Fußball | 3. Liga Erzgebirge Aue nach "Achterbahn der Gefühle" auf dem richtigen Weg
Nach zwei Siegen zum Jahresabschluss kann Erzgebirge Aue einen positiven Schlussstrich unter eine turbulente Hinrunde ziehen. Unter Jens Härtel gilt es im neuen Jahr, die Leistungsschwankungen in den Griff zu bekommen.
"Es war eine Achterbahn der Gefühle." Marcel Bär brachte es in vielerlei Hinsicht auf den Punkt. Mit seinen zwei Toren war er Matchwinner im letzten Spiel des Jahres, das Aue mit ein wenig Glück vor den heimischen Fans gegen 1860 München 3:1 gewonnen hatte. Nach der frühen Führung durch Kilian Jakob hing das Spiel am seidenen Faden. Mitte der zweiten Halbzeit drohte die Partie in Richtung der Gäste zu kippen, ehe Bär sein Team gegen seinen Ex-Verein in der Schlussphase erlöste.
Dass er den Elfmeter zum zwischenzeitlichen 2:1 erst im zweiten Versuch verwandeln konnte, passt an diesem Tag ins Bild. Am Ende standen dennoch drei Punkte auf der Habenseite. Auch, weil Bär mit einem sehenswerten Lupfer kurz vor dem Abpfiff die letzten Zweifel am neunten Saisonsieg beseitigte.
Aues Saison mit Dellen und Wellen
Die Erleichterung war im gesamten Stadion spürbar. Nach einer Saison mit Höhen und Tiefen geht Aue das Weihnachtsfest mit zwei Siegen im Rücken an. Das hatte sich vor einigen Wochen noch keineswegs angedeutet. Die geräuschvolle Trennung von Cheftrainer Pavel Dotchev Anfang Dezember markierte den Tiefpunkt der von Bär beschriebenen "Achterbahn der Gefühle".
Dabei waren die Veilchen mit vier Siegen aus vier Spielen glänzend aus den Startlöchern gekommen, ehe "das Auf und Ab" (Bär) begann. "Wir hatten eine Delle, haben wieder gewonnen, dann hatten wir wieder eine Delle", blickte Aues Torjäger vom Dienst auf die zwischenzeitlichen Negativserien zurück.
"Initialzündung" gegen Sandhausen
Auch nach der Entlassung von Dotchev sah es zunächst nicht nach einer Trendwende aus. Die gelang aber kurz darauf beim spektakulären 6:4 in Sandhausen. "Die Initialzündung", betonte Interimstrainer Jörg Emmerich: "Für mich war entscheidend, wie die Jungs reagiert haben. Es war keine einfache Situation. Der ein oder andere war ein bisschen blockiert. Wir haben uns versucht, da herauszuarbeiten. Und das ist uns gelungen."
Sportchef Matthias Heidrich sah es ähnlich. "Es war keine einfache Zeit. Aber wir haben es geschafft, das Jahr versöhnlich abzuschließen." Grundsätzlich sei er mit der Entwicklung in den letzten Wochen zufrieden, "aber der Weg dorthin lässt schon ein bisschen unzufrieden zurück", meinte der 47-Jährige, der bei den Fans nach der Dotchev-Entlassung auch in der Kritik stand. "Wir hatten zu viele Schwankungen drin, deswegen tut der zweite Sieg heute extrem gut."
Härtel ab 1. Januar in der Verantwortung
Mit Jens Härtel konnte Heidrich bereits vor knapp zwei Wochen die Wunschlösung auf der Trainerposition präsentieren. Der 55-Jährige soll den Verein mit seiner Expertise und Erfahrung mittelfristig zurück in die 2. Bundesliga führen. Das war ihm bereits mit dem 1. FC Magdeburg und Hansa Rostock gelungen. Der Mannschaft hat sich Härtel bereits vorgestellt, ab dem 1. Januar wird er dann auch offiziell das Zepter an der Seitenlinie schwingen.
Die jüngsten Auftritte dürften ihn in jedem Fall positiv stimmen. Denn Aue hat sich auf dem Feld als Einheit präsentiert. Führungsspieler wie Martin Männel, Marvin Stefaniak oder eben Marcel Bär gehen voran. "Wir haben eine gute Mischung, eine gute Achse, an der sich die jungen Spieler aufziehen können", bekräftigte Bär. "Das funktioniert schon sehr gut. Und die Spieler, die momentan hinten dran sind, geben Gas im Training. Ich hoffe, dass sie die älteren Spieler ein bisschen entlasten können."
Neuzugänge im Winter möglich
Die Siege gegen Sandhausen und 1860 München konnten dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Aue vor allem im Angriff personell zu dünn aufgestellt ist. Das Fehlen von Torjäger Marcel Bär (neun Treffer in 18 Spielen) wurde vor allem beim 0:3 in Mannheim deutlich. Nicht umsonst werde man sich in der Winterpause mit möglichen Neuverpflichtungen beschäftigen, sagte Heidrich. "Vor allem, um einen möglichen Ausfall von Marcel Bär kompensieren zu können." Aktuell sei aber "nichts Konkretes geplant".
In derartige Überlegungen dürfte auch Härtel mit einbezogen werden. Präsident Roland Frötschner hatte ihm bereits "uneingeschränkte Rückendeckung und Unterstützung" zugesichert, um die "Weichen für eine erfolgreiche Zukunft" zu stellen. Den Grundstein dafür soll Härtel nach der Winterpause am 17. Januar auswärts bei Hannover 96 II legen.
Jens Härtel soll Erzgebirge Aue mittelfristig zurück in die 2. Bundesliga führen.
jsc