Fußball | Regionalliga Mitteldeutsches Quintett überwintert an der Tabellenspitze
Weihnachten steht vor der Tür. Wie sieht es denn auf dem Gabentisch der Regionalligisten der Nordoststaffel aus? Bei welchen Teams ist er reich gefüllt, wo gibt es noch Lücken?
Ein Blick in die letzte Saison sei gestattet, und da offenbarte sich zur Weihnachtszeit ein völlig anderes Bild. Noch vor einem Jahr spielten die mitteldeutschen Teams in der Weihnachtsrechnung keine Rolle. Bestimmt wurde die Tabelle vom Greifwalder FC (Spitzenreiter), gefolgt vom BFC Dynamo, Energie Cottbus, Viktoria Berlin und dem SV Babelsberg 03.
Lok Leipzig: Souveräner Spitzenreiter
Und diesmal? Da gibt der 1. FC Lok Leipzig in überzeugender Manier die Pace vor. Mit 44 Punkten führt die Mannschaft von Trainer Jochen Seitz, der sich immer mehr als Glücksgriff für die Probstheidaer entpuppt, souverän die Tabellenspitze an. Kontinuität, Effektivität und manchmal auch die berühmte Prise Glück sind die Zutaten, die Lok in dieser Spielzeit auszeichnen. Nur ein Spiel haben die Blau-Gelben bis jetzt verloren, und das mit 0:2 zuhause gegen den Chemnitzer FC. Dem stehen 13 Siege und fünf Unentschieden gegenüber. Eine stolze Bilanz. Mit gerademal zwölf Gegentoren hat die "Loksche" zusammen mit dem Halleschen FC, der ebenso viele Treffer "einstecken" musste, die zweitbeste Abwehr der Liga. Vorn traf der FCL 33 Mal, ein solides Probstheidaer Paket.
Hallescher FC: Der Favorit nach Startschwierigkeiten nun in Fahrt
Apropos Hallescher FC. Das Team von Mark Zimmermann hatte so seine Anfangsschwierigkeiten. Kein Wunder, bei der wild zusammengewürfelten und neu aufgestellten Truppe. Doch langsam aber stetig formierte sich der Drittliga-Absteiger, kletterte immer weiter und rangiert zum Weihnachtsfest mit 35 Zählern auf Rang zwei und ist damit "in aller Freundschaft" zu Lok Leipzig ärgster Verfolger des Spitzenreiters. Einen Nachholer haben die Hallenser noch in petto und könnten bei einem Dreier in Plauen den Abstand zum FCL auf sechs Punkte verkürzen. Das ist aber Zukunftsmusik für das nächste Jahr.
Rot-Weiß Erfurt: Nach den Derbyniederlagen geht es bergauf
Platz drei mit 33 Punkten nimmt dann doch etwas überraschend der FC Rot-Weiß Erfurt ein. Nach unstetem Saisonbeginn und einer deprimierenden 1:5-Pleite beim ungeliebten FC Carl Zeiss Jena sowie einem 0:1 gegen den zweiten Thüringer Vertreter aus Meuselwitz war die Stimmung bei den Schützlingen von Coach Fabian Gerber im Keller. Die hellte sich dann jedoch beim 5:1 gegen die BSG Chemie Leipzig etwas auf und wurde in den folgenden elf Punktspielen immer besser. Kein Spiel ging mehr verloren, insgesamt holten die Blumenstädter bis zum Jahresende noch beeindruckende 23 Zähler. Einzig, dass auch das Pokalachtelfinale gegen Jena in die Hose ging, trübte die Herbst-Bilanz von RWE.
