Fußball | Bundesliga RB Leipzig: Roses neue Maßstäbe und eine grenzwertige Entwicklung
Was bleibt vom torlosen Remis von RB Leipzig gegen Mönchengladbach? Marco Rose sieht eine positive Entwicklung, lobt einen Offensivmann und schlägt einen großen Bogen zu Real Madrid und Manchester City.
RB Leipzigs Trainer Marco Rose geht mit einem guten Gefühl in die anstehende länderspielbedingte Bundesliga-Pause. Das verwundert, verpasste RB Leipzig am Samstagabend beim 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach doch das dritte Spiel in Serie drei Punkte. "Wir haben nicht gewonnen, trotzdem fühle ich, dass wir einen großen Schritt nach vorn gemacht haben.
Rose ging sogar noch weiter: "Wir haben einen neuen Maßstab gesetzt", zeigte sich der Leipziger Coach nach dem Heimspiel zufrieden: "Wir haben 21 Punkte und stehen auf Tabellenplatz zwei. Da kann man erstmal nicht meckern", zog Rose ein positives Zwischenfazit nach dem 10. Spieltag.
"Haben uns freigeblasen"
Was Rose meint: Nach nervösem RB-Beginn mit Gladbacher Überlegenheit in den ersten 45 Minuten zeigte seine Mannschaft gegen die Borussia vom Niederrhein in der zweiten Hälfte ein anderes Gesicht. Ein Auftreten, das den Coach zuversichtlich in die Bundesliga-Pause gehen lässt. "Wir haben ein bisschen gebraucht, um die Handbremse zu lösen", verwies der 48-Jährige auf die Nachwirkungen der beiden jüngsten Niederlagen in Dortmund und in der Champions League bei Celtic Glasgow. "Die Jungs haben gespürt, dass die letzten beiden Spiele Kacke waren. In vielerlei Hinsicht. Wir wollten anders auftreten. In der zweiten Halbzeit haben wir uns freigeblasen."
Steigerung nach der Pause
Trotz nur 3:13-Torschüssen in der ersten Hälfte wählte Rose in seiner Kabinenansprache eher leise Töne: "Die Halbzeitansprache war sehr sachlich und eher zusprechend. Sie war ruhig. Ich habe gespürt, dass die Jungs wollten." In den zweiten 45 Minuten dominierte RB die Partie, kam zu einigen Großchancen, traf das Tor aber nicht. "Die zweite Halbzeit ist im Bereich Intensität und Energie der Maßstab. Da wollen wir wieder hin."
Poulsen: "Qualität im letzten Drittel gebraucht"
Einige Baustellen offenbarten sich aber auch in der guten zweiten Halbzeit. Das Fehlen von Nationalspieler David Raum auf der linken Außenbahn ist ebenso schwer zu kompensieren wie das Fehlen von Kreativmotor Xavi – und in der Abwehr musste der Coach erneut improvisieren. "Im letzten Drittel nehmen wir zu wenig den Kopf hoch", analysierte nicht nur Rose. Das sah auch Angreifer Yussuf Poulsen so: "Wir haben heute etwas mehr Qualität im letzten Drittel gebraucht."
Poulsen (re.) in Aktion.
Sonderlob für Nusa: "Einfach wow"
Was Rose auch meinte: "Abläufe sind ein großes Thema". Wegen der vielen Englischen Wochen hat der Coach diese in diesem Jahr aber kaum trainieren können. Umso beeindruckender, so Rose, welche Rolle Neuzugang wie Antonio Nusa bereits spielt. Der Norweger ist agiler und zweikampffreudiger Aktivposten. Auch wenn der 19-Jährige gerade in Eins-zu-Eins-Situationen noch zu häufig falsche Entscheidungen trifft, wird er von Rose für sein Auftreten geschätzt: "Das ist einfach Wow."
"Wir hatten ganz, ganz wenig Trainingszeit auf dem Platz", so der Fußballlehrer mit Blick auf den kurz vor Ende der Transferperiode verpflichteten Nusa und auf das gesamte Team. "Hinzu kommt der eine oder andere, der gerade ausfällt."
Nusa (li.) im Zweikampf.
Rose: Die Belastung ist "too much"
Und da zog Rose einen größeren Bogen und schloss eine generelle Kritik an: "Wenn man sich in Europa umschaut, wie schnell Spieler wegfliegen. Real Madrid, habe ich gerade gelesen, hat in einem Spiel drei Verletzte". Bei den "Königlichen" erlitt beim 4:0 gegen Osasuna Verteidiger Eder Militao einen Kreuzbandriss, zudem verletzten sich Rodrygo und Lucas Vazquez am Oberschenkel.
"Die Entwicklung ist mehr als grenzwertig", monierte Rose die Belastung der Spieler. "Für mich bestehen klare Zusammenhänge von Verletzten bei Real Madrid, Manchester City, RB Leipzig, Borussia Dortmund, vielen anderen Vereinen in Europa und der Häufigkeit von Spielen, Nationalspielen, Champions League, Meisterschaft, Pokal", zählte Rose AUF: "Das ist too much."
Castello Lukeba (li.) und Lutsharel Geertruida (re.) werden RB alsbald wieder zur Verfügung stehen.
Lukeba und Geetruida kommen zurück
Immerhin wird sich das Lazarett bei RB in absehbarer Zeit wieder verkleinern: Nach den anstehenden Länderspielen, zu denen RB wegen der Verletzten in den eigenen Reihen diesmal weniger Spieler schicken wird, kommen die Abwehrspieler Castello Lukeba und Lutsharel Geertruida zurück. Und das stimmte Rose dann wieder positiv. Denn: "Wenn wir alle Jungs an Bord haben, traue ich uns alles zu."
Dirk Hofmeister