
Fußball | Aufstiegsreform NOFV-Präsident Winkler will Vorschläge der Klubs prüfen
Vor dem Aufstiegsgipfel zwischen dem NOFV und den Ostklubs am Montag steigt die Spannung. NOFV-Chef Hermann Winkler bringt keinen eigenen Vorschlag für eine Regionalliga-Reform mit. Ärger gibt es um eine mögliche Einflussnahme auf Hertha Zehlendorf. Noch ruckelt es an einigen Ecken und Enden. Dennoch macht Winkler erstmals Hoffnung, dass es einen gemeinsamen Aufschlag gegenüber dem DFB und den Regionalverbänden geben kann.
"Vielleicht finden wir einen gemeinsamen Nenner", sagt Hermann Winkler im Interview mit SPORT IM OSTEN vor dem Treffen mit den NOFV-Klubs am 31. März. "Die Vereine haben Lösungen ausgearbeitet und wollen sie uns erläutern. Ziel ist es, einen gemeinsamen Weg abzustecken und zum Beispiel zusammen den von DFB-Präsident Bernd Neuendorf vorgeschlagenen Termin in Frankfurt am Main zu absolvieren." Dort soll mit dem DFB-Geschäftsführer Spielbetrieb, Manuel Hartmann, das Anliegen besprochen werden.
Hintergrund: Bisher dürfen nur die Staffel-Meister aus dem Westen und Südwesten direkt in die 3. Liga aufsteigen, während die Sieger im Norden, Bayern und Nordosten aufgrund weniger gemeldeter Männermannschaften nur alle drei Jahre hoch dürfen. Sonst müssen die jeweils zwei verbliebenen Meister eine Relegation austragen.
Reform-Gruppe will Vier-Staffel-Varianten vorlegen
16 von 18 Nordost-Regionalligisten werben mit der Initiative "Aufstiegsreform 2025" für eine Reduzierung auf vier Staffeln, während die Ligenstärke jeweils von 18 auf 20 Mannschaften erhöht wird. Dazu haben sie verschiedene Szenarien entworfen, die am Donnerstag (27. März) auf einer vorbereitenden Sitzung der Interessengruppe in Cottbus diskutiert werden.
Tommy Haeder, Geschäftstellenleiter des Chemnitzer FC und Sprecher der Reformbewegung erklärt: "Die 16 Klubs stimmen ihre Strategie für den NOFV-Gipfel am Montag in Berlin ab. Wir tauschen die Erkenntnisse der vergangenen Wochen aus und planen die nächsten Schritte."
Nach Informationen von SPORT IM OSTEN sollen dem NOFV zwei konkrete Varianten für einen Vier-Staffel-Zuschnitt aufgezeigt werden, ohne den Nordosten aufzuspalten und dennoch so angelegt, dass er in den alten Bundesländern auf Gesprächsbereitschaft stoßen kann. Der Spielbetrieb würde in allen Staffeln über GmbHs organisiert werden, die von den jeweils beteiligten Verbänden mit ihrem Personal indirekt getragen werden. So funktioniert es bereits in der Regionalliga Südwest.
Winkler verzichtet auf eigenen Vorschlag
Zusätzlich soll ein Ablauf- und Zeitplan für Gesprächsrunden mit anderen Regional- bzw. Landesverbänden sowie Regionalliga-Klubs bundesweit bis Ende August vorgeschlagen werden. Anfang September muss ein Antrag für den DFB-Bundestag im November 2025 stehen, auf der die Änderung beschlossen werden soll.
Winkler will stattdessen keinen eigenen Vorschlag zur Problemlösung am kommenden Montag mitbringen. "Erstens gibt es diese Lösung, von der alle sagen, das ist die eine von allen, nicht. Außerdem möchte ich nicht, dass der Verband von oben eine Lösung vorgibt, sondern sie gemeinsam erarbeiten. Ich habe nichts griffbereit."
Dafür wolle er über die Ausgangslage und Gespräche mit den anderen Regionalverbänden aufklären. Erst jetzt am Rande des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft in Dortmund gegen Italien hätte er mit den DFB-Vize-Präsidenten und Regionalverbands-Chefs gesprochen. "Ich habe für eine Änderung geworben. Das ist auch keine gerechte Lösung, aber es bleibt schwer und wird weitere Gespräche brauchen", meint Winkler.