FSV Zwickau: Pokalaus als Weckruf für die Liga
Einen "Durchmarsch" der besonderen Art fabrizierte der FSV Zwickau. Platz vier zum Jahreswechsel, damit hätten wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten im Lager der Schwäne gerechnet. Stolze 32 Punkte nach 19 Spielen, danach sah es lange Zeit nicht aus, glichen die Auftritte des FSV doch mehr einer Berg- und Talfahrt. Die 1:2-Pokalschlappe bei Empor Glauchau mal ausgeklammert, rafften sich die Zwickauer in den Punktspielen aber auf. In den letzten sechs Partien gingen sie fünfmal als Sieger vom Platz und scheffelten demnach 15 Punkte in Folge. Dass zum Jahresabschluss die Begegnung in Greifswald mit 1:2 verloren wurde - ein kleiner Schönheitsfehler, mehr auch nicht.
Carl Zeiss Jena: Personalnöte setzten dem FCC zu
Ein bisschen betrübt schaut man beim FC Carl Zeiss Jena auf den Tabellenstand. Nach einem grandiosen Beginn müssen sich die Blau-Gelb-Weißen mit 31 Punkten und Platz fünf zufrieden geben. Dabei strahlte bis zum 6. Spieltag die Sonne an den Kernbergen, ein Verdienst von sechs Siegen in Folge. Eingeschlossen das 5:1 gegen den Erzrivalen Rot-Weiß Erfurt. Nach dem ersten Knacks, Jena verlor mit 2:4 in Altglienicke, mussten die Thüringer am 8. Spieltag durch ein 0:1 gegen Lok Leipzig die Tabellenspitze an die Probstheidaer abgeben. Seitdem nahm das Pech seinen Lauf, wurde doch die Verletztenliste der Jenaer immer länger, was kaum zu kompensieren war. Die Topstürmer Cemal Sezer und Elias Löder sind seit Monaten außer Gefecht. Zwischendurch war auch der Ex-Erfurter Erik Weinhauer, mit 14 erzielten Toren bester FCC-Angreifer, nicht einsatzbereit. Zudem meldete sich Chefcoach Henning Bürger im November krank und wird momentan durch Interimstrainer Stefan Böger vertreten.
Chemnitzer FC: Vom Sorgenkind ins solide Mittelfeld
Die Saison des Chemnitzer FC begann gelinde gesagt sehr bescheiden. In den ersten sechs Ligaspielen gab es vier Pleiten. Als Konsequenz musste Christian Tiffert seinen Platz auf der Trainerbank räumen, für ihn übernahm Benjamin Duda. Aber auch unter ihm wollte es zunächst nicht so richtig laufen. Erst im fünften Spiel unter dem neuen Übungsleiter gab es den ersten Sieg. Dann aber nahm der CFC Fahrt auf und beendete unter anderem die Ungeschlagen-Serien von Lok Leipzig und dem Halleschen FC. "Den Ruf des Serienkillers lassen wir uns festschreiben", sagte Duda anschließend. Aktuell sind die "Himmelblauen" das Team der Stunde und haben aus den letzten fünf Spielen satte 13 Zähler geholt. So viel wie kein anderes Team im Nordosten. Die Belohnung: in der Tabelle ging es ordentlich aufwärts bis auf Platz 10. Das Abstiegsgespenst hat sich vorerst von der Gellertstraße verzogen. Kurios: Bei einem Torverhältnis von 11:9 haben die Chemnitzer sowohl die wenigsten Treffer selbst erzielt als auch die wenigsten kassiert.
ZFC Meuselwitz: Aktuell ohne Sorgen im Niemandsland der Tabelle
Am 5. Spieltag noch Tabellenletzter, hat sich der ZFC Meuselwitz so langsam aufgerappelt und rangiert im unteren Mittelfeld (22 Punkte/Rang 12). Mit dem Mini-Kader kann die Mannschaft von Trainer Georg-Martin Leopold zwar keine Bäume ausreißen, aber sie bleibt immer ein unangenehmer Gegner. Das mussten unter anderem die Hertha-Bubis am 14. Spieltag erfahren (3:2). Seitdem konnten die Zipsendorfer aber kein Punktspiel mehr gewinnen und haben wieder an Boden verloren. Besonderes schmerzte dabei die 0:1-Niederlage auf der Glaserkuppe gegen Schlusslicht FSV Luckenwalde. Eine Möglichkeit zur Rehabilitation blieb den Leopold-Schützlingen vor Weihnachten verwehrt, da die Partie in Leutzsch bei Chemie Leipzig dem Wetter zum Opfer fiel.
