Toni Eggert, 2022

Rodeln | Weltcup "Ein Riesenprojekt" – Rückkehrer Eggert will bis Olympia 2030 weitermachen

Stand: 19.03.2024 15:53 Uhr

Mit neuem Partner kehrt der einstige Weltklasse-Doppelsitzer Toni Eggert in den Rodel-Weltcup zurück. Der große Traum: eine Olympische Goldmedaille – notfalls auch erst in sechs Jahren.

Auch wenn Toni Eggert während seines einjährigen Intermezzos als Trainer der US-amerikanischen Rodler keineswegs von der Bildfläche verschwunden war, "hat das Herz geblutet". Es war schwer mit anzusehen, wie seine langjährigen Teamkollegen und Rivalen weiterhin die Eiskanäle dieser Welt hinunterstürzen, während er mehr oder minder tatenlos am Rand zuschauen muss.

Und so fasste der 35-Jährige einen Plan. Nach zahlreichen Titeln und Medaillen in den vergangenen Jahren gab Eggert im Februar dieses Jahres sein Comeback bekannt. Gemeinsam mit seinem neuen Doppelsitzer-Hintermann Florian Müller will der gebürtige Thüringer noch einmal angreifen.

Rodeln ist nicht Taxifahren

Wie riskant dieser Plan ist, weiß er selbst am besten. Man wechselt schließlich nicht alle Tage einfach seinen Rodel-Partner. "Es ist nicht wie bei einem Taxifahrer, wo jeder mitfahren kann", sagt Eggert im MDR-Interview. "Man braucht viel Training, muss sich aufeinander stellen. Wir stehen erst ganz am Anfang und müssen es schaffen, als Team eine Einheit zu bilden."

Solch ein Team bildete Eggert über Jahre gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Sascha Benecken. Das Duo fuhr unter anderem zu elf Weltmeistertiteln und dominierte im Verbund mit Tobias Wendl und Tobias Arlt über Jahre hinweg die internationale Konkurrenz im Doppelsitzer. Wenig verwunderlich, dass der Neuanfang mit dem 22-jährigen Müller einige Herausforderungen mit sich bringt.

Müller nimmt sieben Kilo in vier Wochen ab

Das liegt nicht zuletzt an der Körpergröße. Müller ist zwar nur ein paar Zentimeter größer als Benecken, was dennoch eine "enorme Umstellung" mit sich bringt. "Vier Zentimeter in einem Schlitten bedeuten sehr, sehr viel", erklärt Eggert. "Der Schlitten ist größtenteils an den Hintermann angepasst, weil der mehr Kontaktfläche hat." Schon deshalb muss Müller sein Gewicht reduzieren, was ihm allerdings schon hervorragend gelungen ist.

"Er ist extrem motiviert und hat sieben Kilo in vier Wochen abgenommen", lobt Eggert den Oberwiesenthaler. "Das ist beeindruckend und zeigt mir, dass er zu 100 Prozent dahintersteht." Müller zeige grundsätzlich vielversprechende Veranlagungen. Der ehemalige Junioren-Weltmeister ist "extrem ehrgeizig" – und das in vielerlei Hinsicht. Damit passt er perfekt zu Eggert, dem ein Hang zum Perfektionismus nachgesagt wird.

Rennrodler Florian Mueller

Florian Müller startet bislang im Einsitzer. Nun will er zusammen mit Toni Eggert im Doppelsitzer für Furore sorgen.

Harte Konkurrenz im deutschen Weltcupteam

Dass es in erster Linie aber ein "Experiment" ist, weiß auch der sechsfache Gesamtweltcup-Sieger. Es gibt keine Erfolgsgarantie, zumal sich das Duo erst einmal einen Startplatz im deutschen Weltcupteam erarbeiten muss. Dort sind nach wie vor die dreifachen Olympiasieger Wendl/Arlt gesetzt. Dahinter haben sich die Thüringer Hannes Orlamünder und Paul Gubitz mit konstanten Leistungen in der vergangenen Saison etabliert. Eggert bringt natürlich jede Menge Erfahrung mit, weiß aber auch, dass er mit Müller zu Beginn den einen oder anderen "Rückschlag erleben" wird.

Auch deshalb ist das Projekt nicht nur für kurze Zeit angelegt. Eggerts großes Ziel ist nach wie vor eine Olympische Goldmedaille, die ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Bis zu den Spielen 2026 in Mailand/Cortina d'Ampezzo drängt allerdings die Zeit. Das Duo muss sich kennenlernen, einen neuen Schlitten anfertigen, etliche Trainingsfahrten absolvieren und ein Gefühl füreinander in der Eisrinne entwickeln, in der nicht selten Hundertstelsekunden den Unterschied machen.

Eggert: Olympia 2030 als Langfristziel

Auch aus diesem Grund peilt Eggert neben Olympia 2026 auch die Spiele 2030 an. "Wir fangen hier ein Riesenprojekt an, wofür Florian seine Einzelkarriere beendet hat und wir viel investieren müssen. Und das in zwei Jahren wieder in die Ecke zu stellen, macht für mich keinen Sinn", erklärt Eggert. "Klar bin ich nicht mehr der Allerjüngste, aber sechs Jahre sollten noch machbar sein."

Natürlich habe wir Ziele und natürlich möchten wir Olympiasieger werden. |

Eggert wäre dann 41. Dass man auch in diesem Alter noch zu den Top-Athleten gehören kann, bewies einst Georg Hackl. Was Deutschlands ehemaliger Vorzeige-Rodler mit drei Olympischen Goldmedaillen bereits erreicht hat, strebt nun auch Eggert an. "Jeder Sportler strebt danach zu gewinnen. Natürlich habe wir Ziele und natürlich möchten wir Olympiasieger werden."

Zunächst aber freue er sich "total darauf wieder Wettkämpfe fahren zu können." Denn das hatte er schließlich ein ganzes Jahr lang schmerzlich vermisst.

jsc