Bergendahl auf der Kreisläuferposition unterstützen. Mit Janus Smarason (Pick Szeged), Lucas Meister (Kadetten Schaffhausen), Mikael Aggefors und Piotr Chrapkowski (jeweils Karriereende) verlassen aber auch vier Spieler den Verein.

Tim Zechel (96, HC Erlangen) am 7-m-Punkt

Tim Zechel steht als Neuzugang beim SC Magdeburg bereits fest - gut möglich, dass weitere folgen.

Vor allem der Abgang von Smarason schmerzt. Der Isländer war im vergangenen Sommer als Ersatz für seinen verletzten Landsmann und SCM-Spielmacher Gisli Kristjansson geholt worden und gehörte in der Hinrunde zu den Leistungsträgern. Wiegert hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass man mit ihm gerne verlängert hätte. Zumal mit dem Dänen Michael Damgaard ein Rückraumspieler verletzungsbedingt auf unbestimmte Zeit fehlen wird.

jsc