Olympia 2024 Hallenser Basketballerin Bär: Erst London, dann Lille - und hoffentlich Paris
Für die Olympischen Spiele haben sich die deutschen Basketballerinnen qualifiziert. Ob das Team um die Chemnitz-Hallenserin Romy Bär aber auch in Paris spielt, ist noch nicht sicher. Die Erfahrung der 37-Jährigen soll helfen.
Wenn am Wochenende die Olympischen Spiele in Frankreich beginnen, ist auch eine Basketballerin aus Halle/Saale dabei. Romy Bär von den Gisa Lions MBC hat sich mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft qualifiziert.
Testspiel-Kracher am Dienstag gegen die USA
Vor Turnierbeginn erwarten die Deutschen am Dienstagabend (23. Juli 2024) noch ein echtes Highlight. In London spielt man das letzte Vorbereitungsspiel gegen die Topstars aus den USA, die am 4. August auch der zweite Olympia-Gruppengegner werden. Und das im nordostfranzösischen Lille.
Ja, richtig, Lille. Während die meisten Athletinnen und Athleten das olympische Dorf in Paris beziehen, reisen sämtliche Basketballkader erstmal nach Lille, um dort die Gruppenphase auszuspielen.
Bär: "Wollen unbedingt nach Paris"
Mit dem ungewöhnlichen Spielort ist für die gebürtige Chemnitzerin und jetzige Hallenserin Bär auch gleich das Olympiaziel definiert: "Wir wollen unbedingt nach Paris. Wir wollen nicht nur die Gruppenphase in Lille mitspielen." Sollten es die DBB-Frauen tatsächlich nach Paris schaffen, wollen sie die Endrunde aufmischen: "Ich finde schon, dass wir so ein Underdog sind. Aber wir haben viel Talent in der Mannschaft. Also ich glaube da kann man schon ein paar Überraschungen haben, wenn man mit der Situation gut umgeht."
Sind die schwarzen Jahre endgültig vorbei?
Bär lief erstmals 2008 für deutsche Nationalmannschaft auf. Im gleichen Jahr verpasste man die EM-Qualifikation. Erst drei Jahre später ging es zur EM, dort wurden aber alle drei Gruppenspiele verloren. Danach qualifizierten sich die Deutschen zwölf Jahre lang für kein Turnier. Erst seit Bundestrainerin Lisa Thomaidis im Frühjahr 2023 übernahm, kehrt der Erfolg langsam wieder zurück. Die Deutschen wurden Sechster bei der EM in Israel und Slowenien. Beim Olympia-Qualiturnier im Februar in Brasilien schafften sie sensationell den Sprung zu den Sommerspielen. Als Gastgeber ist auch die WM-Teilnahme 2026 schon gesichert.
Der ERfolg der deutschen Basketballerinnen kehrt langsam zurück
Bär: Aufgabe "Erfahrung weitergeben"
Ob Romy Bär dann noch dabei ist, ist fraglich. Die 37-Jährige muss in der Nationalmannschaft nach und nach Platz für die jungen Talente machen. Leonie Fiebich, Nyara Sabally (beide New York Liberty) und Schwester Satou Sabally (Dallas Wings) sind die deutschen Topspielerinnen aus der amerikanischen Women‘s National Basketball Association (WNBA). Um ihre Rolle im Kader weiß Bär als Älteste dennoch bestens Bescheid: "Eine große Aufgabe ist einfach meine Erfahrung weiterzugeben, wenn es mal ein bisschen hitzig wird, den kühlen Kopf zu bewahren und das Team ein bisschen runterzuholen. Einfach die Gelassenheit so ein bisschen mit reingeben."
Mit 37 Jahren ist Romy Bär (re.) die erfahrendste deutsche Basketballerin.
"Gegen die USA spielt man eigentlich immer gern"
Im Testspiel am Dienstag gegen die USA trifft die deutsche Auswahl auf die wohl aktuell die beste Mannschaft der Welt. Seit den Olympischen Spielen 1996 ging keine Goldmedaille mehr an eine andere Nation, seit 2010 gab es keine anderen Weltmeisterinnen mehr. Für Romy Bär bleibt da nichts Anderes übrig als zu "genießen: Ich persönlich habe jetzt nichts zu verlieren. Es ist einfach cool gegen diese Frauen auf dem Feld zu stehen. Diese Chance hatte ich vorher nicht, weil wir uns nie für so krasse Sachen qualifiziert haben."
Der Test ist zwar eine letzte Standortbestimmung vor Olympia, das Ergebnis steht allerdings an zweiter Stelle. Viel wichtiger ist die Leistung der Mannschaft: "Man wird nicht so viel preisgeben in solchen Spielen. Am Spieltag muss die Performance stimmen, das kann zwei Wochen vorher noch ganz anders aussehen."
WNBA und DBBL "kann man gar nicht vergleichen"
Dass das Spiel in London unter verschiedensten Vorzeichen steht, kann man nicht nur auf die Titel der letzten Jahre zurückführen. Auch das Niveau in den heimischen Ligen unterscheidet sich deutlich. Während die amerikanische WNBA eine "super professionelle Liga mit den besten Spielerinnen der Welt" ist, kann die deutsche DBBL nicht mithalten. "Wir wollen professionell sein, aber haben die ganzen professionellen Strukturen gar nicht. Das ist in Deutschland eine ganz andere Welt, das hat einen ganz anderen Stellenwert." Ändern könnte sich das durch die Europameisterschaft 2025 und die Heim-WM ein Jahr später. Laut Bär könnten die Turniere Aufmerksamkeit und Gelder bringen, um die Strukturen zu verbessern.
Für die deutschen Basketballerinnen starten die Olympischen Spiele kommende Woche Montag (29. Juli 2024) mit dem ersten Gruppenspiel gegen Belgien.
Florian Back