Geldstrafen ohne Ende Dynamo Dresden zahlt immer wieder Strafen – doch nichts ändert sich
Wenn Sie an Dynamo Dresden denken, haben Sie dann eher Fußball vor Augen? Oder eher brennende Bengalos in der Fankurve? Die Anhänger der SGD sorgen oft für Eklats. Erst vor wenigen Tagen wurde der Verein wieder zu einer Geldstrafe von über 51.000 Euro verpflichtet. Ein MDR-AKTUELL-Nutzer fragt, wie der Verein das stemmt und was er gegen diese "Chaoten" tut.
- MDR-Recherche: Dynamo Dresden hat sei 1990 etwa 1,3 Millionen Euro Geldstrafen gezahlt.
- Das Geld fehlt dem Traditionsverein an anderen Stellen.
- Die Gründe für die Bestrafungen durch den DFB sind vielfältig.
- Fan-Beauftragter: Bengalos gehören zur Fankultur.
Ein sehr guter Fußballspieler in der zweiten Bundesliga, das ist zum Beispiel Tim Kleindienst vom FC Heidenheim. Er ist Torschützenkönig und hat einen Marktwert von drei Millionen Euro. Reicht die Gesamtsumme aller Geldstrafen, die Dynamo Dresden zahlen musste, aus, um Kleindienst zu verpflichten?
David May, Bereichsleiter Organisation bei Dynamo Dresden, tut sich schwer mit der Frage. Denn es sei nicht einfach, die Gesamtsumme der Geldstrafen zu ermitteln. In den letzten Jahren könnten es etwa eine Million Euro gewesen sein.
May sagt: "Was ich sagen kann, in den letzten zehn Jahren ungefähr, da sind wir bei plus minus einer Million. Ob man damit einen guten Zweitligaspieler verpflichten kann, will ich nicht bewerten."
1,3 Millionen Euro Strafe seit 1990 sind Bundesliga-Niveau
MDR AKTUELL hat nachgerechnet. Allerdings fehlen Daten aus den 1990er und 2000er Jahren. Für die letzten 13 Jahre ergibt sich jedoch ein recht klares Bild: Dynamo Dresden gehört deutschlandweit zu den Fußballvereinen mit den meisten Geldstrafen. Jede Saison zahlte die Sportgemeinschaft durchschnittlich knapp 100.000 Euro, weil sich Anhänger daneben benahmen. In den letzten 13 Jahren kamen knapp 1,3 Millionen Euro zusammen.
Dynamo-Experte: Klar fehlt das Geld dem Verein an anderer Stelle
Geld, das dem Verein durchaus fehlen dürfte, meint Thorsten vom Wege, Dynamo-Experte in der MDR-Sportredaktion. Natürlich hätte der Verein diese Summe durchaus besser investieren können - sei es in Personal, sei es in Infrastruktur. Ein Teil der Strafe, auch das gehört zur Wahrheit, wird allerdings immer ausgelobt, um die Rahmenbedingungen so zu verändern, damit die Vorfälle minimiert werden können. Das klappt aber offenbar nur bedingt in Elbflorenz.
Gründe für Bestrafungen sind vielfältig
Dynamo wurde aus vielen Gründen bestraft: Anhänger stürmten den Platz oder die Kabine, warfen Gegenstände, darunter Böller, attackierten Gegenspieler mit Lasern, zertrümmerten Toiletten, schlugen sich mit Ordnungsdiensten, zeigten den Hitler-Gruß, besprühten Polizisten mit Pfefferspray und vieles mehr. In einem DFB-Pokalspiel gegen RB Leipzig warfen sie einen abgetrennten Bullenkopf in den Stadion-Innenraum.
Dynamo versuche durchaus etwas gegen die Chaoten zu tun, meint Thorsten vom Wege. Es gebe Stadionverbote und andere Maßnahmen, etwa um die Kommunikation zwischen Fans und Verein zu verbessern. Doch vor personalisierten Tickets scheue sich der Verein.
Es gibt aber auch Dinge, an die man aus verschiedenen Gründen nicht ran will, beispielsweise personalisierte Tickets. Der Einfluss der Fans auf den Club ist sehr groß. Nicht alles, was wünschenswert wäre aus Sicherheitsgründen, ist auch durchsetzbar. Thorsten vom Wege, MDR-Sportreporter |
Fan-Beauftragter: Bengalos gehören zur Fußballkultur
Immer wieder zünden die Dynamo-Anhänger Pyrotechnik: Bengalos, Rauchbomben, Böller, Leuchtraketen. Die Verantwortlichen im Verein weisen darauf hin, dass es wichtig sei, zu unterscheiden.
Manches, wie z.B. brennende Bengalos, gehöre einfach zur Fankultur, sagt Marek Lange, der Dynamo-Fanbeauftragte. Als positives Beispiel führt er die Partie gegen Saarbrücken an. Lange sagt: "Wenn man sich das Spiel gegen Saarbrücken anschaut, da wurde zur 53. und zur 70. Minute Pyrotechnik gezündet, das ist das Geburtsdatum von Dynamo Dresden. Das ist alles positiv konnotiert." Doch Geldstrafen sind nur ein Posten.
Hinzu kamen andere finanziell empfindliche Strafen, wie Geisterspiele und Blocksperren. Dresden wurde auch schon für eine komplette Saison vom DFB-Pokal ausgeschlossen. Bezieht man all das ein, dann dürften in den letzten 13 Jahren zwei Millionen Euro an Geldstrafen zusammen gekommen sein.
Und ja, davon hätte man zwar nicht Tim Kleindienst vom FC Heidenheim kaufen können, aber ein anderer nicht ganz so guter Stürmer wär schon drin gewesen.
Bengalo-Feuerwerk von Dynamo-Fans in Saarbrücken
André Seifert, MDR AKTUELL (ans)