Fußball | Regionalliga Nachwehen des Thüringenderbys: "Bärendienst" für den Fußball
Die Ausschreitungen beim Thüringenderby zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt wirken nach. Im Fokus der Aufarbeitung: Die Pufferblöcke zwischen Auswärtsblock und Haupttribüne des Ernst-Abbe-Sportfelds. Polizei und Verantwortliche sehen wenig Handlungsspielraum für noch schärfere Einlasskontrollen.
Die Krawalle im Rahmen des Thüringenderbys in der Fußball-Regionalliga am letzten Samstag (16. März) zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt (3:1) sorgen weiterhin für Gesprächsstoff. Wie NOFV-Präsident Hermann Winkler Sport im Osten am Montag (18. März) bestätigte, hat der Verband bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Ort des Geschehens: Erfurter (li.) und Jenaer (re.) Anhänger während der Spielunterbrechung beim vergangenen Thüringenderby.
Winkler: Größere Puffer und Abstände
Beim Duell der beiden Erzrivalen kam es zu Böllerwürfen, Leuchtspuren und bengalischen Fackeln, die aus dem Erfurter Fanblock auf die Jenaer Haupttribüne geworfen worden. Vermeintliche Jenaer Anhänger warfen die Fackeln anschließend in den prall gefüllten Gästebereich zurück und lieferten sich wilde Wortgefechte auf kurze Distanz. Die Partie musste für über zwanzig Minuten unterbrochen werden.
Hermann Winkler sagte auf Nachfrage von Sport im Osten: "Es hat mich auch gewundert, dass man den Abstand zwischen den Fanblocken in Jena so gering gehalten hat. Man war wohl davon ausgegangen, dass es reicht. Insgesamt ist es schade, denn man wird in Zukunft größere Abstände und Puffer herstellen müssen. Das bedeutet weniger Zuschauer, weniger Stimmung und weniger Einnahmen für die Vereine. Vielleicht sollten sich die 'Fans' mal überlegen, was sie da für einen Bärendienst erweisen." Zwei Spielbeobachter des Verbands beobachteten das Treiben, der Spielleiter übergab seinen Bericht am Montag an das Sportgericht.
Stadionbetreiber verweist auf Carl Zeiss Jena
Die Betreibergesellschaft des Ernst-Abbe-Sportfelds verweist in Fragen der Verantwortung auf den Veranstalter des Spiels, sprich Carl Zeiss Jena. Der FCC sei für die Einrichtung von Pufferzonen verantwortlich gewesen. Zum Thema der Durchsuchungen am Einlass sagte Stadionchef Andreas Kuhn: "Es gibt immer Personenkontrollen, aber das (Pyrotechnik im Stadion, Anm. d. Red.) wird man wahrscheinlich nirgendwo verhindern können. Das sehen wir jedes Wochenende in jedem Stadion. Es gibt sehr viele unterschiedliche Wege, wie es reinkommt. Das ist nicht nur in Jena so, sondern grundsätzlich so."
Andreas Kuhn von der Betreibergesellschaft des Ernst-Abbe-Sportfeldes meint, Pyrotechnik in Stadien sei nicht zu verhindern.
Das Sicherheitskonzept sieht er keinesfalls als gescheitert an, erkennt jedoch gerade eine Umgestaltung der Pufferblöcke als Ansatzpunkt dafür, die Sicherheit zu erhöhen. Gegen die Leuchtspurmunition, die aus dem Erfurtblock in den Familienbereich der Jenaer flog, sei allerdings kein Kraut gewachsen, selbst die Fangnetze könnten da nicht helfen.
Polizei: "Man kann nicht viel anders machen"
Die Ordnungskräfte hatten rund um das Spiel allerhand zu tun. Polizeisprecher Thomas Wehling sagte MDR THÜRINGEN: "Der Einsatz drumherum war schwierig und sehr herausfordernd und anspruchsvoll." Es sei zu Flaschen- und Steinwürfen gekommen, auch der Wasserwerfer sei zum Einsatz gekommen. Im Stadion jedoch seien die Einflüsse der Polizei begrenzt. "Wir hoffen, dass wir zusammen mit Carl Zeiss Jena eine Lösung finden, baulich eine Verbesserung herbeizuführen. Aber irgendwo müssen wir Gäste hinsetzen, auch wenn sie gewalttätig sind."
Thomas Wehling von der Thüringer Landespolizei.
Die Polizei könne beratend zur Seite stehen und bei Kontrollen unterstützen, doch Wehling weiß: "Trotzdem sind die Fans so kreativ und haben so eine, sagen wir mal, kriminelle Energie, Pyrotechnik dennoch in Teilen mit ins Stadion zu bringen." Für die Zukunft sehe er wenig Handlungsspielraum: "Im Grunde genommen kann man gar nicht viel anders machen." Kontrollen, Fantrennung, das seien bewährte Konzepte. Jedoch: "Es gibt eben Situationen wie bei einem Derby, wo es überläuft, wo man das letzte Quäntchen Sicherheit nicht produzieren kann. Weil es nicht geht, selbst mit 5.000 Polizisten. Denn am Ende wird es trotzdem eine Leuchtrakete zu sehen geben."
red