Chemie Leipzig: Unruhe auf und neben dem Platz
Acht Punkte aus den ersten vier Spielen sicherte sich die BSG Chemie Leipzig zum Start der Spielzeit. Ein vielversprechender Auftakt der Leutzscher, der aber nicht bestätigt werden konnte. Stattdessen ging es in der Tabelle Stück für Stück nach unten. In den folgenden 14 Spielen gab es neun Niederlagen und nur elf weitere Zähler kamen aufs das Punktekonto dazu. Das bedeutet Rang 14 vor dem Fest. Es begann zu rumoren bei der BSG, und das auch neben dem Platz. Erst traten drei Aufsichtsräte zurück, dann mit Steffen Ziffert der sportliche Leiter. Die neue Führungs-Quadriga um David Bergner, Uwe Thomas, Daniel Heinze und Frank Engel vermied ein Bekenntnis zu Trainer-Urgestein Miroslav Jagatic. "Wir drehen hier jeden Stein um. Wir werden uns mit allen unterhalten, und es hat keiner eine Garantie in Leutzsch", erklärte Thomas. Zur außerordentlichen Mitgliederversammlung folgte der nächste Hammer. Vorstandschef Frank Kühne, der seit 13 Jahren dem Führungsgremium angehörte, legte sein Amt nieder. Die Chemiker müssen die Winterpause nun nutzen, um wieder Ruhe einkehren zu lassen – auf und neben dem Platz.
VFC Plauen: Die Serie ist schon wieder Geschichte
Nach einem für einen Aufsteiger ordentlichen Start in die Spielzeit musste der VFC Plauen mehrere Spiele in Folge ein wenig Lehrgeld bezahlen, auch im Pokal schied man gegen Oberligist Grimma aus. Doch das Team von Karsten Oswald schaffte den Turnaround, Anfang Oktober gelangen drei Siege in Folge. Die Punkte hatte der VFC dringend nötig und aktuell zehrt er auch davon. Denn zuletzt gab es wieder vier Nuller in Folge, die letzten beiden Spiele bei Viktoria Berlin und gegen den Halleschen FC fielen der Witterung zum Opfer. Doch völlig tatenlos waren die Kicker nicht. Weil auch an Training auf dem gefrorenen Rasen nicht zu denken war, nutzte man die Zeit zum Aufräumen. Umkleidekabine, Kraftraum und Co wurden geschrubbt und hergerichtet. Zudem gab es noch einen Ausflug auf die Eisbahn. Teambuilding heißt das heutzutage. Das braucht der VFC, denn nur als verschworene Truppe kann der aktuelle Tabelle-16. in der Regionalliga bestehen.
FC Eilenburg: Abstiegsängste an der Mulde
Dass die Saison für die Feierabend-Fußballer des FC Eilenburg nicht einfach werden würde, war klar. Vor allem nach dem Abgang von Keeper Andreas Naumann zu Lok Leipzig war die Defensive vor eine enorme Herausforderung gestellt. Mit 14 Punkten aus 18 Spielen steht Eilenburg vor dem Fest auf dem vorletzten Tabellenplatz. Die drei einzigen Saisonsiege gelangen gegen die unmittelbare Konkurrenz im Kampf gegen den Abstieg: Ein 2:0 gegen Luckenwalde, ein 2:1 gegen Zehlendorf und ein 4:0 gegen Plauen. Für die Muldenkicker geht es in der Rückserie darum, diese Ergebnisse zu bestätigen und vielleicht noch die ein oder andere Überraschung zu holen, will man auch nächstes Jahr viertklassig bleiben. Denn wie in jedem Jahr gilt: Wie viele Teams absteigen, entscheidet sich erst mit den Aufstiegsspielen und der Anzahl an Absteigern aus der 3. Liga. Der vorletzte Platz kann also reichen, möglicherweise müssen aber noch ein paar Kontrahenten überholt werden.
SpiO