Duschgel als Siegesprämie Grünen-Politikerin sieht Frauen im Sport benachteiligt
Die Equal-Pay-Debatte im Frauensport nimmt erneut Fahrt auf. Nach ihrem Quali-Sieg bei der "Two Nights Tour" in Garmisch-Partenkirchen kritisierte die Skispringerin Selina Freitag ihren dafür erhaltenen Preis – Duschgel und Handtücher – deutlich. Die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Tina Winklmann, erinnert das an die Kaffeeservice-Prämie des DFB.
Nach ihrem Quali-Sieg bei der "Two Nights Tour" in Garmisch-Partenkirchen hat die Skispringerin Selina Freitag die Ungleichbehandlung der Frauen im Sport angemahnt. Während die Männer bei einem solchen Erfolg ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Schweizer Franken bekämen, habe sie lediglich einen Beutel mit Duschgel, Shampoo und Handtüchern bekommen. "Da sieht man den Unterschied", so Freitag. Der Deutsche Skiverband (DSV) reagierte inzwischen auf die Kritik der Athletin und versprach das Thema gemeinsam mit dem Organisationskomitee angehen zu wollen.
Erinnerungen an Kaffeeservice-Prämie des DFB
Bei der sportpolitischen Sprecherin der Grünen Tina Winklmann weckt Freitags Darstellung Erinnerungen an die berühmte Kafferservice-Prämie des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) für die Deutsche Frauennationalmannschaft zum Gewinn des EM-Titels 1989. Da die Spielerinnen als Amateure keine Geldgewinne erhalten durften, schenkte ihnen der DFB stattdessen ein Kaffeeservice. "Die Geschichte wiederholt sich", so Winklmann im Gespräch mit MDR AKTUELL. "Leider erleben wir es immer noch sehr, sehr häufig, dass gerade wir Frauen im Sport eindeutig benachteiligt werden." Ein Kulturbeutel mit Handtüchern sei "alles andere als angebracht".
Winklmann sieht Frauen im Sport nicht nur finanziell benachteiligt
Winklmann mahnt zudem an, dass Frauen nicht nur finanziell im Sport benachteiligt würden. "Da geht es nicht nur um Prämien. Es geht auch darum Trainingsplätze und Sportstätten zu bekommen." Hier gebe es noch viel Rückstand. "Aber ich möchte auch an Selina Freitag sagen: Heb den Kulturbeutel auf, vielleicht landet er mal im Museum", so die Grünen-Politikerin. "Ich hoffe, dass wir irgendwann darüberstehen können (…) und die Leute den Kopf schütteln. Wie heute über das Kaffeservice."
Deutlich mehr Zuschauer bei der Vierschanzentournee
Klar ist jedoch, dass die "Two Nights Tour" derzeit deutlich weniger Beachtung erhält als die "Vierschanzentournee" der Männer, was ein Blick auf die Zuschauerzahlen des Qualifikationsspringens in Garmisch-Patenkirchen an Silvester zeigt. Während rund 10.000 Zuschauer vor Ort die Männer verfolgten, waren es bei den Frauen eine Stunde später nur noch 3.000. Winklmann zufolge muss deshalb geprüft werden, wie sich Prämien und Preisgelder umlegen lassen. "Das muss alles eine gewisse wirtschaftliche Basis haben."
Hiervon sei man aber derzeit noch weit entfernt. Wichtig sei es, sich bei der Verteilung der Gelder sowie auch in der Vermarktung des Sports nicht nur auf die Männer zu fokussieren. "So kann es natürlich auch zu einer neuen Goldverteilung kommen", sagt die Winklmann.
MDR(mbe)