Fußball | Initiative Ostklubs gründen Interessengruppe für DFB-Regionalligareform

Stand: 07.02.2025 17:05 Uhr

35 Jahre sind seit der Wende vergangen, jetzt schließen sich erstmals viele Ostklubs zu einer Interessengruppe zusammen – zumindest in der Regionalliga. Am Mittwoch werden sie eine große DFB-Reform fordern.

Von Patrick Franz

Seit 2019 muss der Nordost-Meister der fünfgleisigen Fußball-Regionalliga in zwei von drei Jahren in die Relegation, während die Staffelsieger aus Südwest und West einfach direkt den Sprung in die 3. Liga feiern dürfen. Genauso benachteiligt sind Bayern und der Norden, die sich mit der ursprünglich als Übergangslösung eingeführten Regel widerwillig herumschlagen müssen.

DFB-Bundestag

Die Ostklubs wollen, dass auf dem DFB-Bundestag 2025 endlich eine faire Aufstiegsregelung beschlossen wird.

Forderung nach Antrag auf DFB-Bundestag im Herbst

Diese Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen West und Südwest auf der einen und Bayern, dem Norden und Nordosten auf der anderen Seite ist den Ostklubs schon länger ein Dorn im Auge. Jetzt ergreifen sie die Intiative. So laden 17 der 18 Nordost-Regionalligisten – nur Viktoria Berlin fehlt – am kommenden Mittwoch (12. Februar, 11 Uhr) zu einer gemeinsamen Pressekonferenz ins Stadion an der Gellertstraße in Chemnitz ein. In ihrem Schreiben heißt es ausdrücklich: "Gerechtigkeit für den Fußballosten jetzt – die Klubs kämpfen gemeinsam für eine große DFB-Regionalliga-Reform 2025!"

Dabei wird explizit auf den anstehenden DFB-Bundestag im kommenden Herbst Bezug genommen, wo eine solche Novellierung beschlossen werden kann. "Die beteiligten Vereine fordern eine grundlegende Veränderung, die eine faire und integre Wettbewerbsstruktur für das gesamte Bundesgebiet schafft." Dies solle "idealerweise in Zusammenarbeit mit dem NOFV und dem DFB" erreicht werden.

Haeder glaubt an weitere Unterstützung

Tommy Haeder: "Alle wissen, wie schwer der Weg nach oben ist"

Tommy Haeder, Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC, erklärte im Gespräch mit SPORT IM OSTEN: "Alle Klubs im Bereich des NOFV haben schon in den Niederungen des Fußballs gesteckt und wissen, wie schwer es ist, den Weg wieder nach oben zu gehen. Dadurch entsteht gerade ein fester Zusammenhalt."

Aktuell gibt es für jeden Regionalligisten gerade 10.000 Euro Fernsehgeld – pro Saison. Auch die Anstoßzeiten seien teils schwierig – und weil sie große Fanszenen für die vierte Liga haben, wird auch mehr Pyro im Stadion abgebrannt, als es vielleicht sonst in diesen Spielklassen üblich ist. Haeder meint: "Für mich hat es sogar mit den Fangruppierungen begonnen, die ein Netzwerk gebildet haben und woraufhin auch die Führungsebenen zusammenkamen." Und dann geriet vor allem die als unfair empfundene Aufstiegsregelung, die es kaum möglich macht, aus dem Teufelskreislauf auszubrechen, in den Blick.

Daniel Meyer

HFC-Sportdirektor Daniel Meyer glaubt an die gemeinsame Initiative.

Regelmäßige Online-Treffen zwischen Ostklub-Vertretern

Die Vereine trafen sich ab letzten Herbst im mehrwöchigen Rhythmus online oder an wechselnden Orten zu Gesprächsrunden – abseits aller Verbände. Sportdirektor Daniel Meyer vom Halleschen FC sagte SPORT IM OSTEN: "Die Erkenntnis, sich mit den anderen Ostvereinen verstärkt auszutauschen, kommt daher, dass man mit Geschlossenheit auch mehr Gehör finden wird. Einzelne sind als Lautsprecher vorher schon gut vorangegangen, aber es verpuffte so. Gemeinsam ist die Chance höher, nicht ignoriert zu werden."

"Die Teilnahmequote zeigt einiges!"

FCC-Präsident Grillitsch: "Wir wollen über Lösungen, nicht Probleme reden"

Alte Rivalitäten wie zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt werden dort beiseitegelegt, was nicht heißt, dass man gegeneinander demnächst Freundschaftsspiele plant. Nein, es geht darum zu schauen, wie kommt man aus der Misere heraus, die gleich ist und die dafür sorgt, dass man im gesamtdeutschen Fußball seit der Wiedervereinigung eher eine Fußnote spielte. Jena-Präsident Ralph Grillitsch: "Wir haben die Runden institutionalisiert, weil wir der Meinung sind, dass die Vereine ihre Positionen abstimmen und ein größeres Gewicht einbringen müssen, um zu Lösungen zu kommen und nicht nur über Probleme zu reden."

Alexander Prokopenko (Jena) gegen Obed Ugondu (Erfurt)

Auf dem Feld sind Erfurt und Jena große Rivalen, abseits kämpfen sie nun zusammen um ihre Zukunft.

Mittlerweile gibt es Ergebnisse. Zwei Positionspapiere behandelten die Themen TV, Anstoßzeiten und Pyro. Jetzt wird ein dritter großer Komplex angegangen: Die Aufstiegsregelung zur 3. Liga.

Es ist wohl ein neuer Lösungsansatz notwendig

In der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main gab es zuletzt wohl keine Überlegungen, das Thema nochmal anzustoßen. Ende 2021 hatte der Verband auf eine Medienanfrage von SPORT IM OSTEN erklärt, dass die eigentliche Übergangsregel dauerhaft Bestand haben soll. Schon damals gingen ein paar Ostvereine als Reaktion auf das Vorgehen auf die Barrikaden, bayerische und norddeutsche Regionalliga-Spitzenklubs schlossen sich an.

Der DFB und der Ostfußball

Zuletzt sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der MDR-Dokumentation "Ein Bund fürs Leben: Der DFB und der Ostfußball" vor zwei Wochen: "Ich bin der Meinung, dass ein Meister unbedingt aufsteigen sollte. Auf der anderen Seite gab es schon so viele Versuche, dieses Problem zu lösen. Man hat unendliche viele Modelle durchdekliniert. Wir haben eine Situation, die wir nicht auflösen können."

Dagegen sah NOFV-Präsident Hermann Winkler das Thema nicht als erledigt an: "Die Regelung ist nicht fair, sie ist auch wettbewerbsverzerrend für den Nordosten, deshalb kämpfen wir auch darum, es zu ändern." Jetzt wollen die Ostklubs die Angelegenheit konzertiert neu angehen.