Fußball | Regionalliga Kann Ex-Präsident Thomas Löwe den 1. FC Lok Leipzig befrieden?
Der 1. FC Lok Leipzig steckt nicht nur sportlich in der Krise. Weil Präsident Torsten Kracht fast zwei Dutzend Mitarbeiter und Ehrenamtliche gegen sich aufgebracht hat, droht dem Klub die Zerreißprobe. Nun bietet Krachts Vorgänger Thomas Löwe seine Rückkehr an.
Kann Thomas Löwe den durch interne Streitigkeiten an den Rand der Handlungsunfähigkeit gebrachten 1. FC Lok Leipzig doch noch befrieden oder droht dem nicht nur sportlich ins Straucheln geratenen Regionalligisten bei der am übernächsten Samstag (27. Januar) angesetzten Mitgliederversammlung endgültig die Eskalation?
Löwe könnte ins Präsidium kooptiert werden
Löwe sagte "Sport im Osten", er werde "dem neu gewählten Aufsichtsrat und dem Präsidium das Angebot unterbreiten, mich als Präsident einzusetzen, bis die Gremien einen neuen Präsidenten gefunden haben." Als Grund für sein Angebot nannte Löwe: "Mit dem Rücktrittsschreiben der 21 Angestellten und Ehrenamtler wäre die Handlungsfähigkeit unseres Vereins stark gefährdet", erklärte der 56-Jährige.
Die Aufgaben seiner Übergangs-Präsidentschaft würde Löwe so definieren: "Ich würde meine Aufgaben darin sehen, allen Angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern wieder das Gefühl zu geben, gerne auf Arbeit zu kommen, um gemeinsam Gutes für Lok zu bewegen. Unterschiedliche Strömungen zusammenzuführen, mit einer Stimme nach außen zu kommunizieren und Gemeinschaft und Zusammenhalt zu organisieren."
Zuvor hatte die Bild-Zeitung vom Rückkehrangebot des im März 2023 nach einem privaten Schicksalsschlag zurückgetretenen Ex-Präsident berichtet.
Konkret könnte Unternehmer und Sponsor Löwe, der fast sechs Jahre lang an der Spitze des 1. FC Lok stand, vom Aufsichtsrat als kooptiertes Mitglied wieder ins Präsidium des Vereins berufen werden. Vor wenigen Tagen hatten bereits Heiko Spauke und der frühere Landtagsabgeordnete Michael Weichert das Gremium verstärkt.
21 Mitarbeiter fordern Kracht-Rücktritt
21 langjährige Ehrenamtler und Festangestellte auf der Geschäftsstelle – darunter die beiden Geschäftsführer Alexander Voigt und Martin Mieth sowie die Vizepräsidenten Bernd Lang und Stephan Guth – hatten vor gut eineinhalb Wochen in einem eigentlich nur intern versendeten Brandbrief ihre Zukunft im Verein an die Abdankung des amtierenden Präsidenten Torsten Kracht geknüpft.
Torsten Kracht (li.) und Almedin Civa (re.) standen früher noch gemeinsam für den VfB Leipzig auf dem Rasen – mittlerweile ist ihr Verhältnis akut gestört.
Sie warfen der Klublegende und dem Ex-Bundesligaprofi u.a. unangemessenen Führungsstil, Spaltung, Mobbing, mangelnde Kommunikation und Transparenz sowie unabgestimmte Alleingänge etwa im Umgang mit dem in die Kritik geratenen Cheftrainer Almedin Civa oder seiner avisierten Verpflichtung von Toni Wachsmuth als Sportchef vor. Kracht nahm die schweren Anschuldigungen eigenen Aussagen zufolge sehr ernst, aber wies sie ebenso vehement zurück und wollte den Unterzeichnern Gespräche anbieten. Einen Rücktritt schließt der 56-Jährige, der erst im Dezember einen Herzinfarkt überstanden hatte, bis dato aus.
"Letzter Hilferuf von Herzblut-Lokisten"
Thomas Löwe verteidigte nun via Bild den "letzten Hilferuf von Herzblut-Lokisten, adressiert an den Aufsichtsrat" und stellt sich als Vermittler zur Verfügung: "Meine Aufgabe würde ich darin sehen, allen Angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern wieder das Gefühl zu geben, gerne zur Arbeit zu Lok zu kommen und unterschiedliche Strömungen zusammen zu führen und mit einer Stimme nach außen zu kommunizieren."
Als aktueller Regionalliga-14. liegt man weit hinter den eigenen Ambitionen zurück und zudem kriselt es auch im Verein – der 1. FC Lok Leipzig hat schon bessere Zeiten erlebt.
Derweil dürfte sich auch die Konstellation des Aufsichtsrates zur besagten Mitgliederversammlung im Hörsaalgebäude der Universität Leipzig durchaus verändern. Ursprünglich wäre nur der Posten des bereits vor längerer Zeit abgetretenen Stefan Dinter neu zu besetzen gewesen. Im Zuge des jüngsten großen Knalls trat jedoch zudem Mike Scheffler zurück. Zwei weitere könnten noch folgen. Fest steht: Es gibt genügend rechtzeitig eingegangene Bewerbungen – Stichtag war der 12. Januar, 23:59 Uhr – für das siebenköpfige Gremium.
red