Fußball | Regionalliga Erzrivalen BSG Chemie und 1. FC Lok bitten erneut zum Leipziger Ortsderby
Es gibt nicht viele Duelle im deutschen Fußball, die mehr Tradion haben als das Leipziger Ortsderby zwischen der BSG Chemie Leipzig und dem 1. FC Lok Leipzig. Am Sonntag tritt Grün-Weiß erneut gegen Blau-Gelb an - im Kampf um wichtige Liga-Punkte und die inoffizielle Stadtmeisterschaft.
Janik Mäder (27, Chemie) und Osman Atilgan (9, Lok) im Duell
Die Ausgangslage
Nach dem bitteren Aus im Sachsenpokal gegen den Oberligisten VFC Plauen sehnt sich die BSG Chemie Leipzig nach Wiedergutmachung. Vermutlich eignet sich kein anderes Spiel besser dafür als das Stadtderby, häufig auch Ortsderby genannt, gegen den Erzrivalen Lok Leipzig. Die Fans waren extrem enttäuscht nach dem Ausscheiden der Chemiker und kritisierten eine Woche vor dem so wichtigen Derby vor allem eine mangelhafte Einstellung gegen Plauen. Eine deutliche Steigerung wird erwartet. Nach Angaben von BSG-Trainer Miroslav Jagatic, der die Fan-Kritik aufgenommen und als berechtigt bezeichnet hat, habe die Mannschaft nach der Plauen-Pleite hart dafür gearbeitet, um es gegen Lok besser zu machen.
Neben der kritisierten Einstellung mangelt es der BSG aktuell vor allem an einem: erzielte Tore. Im Training sitzt so gut wie jeder Ball, aber wenn es ernst wird, scheinen die gegnerischen Tore zugenagelt zu sein. Ein Blick auf die Liga-Statistik offenbart: Nur der Berliner AK aus dem Tabellenkeller hat noch seltener getroffen. Mittlerweile scheint sich das Kaum-Tore-Problem in den Köpfen der Spieler regelrecht festgebissen zu haben. BSG-Stürmer Florian Kirstein bemängelte in den vergangenen Partien aber auch fehlendes Spielglück. "Was mich positiv stimmt, ist, dass wir uns nach dem Pokal-Ausscheiden zusammengerauft haben", so Kirstein im Gespräch mit "Sport im Osten".
Vorgeplänkel, Tabellensituation und Form spielen beim Ortsderby meist untergeordnete Rollen, das weiß man auch beim 1. FC Lok Leipzig. Dennoch: Nach dem Remis gegen Energie Cottbus und dem Weiterkommen im Pokal gegen Eilenburg hat die Elf von Almedin Civa zuletzt immerhin etwas Selbstvertrauen aufgebaut. Und das macht Hoffnung, denn viele überzeugende Auftritte hat die fast schon traditionell ambitionierte "Loksche" in dieser Saison noch nicht abgeliefert. Das Resultat: enttäuschender Tabellenplatz zwölf - einer hinter dem grün-weißen Rivalen.
An Einsatz und Willen wird es gegen Chemie am Sonntag sicher nicht mangeln, dennoch wird ein wichtiger Spieler möglicherweise fehlen, der in diesen Bereichen besondere Stärken hat: Mittelfeld-Motor Zak-Paulo Piplica steht für das Derby auf der Kippe. Aber auch ohne Kämpfer "Pipi" erwartet die Mannschaft am Sonntag ein echtes Kampfspiel. "Darauf haben wir uns eingestellt und wollen den Fans was zurückgeben", gab Lok-Allrounder Luca Sirch einen kleinen Ausblick im "Sport im Osten"-Interview.
Die vergangenen fünf Spiele
Babelsberg - Chemie 2:0 | Lok - Cottbus 2:2 |
Chemie - Greifswald 0:0 | Hansa II - Lok 1:1 |
CZ Jena - Chemie 1:0 | Lok - Erfurt 1:0 |
Chemie - Eilenburg 1:0 | V. Berlin - Lok 5:0 |
Meuselwitz - Chemie 2:4 | Lok - Hertha II 3:3 |
Der direkte Vergleich
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts messen beide Clubs – bzw. ihre jeweiligen Vorgängervereine – ihre Kräfte in Pflichtspielen. Das Leipziger Stadt-Derby ist mit bisher 109 Auflagen ähnlich traditionsreich wie das Hamburger Derby zwischen dem HSV und St. Pauli (108) sowie das Münchner zwischen TSV 1860 und dem FC Bayern (164 Duelle). In der Gesamtbilanz der Pflichtspiele führen der 1. FC Lok und seine Vorgängervereine, die bisher 54 Derbys für sich entscheiden konnten. Die Chemiker inklusive Vorgänger gewannen dabei 35 Mal. 20 Partien endeten remis.
In der jüngeren Vergangenheit, seit der Saison 2016/17, gab es zehn Aufeinandertreffen der beiden Rivalen – drei im Sachsenpokal und sieben in der Regionalliga Nordost. Der 1. FC Lok ist auch hier wegen seiner sechs Erfolge insgesamt oben auf und kann sich aufgrund der Ergebnisse aus der vergangenen Saison als inoffiziellen Stadtmeister bezeichnen. 2022/23 gab nicht nur den furiosen 8:7-Sieg nach Elfmeterschießen in der 3. Runde des Sachsenpokals, sondern auch ein 3:0 in Probstheida und ein 0:0 im Rückspiel im AKS, was gleichzeitig das bisher letzte Aufeinandertreffen der Mannschaften war.
So könnten sie spielen
- BSG Chemie: Bellot - Kastull, Horschig, Wendt - Brügmann, Mast, Jäpel, Surek - Mäder, Hilßner, Kirstein
- 1. FC Lok: Müller - Held, Schütt, Sirch, Zimmer - Grym, Löwe, Arslan, Weigel - Ziane, Atilgan
Stream und Ticker: Hier gibt's das Spiel live
Der MDR überträgt die Begegnung live im Fernsehen, im Internet auf sport-im-osten.de und in der SpiO-App - und natürlich wie gewohnt per Liveticker.
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