Idee der Meisterrunde für die Klubs nur eine Notlösung
In der BILD-Zeitung (€) machte sich der NOFV-Boss parallel für eine Meisterrunde aus allen fünf Regionalliga-Meistern stark, von denen dann vier aufsteigen. Allerdings ist dafür eine Mehrheit sehr unwahrscheinlich, weil Südwest und West im DFB-Bundestag gegen ihre eigenen Interessen den Direktaufstieg abgeben müssten. Auch diese Idee kam von der Initiativgruppe, ist für sie aber nur eine Notlösung, wenn Gespräche über eine Vier-Staffel-Lösung gescheitert wären.
Versuchte Einflussnahme durch NOFV auf Hertha Zehlendorf?
Derweil sorgt ein Besuch von NOFV-Mitarbeitern bei Hertha Zehlendorf für Irritationen. Deren Klub-Präsident Kamyar Niroumand sagt zu SPORT IM OSTEN: "Bei uns waren zuletzt zwei Vertreter des NOFV-Präsidiums. Es gab ein Gespräch, das unter dem Motto lief: Wenn ihr als kleine Vereine die Reforminitiative unterstützt, müsst ihr damit rechnen, selbst benachteiligt zu werden. Denn dann droht eine Zerschlagung der Regionalliga Nordost."

Kamyar Niroumand ist Präsident von Regionalligist Hertha Zehlendorf
Wie nahm der Zehlendorf-Präsident diese Worte wahr? "Wenn jemand bewusst auf die negativen Konsequenzen hinweist, würde ich das als eine Art der Beeinflussung werten", meint Niroumand. "Andererseits haben wir aber auch kein Vertrauen in den NOFV, weil er sich auch nicht für die Interessen der kleinen Vereine einsetzt. Er ist nur für sich selbst da.“
Es ist eine harte Kritik am Verband. Winkler entgegnet den Vorwürfen, die Reformgruppe spalten zu wollen, vehement: "Nein, das ist Quatsch, das weise ich zurück. Wir sind mit unseren Vereinen immer in Kontakt und weisen darauf hin, dass eine Zerschlagung der Nordost-Staffel Risiken birgt."
Luckenwalde bekräftigt Position für Aufstiegsreform
Immerhin Hendrik Brösel, Sport-Geschäftsführer des FSV Luckenwalde, kann solche Anschuldigungen für seinen Verein nicht bestätigen, betont: "Wir standen in einem normalen Austausch." Unabhängig des NOFV habe er Anfragen erhalten, warum man sich als kleiner Klub der "Aufstiegsreform"-Bewegung angeschlossen habe.

Hendrik Brösel ist Geschäftsführer Sport beim FSV Luckenwalde.
Brösel erklärt es so: "Wir schneiden uns nicht ins eigene Fleisch, wie manche sagen. Es geht um eine Grundhaltung im Sport, dass Meister aufsteigen dürfen. Und die gilt, auch wenn eine Reform eintritt, die die eigenen Chancen auf die Teilnahme an der Regionalliga verändert." Vielmehr habe sich auch für ihn gezeigt, dass so viele Profiklubs in der Viertklassigkeit festhängen, dass eben in der bisherigen Konstellation kaum Platz für die Amateurvereine bleibt. Dieses Problem könnte sich durch ein direktes Aufstiegsrecht im Nordosten je nach der Änderung der Struktur auch im Sinne von Luckenwalde, Zehlendorf und Co. auf Dauer lindern lassen.
Winkler: "Hauptziel ist, an einem Strang zu ziehen!"
Fakt ist: Vorm Treffen am Montag zwischen 13 und 15 Uhr im Holiday Inn Hotel in Berlin herrscht noch viel Klärungsbedarf zwischen Vereinen und NOFV. "Das Hauptziel ist, nach außen zu zeigen, dass wir uns innen einig sind und an einem Strang ziehen", meint Hermann Winkler. "Wir haben mit der Änderung der Aufstiegsregelung ein gemeinsames Ziel. Das ist in der Vergangenheit nicht so doll gelaufen, da haben beide Seiten Fehler gemacht." Nur mit einem gemeinsamen Anlauf, der deutschlandweit mehrheitsfähig ist, werden sich die Wogen glätten lassen.